Warum die Stadt Neustadt seit 1979 mit einer Straße an Ernst Müller erinnert.
Bemerkenswert viele verdiente Bürger Neustadts sind in ihrer Heimatstadt oder auch ihrer Wahlheimat mit einem Straßennamen verewigt. Viele dieser Straßen finden sich in Neubaugebieten, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs angelegt wurden.
Das gilt auch seit 1979 für die Müllerstraße, die zwischen der Coburger Straße und der Straße am Moos abzweigt und parallel zur Patzschkestraße verläuft. Sie erinnert an den Kaufmann Ernst Müller, der 1898 in Neustadt geboren wurde und in der unmittelbaren Nachkriegszeit vorübergehend (1946 bis 1948) auch Stadtrat war. Müller ist vor allem wegen seiner Verdienste um die Gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft von Neustadt in Erinnerung geblieben.
Als Verwaltungsfachmann wurde Müller buchstäblich als "Vater der Gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft" bezeichnet. Aber auch in zahlreichen ehrenamtlichen Tätigkeiten in diversen Verbänden sowie in öffentlichen Einrichtungen setzte sich Müller für seine Heimatstadt ein.
Die öffentliche Anerkennung für seinen unermüdlichen Einsatz blieb nicht aus. Müller wurde 1958 mit dem Bundesverdienstkreuz ebenso ausgezeichnet wie mit der Ehrenschale der Stadt, die er 1968 und damit zwei Jahre vor seinem Tod erhielt.
Müller erlebte eine entbehrungsreiche Kindheit und kam nach seiner Entlassung aus der Schule als Lehrling in die damalige Ortskrankenkasse von Neustadt. Durch seinen Fleiß, aber auch durch sein überdurchschnittliches Können machte er in jungen Jahren in der Krankenkasse Karriere und wurde schon bald zum Leiter der Ortskrankenkasse Römhild berufen. Nach seiner Militärzeit trat er in städtische Dienste.
Dort wirkte er zunächst im Arbeitsamt und kümmert sich dort um den Aufbau der städtischen Werkstätten. Sie wurden in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg eingerichtet, um die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen.
Tatkräftige Unterstützung
Schon bald wurde Müller zum Leiter des Wohnungsamtes berufen und entwickelte dort in den 20er Jahren nach Aussage der Chronisten "eine außerordentliche Tatkraft und Energie." Bereits 1922 kam es auf seine Initiative hin zur Gründung der "Gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft" (GWG). Für dieses Projekt gewann Müller tatkräftige Unterstützung von vielen Seiten. Das Resultat: allein in den ersten zehn Jahren bis 1932 wurden 171 Wohnungen in Neustadt gebaut. Dabei entstand die Siedlung Nord am Fuß des Muppberges, bald ergänzt durch weitere Mehrfamilienhäuser. Die GWG war schon gut ein Jahrzehnt nach ihrer Gründung so gefestigt, dass sie nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten nicht zerschlagen wurde. Für Müller bedeutete das Jahr 1933 dennoch eine berufliche Zäsur. Er wurde kaltgestellt und geriet zeitweilig sogar in Haft.