Ein Belgier packt aus: "Die Coburger sind ganz wild auf unser Bier!"

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Feuerwehrmann Stephan Coesens aus Oudenaarde besucht regelmäßig die Partnerstadt Coburg. Hier wird er von Oberbürgermeister Norbert Tessmer herzlich begrüßt. Foto: Daniela Pondelicek
Feuerwehrmann Stephan Coesens aus Oudenaarde besucht regelmäßig die Partnerstadt Coburg. Hier wird er von Oberbürgermeister Norbert Tessmer herzlich begrüßt. Foto: Daniela Pondelicek
Gruß vom Rathausbalkon Foto: Daniela Pondelicek
Gruß vom Rathausbalkon Foto: Daniela Pondelicek
 

Seit 45 Jahren gibt es die Städtepartnerschaft zwischen Coburg und Oudenaarde. Längst sind viele tiefe Freundschaften entstanden.

Sie begann im Jahr 1972 und ist heute eine der aktivsten Städtepartnerschaften der Vestestadt: Seit 45 Jahren pflegt Coburg die Freundschaft mit dem belgischen Oudenaarde.

Um dieses Jubiläum gemeinsam zu feiern, verbringen Vertreter der Stadt Oudenaarde jetzt ein Wochenende in Coburg. Am Donnerstag kamen sie an und wurden von Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) und Zweiter Bürgermeisterin Birgit Weber (CSU) begrüßt.


Dauergast gerät ins Schwärmen

Etwa 700 Kilometer hatten die Belgier im Bus zurückgelegt und waren acht Stunden unterwegs. "Es hat sich gar nicht so angefühlt, als hätte die Fahrt so lange gedauert", erzählt Stephan Coesens und schmunzelt. Er ist Vertreter der Feuerwehr von Oudenaarde und macht sich etwa fünf bis sechsmal im Jahr auf den Weg nach Coburg. Deshalb habe er sich wohl schon an die Reisedauer gewöhnt - aber auch die Vorfreude lasse die Zeit bis Coburg verfliegen. "Ich komme immer wieder gerne hierher, und auch meiner Familie gefällt es hier." Es fühle sich für ihn bei seinen Besuchen so an, als würde er eine ganz andere Welt betreten. "Ich mag es, dass das Zusammensein in Coburg so gemütlich ist, aber die Coburger selbst immer ein bisschen verrückt sind!". Besonders stolz mache ihn der regelmäßige Verkaufsstand auf dem Coburger Weihnachtsmarkt, an dem jeweils am ersten Adventswochenende Spezialitäten aus Oudenaarde verkauft werden. "Wir haben in Oudenaarde vier Brauereien und ich freue mich sehr darüber, dass sich das Bier unserer Brauereien auf dem Weihnachtsmarkt so gut verkauft.". Und auch auf die Pralinen aus Oudenaarde seien die Coburger ganz wild. "Dafür sind wir ganz verrückt nach der Coburger Bratwurst", schwärmt er. Es sei sogar gut möglich, dass er Coburg nach der Jubiläumsfeier nicht lange fernbleibe: "Vielleicht komme ich im Juli mit ein paar Feuerwehrmännern zum Run-and-Bike-Marathon. Schließlich haben uns Coburger schon bei unserem 24-Stunden-Benefizlauf unterstützt."


Auch die Tochter kommt mit

Auch Anja Vanacker kommt immer wieder gerne nach Coburg. "Es gibt so vieles, was mir an Coburg gefällt", schwärmt sie. Die Menschen seien sehr zuvorkommend und freundlich, deshalb fühle sie sich richtig wohl. "Außerdem fasziniert es mich, dass die Historie von Belgien und Coburg durch Leopold I. miteinander verwoben ist." Doch auch in der Stadt selbst finde sie es schön: "All die historischen Häuser, Schlösser und Museen sind so gut erhalten und gepflegt." Sie bringe sie auch manchmal ihre inzwischen 13 Jahre alte Tochter mit nach Coburg. "Ich glaube, sie kennt mittlerweile schon alle Spielplätze der Stadt in- und auswendig!" Als Lehrerin habe sie in Oudenaarde Schüler eines Erasmusprojektes betreut, und so sei ihr die Idee gekommen, ein Austauschprojekt mit Schülern aus Oudenaarde und Coburg ins Leben zu rufen. "In Kooperation mit der Berufsschule machen sechs Schüler aus Oudenaarde ein zweiwöchiges Praktikum bei einer Coburger Firma, und im Gegenzug kommen acht Schüler aus Coburg zu uns nach Belgien, um dort in den Arbeitsalltag in unseren Firmen hinein zu schnuppern", erklärt sie.


Der OB mahnt und appelliert

OB Norbert Tessmer betonte beim Empfang, dass das Jubiläum der Städtepartnerschaft auch dazu einlade, in die Zukunft zu schauen. "Städtepartnerschaften standen vor nicht allzu langer Zeit auf dem Prüfstand, da man glaubte, die Narben des Zweiten Weltkrieges seien geschlossen und man bräuchte sie nicht mehr, um eine europäische Gemeinschaft zu zeigen", erklärt er. Den Gedanken habe man nun allerdings verworfen, da am Horizont dunkle Wolken für Europa aufzögen. "Nationalistische Tendenzen gefährden die europäische Gemeinschaft und drohen, einstmals gute Beziehungen zu zerstören", sagt er. Deshalb solle man alles dafür tun, damit sich diese Tendenzen nicht ausbreiten: "In Europa herrscht seit 70 Jahren Friede - es ist unsere Aufgabe, diesen nicht aufs Spiel zu setzen."