Ein Jahrhundert Lebenszeit

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Karl Meier ist der älteste Bewohner des Ernst-Faber-Hauses. Er wurde am Sonntag 100 Jahre alt. Bürgermeister Thomas Nowak gratulierte im Namen der Stadt. Foto: Martin Koch
Karl Meier ist der älteste Bewohner des Ernst-Faber-Hauses. Er wurde am Sonntag 100 Jahre alt. Bürgermeister Thomas Nowak gratulierte im Namen der Stadt. Foto: Martin Koch

Karl Meier lebt mit 100 Jahren rüstig und wohlauf im Ernst-Faber-Haus. Gerne würde er noch ein paar Jahre so weiter machen.

Fast bis zu seinem 100. Geburtstag lebte Karl Meier in seiner Eigentumswohnung in Coburg und versorgte sich weitgehend selber. Im April dieses Jahres zog Meier ins Ernst-Faber-Haus. Am Sonntag vollendete der erstaunlich rüstige Altersjubilar dort sein 100. Lebensjahr und fühlt sich dort sichtlich wohl.


Freude am Leben

Er hat große Freude am Leben. "Manchmal glaube ich das nicht", sagte Karl Meier bei einer kleinen Feier aus Anlass seines hohen und runden Geburtstages. Er fühle sich keineswegs so, als habe er ein Jahrhundert Lebenszeit hinter sich. In den 100 Jahren seit 1916 sei allerhand los gewesen, sagt er mit einem leichten Schmunzeln. "Wenn das so weitergeht, mache ich gerne noch ein paar Jahre weiter."
Tatsächlich hat Karl Meier einen überdurchschnittlich abwechslungsreichen Lebenslauf hinter sich. Er kam am 3. Juli 1916 in Blumenthal (Schleswig-Holstein) auf die Welt.
Geburtsort war das dortige Schulhaus. Seit Vater war der Dorflehrer, und auch schon sein Großvater hatte den Lehrerberuf ausgeübt. Karl Meier hatte in jungen Jahren selber mit einem Lehramtsstudium begonnen. Dann reifte in ihm die Entscheidung, dass er mit einem Lehrerdasein nicht glücklich werden würde.
Dann begann ja auch schon der Zweite Weltkrieg. In den Diensten der deutschen Wehrmacht war Karl Meier vom 1. September 1939 bis zur Kapitulation am 8. Mai 1945 dabei. Am Kriegsende geriet Meier in Kriegsgefangenschaft. Doch die dauerte für ihn genau einen Tag, der wendige junge Mann konnte einen Tag nach seiner Gefangennahme wieder türmen.


Liebe auf den ersten Blick

Zu diesem Zeitpunkt war er ja schon verheiratet und junger Vater. Er hatte seine aus Coburg stammende Ehefrau Else Hedwig auf einem Bahnhof in Osteuropa kennengelernt. Meier: "Sie stand auf dem Bahnsteig, sie fuhr mit dem Zug, und sie hat mir gleich gefallen", erinnerte sich Karl Meier. 1943 heirateten die jungen Leute in der Coburger St. Moriz Kirche. 1944 kam Sohn Albrecht Meier auf die Welt. Der junge Mann sammelte in den Nachkriegsjahren eine große Menge an Berufserfahrung. Heute würde man sagen, er habe sich zum perfekten Allrounder entwickelt. Er erlernte in einer norddeutschen Windmühle das Müllerhandwerk. Er arbeitete im Laufe der Jahre als Tankwart und als Autoverkäufer. In den Sommermonaten verkaufte er Getränke an die Sommerfrischler an den Ostseebädern. Er war Elektroschweißer in einer Werft in Lübeck. Sieben Jahre lang führten die Eheleute zwei Jugendherbergen in Norddeutschland. Die Beziehungen nach Coburg, die Heimat von Else Hedwig Graf, rissen nie ab. Die Familie fuhr einmal sogar mit dem Motorrad von Schleswig-Holstein nach Coburg, Karl Meier als Fahrer, Ehefrau Else Hedwig als Sozia und Sohn Albrecht im Beiwagen. "Das war eine Zweitagestour", erinnerten sich Vater und Sohn am Sonntag.


Kann nicht ruhig sitzen

Vor 30 Jahren zog das Ehepaar nach Oberfranken, zunächst in den Landkreis Lichtenfels. 1988 kauften sie sich eine Eigentumswohnung im Heilig-Kreuz-Quartier. 2003 musste Karl Meier von seiner Ehefrau Abschied nehmen.
Aber jetzt genießt Karl Meier das Leben im Ernst-Faber-Haus. "Ich kann nicht einfach nur auf dem Stuhl sitzen", sagte er am Sonntag. Vom gemeinsamen Singen über die Gymnastik bis hin zum Kegeln nimmt Karl Meier gerne an den Freizeitangebote im Haus teil. Und eine besondere Lebensweisheit spornt ihn immer wieder an: "Man darf sich selber nicht so wichtig nehmen, dann kommt man im Leben gut zurecht."
Die Glückwünsche der Stadt Coburg übermittelte Bürgermeister Thomas Nowak, es gratulierte auch Heimleiter Diakon Matthias Ernst. mako