Die Linken starten in Coburg in den Wahlkampf

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Katja Kipping mit Eis und René Hähnlein auf dem Coburger Marktplatz. Fotos: Oliver Schmidt
Katja Kipping mit Eis und René Hähnlein auf dem Coburger Marktplatz.  Fotos: Oliver Schmidt
Nicht alle Biertischgarnituren wurden benötigt.
Nicht alle Biertischgarnituren wurden benötigt.
 
Bürger im Gespräch mit Katja Kipping
Bürger im Gespräch mit Katja Kipping
 
Trinken!
Trinken!
 
Abkühlung
Abkühlung
 
Musik gab's auch
Musik gab's auch
 
Kennen sich noch gut aus gemeinsamen Zeiten bei der Gewerkschaft: Jürgen Apfel (links), Erster Bevollmächtigter der IG Metall in Coburg, und Klaus Ernst, ehemaliger Erster Bevollmächtigter der IG Metall in Schweinfurt - und auch ehemaliger Bundesvorsitzender der Partei Die Linke.
Kennen sich noch gut aus gemeinsamen Zeiten bei der Gewerkschaft: Jürgen Apfel (links), Erster Bevollmächtigter der IG Metall in Coburg, und Klaus Ernst, ehemaliger Erster Bevollmächtigter der IG Metall in Schweinfurt - und auch ehemaliger Bundesvorsitzender der Partei Die Linke.
 
 
 
Klaus Ernst im Gespräch mit Vertretern der MLPD
Klaus Ernst im Gespräch mit Vertretern der MLPD
 
 
 
Von links: Landtagskandidatin Petra Hähnlein, Katja Kipping, Klaus Ernst und Bundestagskandidat René Hähnlein.
Von links: Landtagskandidatin Petra Hähnlein, Katja Kipping, Klaus Ernst und Bundestagskandidat René Hähnlein.
 
Diskussionsrunde auf dem Marktplatz
Diskussionsrunde auf dem Marktplatz
 
 
 
 
Erinnerungsfoto in Coburgs "guter Stube"
Erinnerungsfoto in Coburgs "guter Stube"
 
 
 

Auf dem Marktplatz sprachen am Freitag die Bundesvorsitzende Katja Kipping und auch ihr Vorgänger Klaus Ernst. Aber auch viele noch Linkere schauten vorbei. Im Mittelpunkt standen der Kampf gegen Hartz IV und gegen die Hitze.

Katja Kipping gönnte sich noch schnell ein Eis, bevor die Kundgebung losging. "Die Kugeln sind hier aber groß", staunte die in Berlin lebende Bundesvorsitzende der Partei Die Linke. Nach einem kurzen Bummel über den Coburger Marktplatz suchte sie dann zumindest kurzzeitig etwas Schatten am Infostand ihrer Genossen.

Prompt erblickte sie einen Flyer, der angesichts der Temperaturen am Freitagnachmittag plötzlich eine ganz neue Bedeutung bekam: "Wasser ist ein Menschenrecht"! Katja Kipping musste schmunzeln: "Und Hitzefrei müsste auch eines sein!" Andererseits: Die 35-Jährige war ja gerne zum Arbeiten beziehungsweise zum Wahlkämpfen nach Coburg gekommen, wie sie betonte.
Zumal mit Klaus Ernst, den sie einst an der Parteispitze beerbt hat, noch ein weiterer Promi der Linken am Marktplatz begrüßt wurde.


"A schön's Stadterl!"

Als Klaus Ernst eintraf, staunte der erstmal über die Kulisse: "A schön's Stadterl!" Dann wurde er von einem alten Wegbegleiter aus Gewerkschaftszeiten begrüßt: Jürgen "Charly" Apfel, Erster Bevollmächtigter der IG Metall in Coburg, ist zwar bekennendes SPD-Mitglied. Allerdings sagte er auch ganz offen: "Ich gehöre zu denen in der SPD, die sich eine Koalition mit den Linken vorstellen könnten." Augenzwinkernd fügte er hinzu: "Ich kenne eine ganze Reihe von vernünftigen Linken!"

Vielleicht meinte er damit ja Petra Hähnlein, die oberfränkische Spitzenkandidatin der Linken bei der Landtagswahl. Sie berichtete in einem Redebeitrag davon, wie sie Hartz-IV-Empfängern beratend zur Seite steht. Die Linken wollen ja Hartz-IV am liebsten abschaffen, wie Klaus Ernst noch einmal deutlich machte, und zudem Leiharbeit verbieten - "oder zumindest eine Regelung wie in Frankreich, dass es für gleiche Arbeit gleichen Lohn gibt, plus zehn Prozent Flexibiltätszulage!" Klaus Ernst bezeichnete die Linken zudem als die "mutigste Partei" überhaupt. "Denn wir legen uns mit den Reichen an und holen uns das Geld nicht von den Armen." Katja Kipping brach eine Lanze für die Beschäftigten im Einzelhandel: Es könne nicht sein, kritisierte sie, dass die Konzerne riesige Gewinne machten, während den Mitarbeitern der Manteltarifvertrag aufgekündigt werde.

Übrigens: Der Chef eines Coburger Einzelhandelsgeschäfts schaute auch kurz bei der Veranstaltung dabei. "Wollte mal sehen", lästerte er, "wie der Gewerkschafter aussieht, der jetzt Porsche-Fahrer ist." Gemeint war Klaus Ernst, doch der lässt solche Vorwürfe längst an sich abprallen - genauso wie diverse Angebote von noch weiter Links. Denn es waren auch mehrere Mitglieder der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands am Markt und verteilten Prospekte. "Wir haben doch dieselbe Perspektive", argumentierten sie und schlugen vor: "Wir müssen im Tagesgeschäft mehr zusammenarbeiten!"


Reform oder Revolution?

Ein grundsätzlicher Unterschied zu den Linken sei freilich, dass man nicht glaube, die Ziele durch Reformen erreichen zu können - "das geht nur durch eine Revolution!"

Fast eine Stunde lang lieferten sich die Linken eine Hitzeschlacht. René Hähnlein, der Kreisvorsitzende und Bundestagskandidat, konnte sich angesichts des Wetters auch einen Seitenhieb auf die CSU und deren Wahlkampfauftakt am Montag nicht verkneifen: "Wenn Stoiber nach Coburg kommt, weint der Himmel - wenn Katja und Klaus kommen, lacht in Coburg die Sonne!"

Für Katja Kipping ging es anschließend nach Nürnberg weiter, zum lesbisch-schwulen Straßenfest "CSD". Auf Jürgen Apfel wiederum wartete etwas völlig Anderes: "Wir werden heute von der IG Metall aus noch Gelegenheit haben, mit Ministerpräsident Seehofer in Kronach über Loewe zu sprechen." Fazit: Gestern war ein Tag der Extreme und der Gegensätze - politisch wie klimatisch.