Als Mitglied der Jury für den Max-Oscar-Arnold-Kunstpreis hat Elisabeth Flueler-Tomamichel in Neustadt bei Coburg Spuren hinterlassen.
Kaum ein Künstler ist mit dem heuer 25 Jahre alten Internationalen Puppenfestival in
Neustadt bei Coburg derart eng verbunden wie Elisabeth Flueler-Tomamichel. Die Puppenkünstlerin aus der Schweiz kam 1994 erstmals nach Neustadt, ein Jahr später wurde sie als beratendes Mitglied in die Jury für den Max-Oscar-Arnold-Kunstpreis berufen. Im vergangenen Jahr zog sie sich aus der Jury zurück, heuer würdigt eine Sonderausstellung mit über 75 Exponaten das Lebenswerk der 76-Jährigen.
Man merkt Elisabeth Flueler-Tomamichel schnell an: Das Neustadter Puppenfestival ist ihr ans Herz gewachsen. Da kann es die Puppenkünstlerin auch verkraften, dass sie - klar, als Mitglied der Jury, ist das ein Tabu - selbst niemals einen Preis einer Kategorie im Wettbewerb des Max-Oscar-Arnold gewonnen hat. "Es ist immerhin der Oscar unserer Branche", sagt die Puppenkünstlerin. Eine goldene Kunstpreis-Trophäe hat sie freilich schon in ihrer Heimat in Benglen stehen. Die erhielt sie 2001 in Neustadt für ihr Lebenswerk.
Einmal Gold mit Wirbel
Dieser Ehrenpreis war eine Entscheidung, die in der Puppenmacher-Branche ganz schönen Wirbel auslöste, erinnert sich Flueler-Tomamichel. Heute lächelt sie über die Aufregung von damals - aber sie stellt auch noch einmal klar: "Der Preis für das Lebenswerk wird vom Neustadter Kultursenat vergeben. Nicht von der Jury!" Das habe damals nicht jeder verstehen wollen, deshalb die Aufregung, deshalb sogar die eine odere andere Anfeindung. Umso dankbarer ist Flueler-Tomamichel deshalb "ihren" Neustadtern: "Die Stadt ist immer hinter mir gestanden."
Die Tatsache, dass in Neustadt die Stadt als Veranstalter auftritt, ist es, was nach Ansicht Flueler-Tomamichels den Max-Oscar-Arnold-Kunstpreis so besonders macht. Er sei nicht von kommerziellen Aspekten geprägt, das mache ihn so begehrt. Deshalb wünscht die "gute Seele des Wettbewerbs" (so nannte sie einmal Oberbürgermeister Frank Rebhan) dem Puppenfestival, dass sich künftig noch mehr Künstler am "Arnold-Preis" beteiligen.
Aber Elisabeth Flueler-Tomamichel weiß auch: Die goldenen Zeiten der Puppenbranche sind erst einmal vorbei. "Die Sammler werden weniger", weiß die Schweizer Künstlerin, die 1977 ihre erste Puppe fertigte und in der Folge nahezu mit allen gängigen Materialien experimentiert hat. Zwischen Ende der 80er und Ende der 90er Jahre, da habe es einen regelrechten Puppen-Boom gegeben, insbesondere Porzellan als Werkstoff habe damals einen riesigen Run ausgelöst. Ja, sogar "völlig illusorische Preise" habe man damals mit alten Puppen erzielen können.
Der finanziell Anreiz war es aber nie, der eine Frau wie Elisabeth Flueler-Tomamichel angetrieben hat. Auf die Frage, ob man denn von den Verkaufserlösen der modernen Puppenkunst leben könne, lächelt die 76-Jährige und schüttelt den Kopf. "Mein Mann war mein größter Förderer", erzählt sie dann - denn ihr Mann, der verdiente das Geld für den Lebensunterhalt. Aus den Verkäufen ihrer Puppen, die seit Mitte der 90er Jahre nahezu ausschließlich Unikate sind, habe die Familie aber immerhin "die eine andere Rate" für das Ferienhaus bezahlen können.
Puppen sind auch Kunst
Wie es mit ihr und dem Puppenfestival künftig weitergeht, vermag Elisabeth Flueler-Tomamichel noch nicht zu sagen. Sechs Stunden Anreise mit dem Auto nach Neustadt sind "halt ganz schön kompliziert" - andererseits sei es immer wieder schön, wie "wunderbar" sie in Neustadt empfangen werde. Keine Frage: Für Elisabeth Flueler-Tomamichel ist das Puppenfestival in Neustadt am richtigen Fleck. Die Künstlerin ist jedes Mal aufs Neue überrascht, mit welchem Fachwissen über die Puppenherstellung Einheimische Ausstellungen besuchen. Einem Neustadter zu erklären, wie eine Puppe gemacht wird - das brauche man wirklich nicht. Sie sieht sich deshalb als Botschafterin der Puppenkunst und will den Menschen zeigen, welch vielfältige Botschaften und Gedanken mit einer Künstlerpuppe vermittelt werden können.
Die Puppen von Elisabeth Flueler-Tomamichel
Sonderausstellung: Ein Streifzug durch das künstlerische Wirken von Elisabeth Flueler-Tomamichel ist in der Mehrzweckhalle der Schule in der Heubischer Straße in Neustadt zu sehen - nur noch am Samstag von 10 bis 16 Uhr.
Endspurt: Die wichtigsten Veranstaltungen beim Puppenfestival
Samstag
6 bis 16 Uhr: Allgemeiner Flohmarkt auf dem Schützenplatz.
10 bis 14 Uhr: Ausstellung "Automatenzirkus" von Hildegard Wegener im Familienzentrum auf dem Schützenplatz.
10 bis 16 Uhr: Präsentation der Puppen aus dem "Max-Oscar-Arnold-Kunstpreis" in der Mehrzweckhalle an der Heubischer Straße.
10 bis 17 Uhr: Sammlerbörse für antike Puppen, Teddybären, Steifftiere, Miniaturen, Blechspielzeug, Eisenbahnen und Elastolin-Figuren in der Frankenhalle.
10 bis 17 Uhr: Sonderausstellung "Natürlich?! Die Naturbegriffe in der zeitgenössischen Puppenkunst" sowie lebende Werkstätten im Museum der deutschen Spielzeugindustrie am Hindenburgplatz.
10 bis 17 Uhr: Künstlerpuppen-Ausstellung des Verbandes europäischer Puppenkünstler in der Mehrzweckhalle an der Heubischer Straße.
10 bis 17 Uhr: Ausstellung "Spielzeug aus der Region" der Sammler- und Briefmarkenfreunde Neustadt im Rathauses-Foyer.
20 Uhr: Rathauskonzert mit "Luther & the Mockingbirds" im Sitzungssaal des Rathauses.
Sonntag6 bis 16 Uhr: Allgemeiner Flohmarkt auf dem Schützenplatz.
10 bis 16 Uhr: Ausstellung "Spielzeug aus der Region" der Sammler- und Briefmarkenfreunde Neustadt im Rathauses-Foyer.
10 bis 17 Uhr: Sonderausstellung "Natürlich?! Die Naturbegriffe in der zeitgenössischen Puppenkunst" im Museum der deutschen Spielzeugindustrie.
11 bis 17 Uhr: Spielzeugrallye des Vereins "Deutsche Spielzeugstraße" im Freizeitpark "Villeneuve-sur-Lot" am "Moos".