Die Bahn streicht Coburger Abend-ICE nach Berlin

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Abfahrt eines ICE am Coburger Bahnhof am Mittwoch.
Abfahrt eines ICE am Coburger Bahnhof am Mittwoch.
Jochen Berger
Studie des "Desiro HC": Ab 2023 will die Bahn in Nordbayern diese neuen Züge einsetzen.
Studie des "Desiro HC": Ab 2023 will die Bahn in Nordbayern diese neuen Züge einsetzen.
Grafik: Bahn AG

Die Verbindung München-Berlin über Coburg wird durch einen ICE-Sprinter ersetzt. Die Spätzüge Richtung Norden ab Coburg enden künftig in Leipzig.

Es wird weiterhin acht ICE-Halte an Werktagen in Coburg geben, versichert die DB AG. Vier Richtung Norden, vier Richtung Süden. Nur: Die direkten Spätverbindungen enden ab Sonntag, 12. Dezember, nicht mehr in München und Berlin, sondern in Nürnberg und Leipzig. Dort starten auch die Züge, die Coburg morgens um 7 Uhr herum erreichen. Ein Frühstart von München oder Berlin nach Coburg ist dann nur noch mit Umsteigen möglich.

Grund: Die Bahn bietet ab dem Fahrplanwechsel abends ein weiteres ICE-Sprinterpaar zwischen Berlin und München an. Diese Züge, die unterwegs nur in Halle/Leipzig, Erfurt und Nürnberg halten, nutzen den Zeitkorridor, den bisher die langsameren ICE über Coburg hatten. Der ICE-Sprinter von München nach Berlin startet zu der Zeit, zu der jetzt noch er ICE nach Coburg abfährt (19.56 Uhr).

Der ICE über Coburg nach Leipzig startet künftig früher und fährt über Augsburg. In Nürnberg allerdings kann man vom Sprinter aus München noch in diesen Abend-ICE nach Coburg umsteigen.

Auch Berlin sei am späten Abend noch zu erreichen, verspricht die Bahn, wenn auch mit dem Umweg über Bamberg. Die Abendzüge nach Berlin seien auch vor Corona in Coburg kaum nachgefragt worden. Im Schnitt seien es 2019 acht Reisende pro Zug gewesen, erklärt eine Bahnsprecherin. "Vom neuen Spät-Sprinter um 19.56 Uhr ab München mit fast 45 Minuten früherer Ankunft in Berlin um 23.50 Uhr werden deutlich mehr Reisende profitieren."

München sei von Coburg aus am späten Abend noch zu erreichen, mit Umsteigen in Nürnberg in den ICE-Sprinter aus Berlin. Diese Verbindung erscheine nur noch nicht in den Buchungsportalen, teilt die Bahnsprecherin mit. Richtung Norden ist aber ab 12. Dezember am späten Abend in Leipzig Schluss, und an Samstagen fährt auch dieser Zug nicht.

Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD) wurde am 7. Oktober über die geplanten Änderungen im ICE-Fahrplan informiert, wie er erklären lässt. Er nennt es "wenig erfreulich", dass es spätabends nicht mehr bis Berlin gehen soll. Es sei "eminent wichtig", dass Coburg eine gute Bahnanbindung habe: "Coburg befindet sich sozusagen im Zentrum zwischen den Metropolen Berlin und München. Wohnraum wird in den Metropolen immer teurer, zugleich ist es durch Homeoffice oft nicht mehr notwendig, täglich am Arbeitsplatz zu sein. Coburg kann hier gerade für Arbeitnehmer mit Familie ein spannende Wohn-Alternative sein, während man den Arbeitsplatz in Berlin oder München behält. Zudem ist eine gut getaktete Bahnanbindung in alle Richtungen die Basis für eine klimaneutrale Mobilität."

Abgeordnete alarmiert

Gerd Weibelzahl, Sprecher der Kreisgruppe Coburg des Verkehrsclub Deutschland (VCD) hat wegen der Verschlechterung der ICE-Verbindungen schon die Coburger Bundes- und Landtagsabgeordneten alarmiert. Gleiches hat Ramona Brehm im Namen der Coburger SPD-Stadtratsfraktion getan. Weibelzahl befürchtet überdies mit dem Fahrplanwechsel Verschlechterungen im Regionalverkehr - zwei der Regionalexpresszüge, die auf der Neubaustrecke nach Bamberg fahren, würden künftig ausfallen, sagt er. Doch da kann die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) Entwarnung geben: Der Verkehr auf der Schiene von und nach Richtung Süden ist derzeit ohnehin beeinträchtigt,weil zwischen Bamberg und Breitengüßbach Bauarbeiten laufen. Davon betroffen sind auch die Züge, die die Strecke Sonneberg-Nürnberg auf der ICE-Neubaustrecke befahren. Bis voraussichtlich 22. April werden die beiden Nachmittagsverbindungen um 15.30 und 17.38 Uhr ab Coburg deshalb ausfallen, teilt die BEG mit.

Ab dem Fahrplanwechsel in zwei Jahren sollen nicht nur mehr Regionalexpresszüge auf der Neubaustrecke fahren, sondern sie fahren auch weiter: Fünfmal am Tag sollen dann Verbindungen von Nürnberg nach Erfurt über Coburg mit dem Regionalexpress angeboten werden. Die Züge, die da in den Einsatz kommen sollen, wurden am Mittwoch zumindest als Konzeptstudie vorgestellt. Die ersten "Desiro HC"-Doppelstockzüge sollen schon ab Dezember 2023 zum Einsatz kommen. Die Bahn-Tochter DB Regio muss dann nämlich auch ihre Zug-Kapazitäten erhöhen: Auf dem Strecken-Abschnitt Nürnberg-Bamberg gilt dann quasi ein Halbstundentakt. Coburg soll zumindest stündlich eine Regionalexpress-Verbindung auf der Neubaustrecke nach Nürnberg erhalten, verspricht die Bahn.