Den Bau von aufwendigen Nebengebäuden für das Theater sparen und den Betrieb dauerhaft an den Coburger Güterbahnhof verlagern. Dieser Vorschlag wird in Coburg heftig diskutiert.
Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) hat am Freitag ausführlich Stellung genommen (siehe hier). Die Wählergemeinschaft Pro Coburg (WPC) hatte vorgeschlagen, das Landestheater über die Sanierungszeit hinaus im Globe anzusiedeln. Das Theatergebäude am Schlossplatz könne dann für Events, Tagungen oder einzelne Vorstellungen des Theaters genutzt werden. Damit wäre, so die Argumentation, nur die Sanierung des Großen Hauses nötig, nicht aber die Schaffung weiterer Nebengebäude.
Das Globe sei aber nicht als Dreispartenhaus konzipiert, sondern lediglich als Übergangslösung, argumentiert Tessmer. Sobald das Theater saniert und der Betrieb wieder an den Schlossplatz gezogen ist, soll das Globe für Events und Veranstaltungen aller Art genutzt werden können. In der Nachbarschaft befindet sich die frühere Stückguthalle ("Alte Pakethalle"), die jetzt schon viel genutzt wird. Außerdem sollen auf dem Güterbahnhofsgelände Startups und junge Unternehmen unterkommen.
Die Stadt kann den Theaterbetrieb auch nicht einfach so mal eben dauerhaft verlagern. Im Landestheatervertragzwischen der Stadt und dem Freistaat Bayern aus dem Jahr 1924 ist geregelt, dass die Stadt "das frühere Hoftheater unter der Bezeichnung "Coburger Landestheater" auf
seiner bisherigen künstlerischen Höhe unter Darbietung von Oper und Schauspiel fortzuführen" verpflichtet sei. Dafür darf sie die Theatergebäude, die dem Freistaat Bayern gehören, unentgeltlich nutzen. An Sanierungskosten muss sich die Stadt beteiligen. Üblich waren da jeweils 75 Prozent für den Freistaat und 25 Prozent für die Stadt.
Auch aus den übrigen Stadtratsfraktionen kam heftige Kritik für das Vorgehen der WPC. Was sie von dem WPC-Vorschlag hält, fasst Petra Schneider, Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion, in einem Wort zusammen: "Nichts." Darüber hinaus genügen ihr drei Sätze: "Der Antrag von Pro Coburg hat einen falschen Grundtenor: das Globe ersetzt nicht das Landestheater. Pro Coburg will das LTC schließen bzw. es zu einer Eventlocation abqualifizieren. Pro Coburg schadet der Stadt Coburg, weil sie einen der wichtigsten Standortfaktoren und Traditionen sterben lassen möchte."
"Wir halten überhaupt nichts davon", sagt Christian Müller namens der CSB. "Für mich ist absurd und abwegig, was die WPC da fordert. Das wäre ein Wegfall der Geschäftsgrundlage für die alten Verträge. Und da hätte Coburg alles zu verlieren."
René Hähnlein (Linke/SBC) hält ebenfalls "wenig bis gar nichts" von dem Vorschlag, das Theater dauerhaft an den Güterbahnhof zu versetzen. "Der Antrag kommt zu spät. Ich hätte mir diese Kritik mal 2016 oder 18 gewünscht, als die Sanierungskonzepte vorgetragen wurden." Außerdem, fügt Hähnlein an, widerspreche der Antrag der wiederholten Forderung der WPC nach einer Schlossplatztiefgarage.
Wäre es nicht sinnvoller, darüber zu diskutieren, ob wir das Globe und damit einen weiteren Kostenfaktorüberhaupt brauchen? Wenn das Landestheater renoviert werden muss, dann haben wir eben für diese Zeit kein Theater. Das wird wohl zu verkraften sein. Außerdem wäre es die Chance für eine künstlerische Neuausrichtung nach den verheerenden Kritiken über die letzten Stücke.
War klar. Der Vorschlag ist zu sinnvoll, um in Coburg Zustimmung zu finden.
Ehrlich jetzt? "Dieser Vorschlag wird in Coburg heftig diskutiert." – Aber nur dann, wenn man "Diskussion" mit "Grablegung" gleichsetzt.