Patrick Püttner ist neuer Geschäftsführer der Metallarbeitgeberverbände in Oberfranken.
Die vbw-Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft und die Bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbände bayme vbm sind starke Partner der Wirtschaft in Bayern: Die Metallarbeitgeberverbände beraten Unternehmen vor allem im Arbeitsrecht und bieten ihren Mitgliedsfirmen Serviceleistungen an, etwa in der Weiterbildung. Auch werden Förderprogramme unterstützt, aktuell etwa bei der Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt. Die Geschäftsstelle Oberfranken von bayme vbm vbw hat ihren Sitz in Coburg - und seit 1. April ist mit Patrick Püttner ein gebürtiger Coburger neuer Geschäftsführer.
Was reizt Sie an Ihrer neuen Aufgabe und worin sehen Sie Ihre größten Herausforderungen?Patrick Püttner: Als Geschäftsführer von bayme vbm und vbw kann ich als Stimme der Wirtschaft tätig sein - und das für meine Heimat.
Wichtig ist es mir, die Botschaft der Region zu transportieren.
Wie lautet die Botschaft?Es geht uns um die Wettbewerbsfähigkeit unserer oberfränkischen Unternehmen.
Wie ist es um diese bestellt?Oberfranken steht besser da als das vor vielen Jahren vielleicht noch erwartet worden ist. Aber es gibt schon noch, speziell bei der Infrastruktur, einiges zu tun.
Was genau?Wichtig ist vor allem der Ausbau von Schiene und Straße. Die Straße ist nun einmal der bedeutendste Verkehrsweg, und da fehlt es in Oberfranken vor allem an einer leistungsfähigen Ost-West-Verbindung. Da sind die vier Oberzentren Coburg, Bamberg, Bayreuth und Hof noch nicht gut genug miteinander verbunden.
Es kann doch nicht sein, dass wenn ich von Coburg aus einen Termin in Hof habe, dann einen halben Tag nur auf der Straße verbringe.
Was schlagen Sie vor?Es muss ein punktueller Ausbau der Straßen erfolgen. Bei der B173 wäre ein vierstreifiger Ausbau zur Anbindung der Wirtschaftsräume Lichtenfels, Kronach und Kulmbach an das Autobahnnetz sinnvoll.
Zur Schiene: Setzen Sie sich auch für einen ICE-Systemhalt in Coburg ein?Ich sehe ja immer ganz Oberfranken. Und da ist es mir wichtig, insgesamt gute Lösungen zu finden. Der Realisierung planmäßiger Halte in Coburg und Bamberg kommt dabei eine sehr hohe Bedeutung zu.
Nicht gut wäre, wenn die ICE-Halte, die in Lichtenfels wegfallen, nicht ausgeglichen werden.
Was sind weitere Themen?Eine der größten Herausforderungen ist die Digitalisierung auch im ländlichen Raum. Wir haben viele kleinere und mittelständische Unternehmen, viele ,hidden champions', die gute Datenleitungen brauchen. Wir fordern eine flächendeckende Versorgung mit 100 Megabit pro Sekunde bis 2020, um wettbewerbsfähig bleiben zu können.
Sie haben vorhin gesagt, dass Oberfranken besser dasteht als gedacht. Woran liegt das?Stimmt, denn zum Beispiel haben wir eine sehr niedrige Arbeitslosenquote. Das liegt daran, dass unsere Unternehmen Arbeitsplätze schaffen.
Deshalb ist es so wichtig, die Wettbewerbsfähigkeit dieser Unternehmen zu erhalten und zu stärken.
Wie können bayme vbm vbw dabei helfen?Wir stehen den Unternehmen fachlich zur Seite. In unserem Team arbeiten vier Volljuristen, die alle Arbeitsrechtler sind. Wir bieten aber mehr an als nur die Beratung zum Arbeitsrecht. Wir sind auch ein Serviceunternehmen, bieten Wissensvermittlung an, legen Förderprogramme auf, ergreifen Maßnahmen zur Fachkräftesicherung.
Welche Maßnahmen sind das konkret?Aktuell haben wir zum Beispiel das Förderprogramm IdA zur Integration von Asylbewerbern in den Arbeitsmarkt. Die Flüchtlingsintegration ist eine große gesellschaftliche Herausforderung. Es gibt doch keine bessere Integration als durch Ausbildung und Arbeit. Und dabei wollen wir helfen.
Außerdem werben wir beispielsweise für die "MINT"-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) . Auch versuchen wir, bereits junge Leute und insbesondere Mädchen für Technik und technische Berufe zu begeistern.
Am 15. Juni veranstalten bayme vbm wieder die Reihe "Hochschule und Unternehmer im Dialog". Wie wichtig ist eine enge Zusammenarbeit von Hochschule und Wirtschaft?Sehr wichtig. Die Hochschule kann von den Unternehmen profitieren - und andersherum. Wichtig ist, dass die Absolventen überhaupt wissen, welch tolle Unternehmen es hier in der Region gibt. Und wenn sie diesen Standort bereits während ihres Studiums kennen und schätzen gelernt haben,wählen sie ihn vielleicht auch für ihr Arbeitsleben aus.
Wie läuft die Zusammenarbeit?Sehr gut. Viele Firmen sind in den Dialog eingebunden.
Wie gut ist der Kontakt der Verbände zur Hochschule?Der sehr gute Kontakt ist auch ein Verdienst meines Vorgängers Franz Brosch, der ein Netzwerk geschaffen hat. Und davon profitieren alle: Hochschule, Unternehmen, Politik.
Welche Perspektiven sehen Sie für die Wirtschaft in Oberfranken?Ich hoffe, dass wir bei der Digitalisierung eine gute Rolle einnehmen können. Das wäre wichtig für die weitere Entwicklung und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Die Digitalisierung ist aber auch eine Herausforderung für die Politik.
Welchen Wunsch hätten Sie für oder von der Region Oberfranken?Ich würde mir wünschen, dass es in der hiesigen Wirtschaft noch erfolgreicher läuft als bisher. Und, dass die Region noch weiter zusammenwächst.
Dazu gehört, wie anfangs erwähnt, auch eine bessere Verbindung zwischen den vier Oberzentren. Die Region hat viel zu bieten - und das muss auch nach außen transportiert werden. Wir müssen noch selbstbewusster werden.
Was schätzen Sie persönlich an Ihrer Heimat Oberfranken?Die Landschaft, die Menschen, die Genussregion, die Kultur und den Sport.
Zur Person Patrick Püttner ist 44 Jahre alt. Nach dem Abitur am Gymnasium Ernestinum in Coburg studierte er Jura in Würzburg und legte dort sein erstes und zweites Staatsexamen ab. Zunächst arbeitete er vier Jahre in der bayme vbm vbw-Geschäftsstelle in der Lossaustraße in Coburg, ehe er für zwölf Jahre nach Würzburg ging: Dort war er bei bayme vbm vbw als Arbeitsrechtler tätig. Seit 1.
April ist er nun bayme vbm vbw-Geschäftsführer für Oberfranken, mit Sitz in Coburg. Patrick Püttner ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er mag Sport, aktiv wie passiv. Sein Herz hing zuletzt sehr an den Volleyballern der VSG Coburg/Grub. Jetzt hofft er auf einen erfolgreichen Neustart der GreenEnergyVolleys.