"Der Glöckner" von Coburg: Tanz der Leidenschaft endet tödlich

2 Min
"Der Glöckner von Notre-Dame" in Coburg: Szene mit Sylvain Guillot in der Titelrolle und Mireia Martinez Pineda als Esmeralda.Foto: Sebastian Buff
"Der Glöckner von Notre-Dame" in Coburg: Szene mit Sylvain Guillot in der Titelrolle und Mireia Martinez Pineda als Esmeralda.Foto: Sebastian Buff
"Der Glöckner von Notre-Dame": Mark McClains Ballettabend nach dem Roman von Victor Hugo feierte erfolgreich Premiere am Landestheater Coburg.Foto: Sebastian Buff
"Der Glöckner von Notre-Dame": Mark McClains Ballettabend nach dem Roman von Victor Hugo feierte erfolgreich Premiere am Landestheater Coburg.Foto: Sebastian Buff
 
"Der Glöckner von Notre-Dame": Mark McClains Ballettabend nach dem Roman von Victor Hugo feierte erfolgreich Premiere am Landestheater Coburg.Foto: Sebastian Buff
"Der Glöckner von Notre-Dame": Mark McClains Ballettabend nach dem Roman von Victor Hugo feierte erfolgreich Premiere am Landestheater Coburg.Foto: Sebastian Buff
 
"Der Glöckner von Notre-Dame": Mark McClains Ballettabend nach dem Roman von Victor Hugo feierte erfolgreich Premiere am Landestheater Coburg.Foto: Sebastian Buff
"Der Glöckner von Notre-Dame": Mark McClains Ballettabend nach dem Roman von Victor Hugo feierte erfolgreich Premiere am Landestheater Coburg.Foto: Sebastian Buff
 
"Der Glöckner von Notre-Dame": Mark McClains Ballettabend nach dem Roman von Victor Hugo feierte erfolgreich Premiere am Landestheater Coburg.Foto: Sebastian Buff
"Der Glöckner von Notre-Dame": Mark McClains Ballettabend nach dem Roman von Victor Hugo feierte erfolgreich Premiere am Landestheater Coburg.Foto: Sebastian Buff
 
"Der Glöckner von Notre-Dame": Mark McClains Ballettabend nach dem Roman von Victor Hugo feierte erfolgreich Premiere am Landestheater Coburg.Foto: Sebastian Buff
"Der Glöckner von Notre-Dame": Mark McClains Ballettabend nach dem Roman von Victor Hugo feierte erfolgreich Premiere am Landestheater Coburg.Foto: Sebastian Buff
 
"Der Glöckner von Notre-Dame": Mark McClains Ballettabend nach dem Roman von Victor Hugo feierte erfolgreich Premiere am Landestheater Coburg.Foto: Sebastian Buff
"Der Glöckner von Notre-Dame": Mark McClains Ballettabend nach dem Roman von Victor Hugo feierte erfolgreich Premiere am Landestheater Coburg.Foto: Sebastian Buff
 
"Der Glöckner von Notre-Dame": Mark McClains Ballettabend nach dem Roman von Victor Hugo feierte erfolgreich Premiere am Landestheater Coburg.Foto: Sebastian Buff
"Der Glöckner von Notre-Dame": Mark McClains Ballettabend nach dem Roman von Victor Hugo feierte erfolgreich Premiere am Landestheater Coburg.Foto: Sebastian Buff
 
"Der Glöckner von Notre-Dame": Mark McClains Ballettabend nach dem Roman von Victor Hugo feierte erfolgreich Premiere am Landestheater Coburg.Foto: Sebastian Buff
"Der Glöckner von Notre-Dame": Mark McClains Ballettabend nach dem Roman von Victor Hugo feierte erfolgreich Premiere am Landestheater Coburg.Foto: Sebastian Buff
 
"Der Glöckner von Notre-Dame": Mark McClains Ballettabend nach dem Roman von Victor Hugo feierte erfolgreich Premiere am Landestheater Coburg.Foto: Sebastian Buff
"Der Glöckner von Notre-Dame": Mark McClains Ballettabend nach dem Roman von Victor Hugo feierte erfolgreich Premiere am Landestheater Coburg.Foto: Sebastian Buff
 
"Der Glöckner von Notre-Dame": Mark McClains Ballettabend nach dem Roman von Victor Hugo feierte erfolgreich Premiere am Landestheater Coburg.Foto: Sebastian Buff
"Der Glöckner von Notre-Dame": Mark McClains Ballettabend nach dem Roman von Victor Hugo feierte erfolgreich Premiere am Landestheater Coburg.Foto: Sebastian Buff
 

Wie Victor Hugos Roman "Der Glöckner von Notre-Dame" am Landestheater Coburg zum umjubelten Ballettabend wird. Und warum russische Musik dabei eine sehr wichtige Rolle spielt.

Diese Geschichte führt ins Verderben - unweigerlich. Denn die Geschichte eines verkrüppelten Mannes, der sich rettungslos in eine junge, schöne Frau verliebt, ist ein Klassiker gescheiterter (Nicht-)Beziehungen. Die Geschichte des Glöckners Quasimodo und der jungen Esmeralda führt auch in Mark McClains Choreographie am Landestheater Coburg mit erschreckender Unausweichlichkeit in den Abgrund.

Diese Geschichte einer unmöglichen Liebe wird in McClains tänzerischer Übersetzung zur eindringlich getanzten Bildergeschichte, die in jeder Szene, in jeder Begegnung sofort verständlich wirkt und doch nie plakativ gerät. Mark McClains Tanzsprache, unübersehbar an klassischen Vorbildern geschult, aber ebenso unübersehbar um ein prägnantes eigenes Vokabular erweitert - in Victor Hugos "Glöckner" hat sie ihr perfekt passendes Thema gefunden.

Die Geschichte zweier Außenseiter

Der hässliche Glöckner und die lebensfroh tanzende junge Frau sind die Protagonisten einer Geschichte, die Mark McClain ganz aus den Emotionen heraus erzählt. Dass Quasimodo (Sylvain Guillot) und Esmeralda (Mireia Martinez Pineda) beide gesellschaftliche Außenseiter sind, nimmt McClain nicht als Vorwand, Victor Hugos Roman von 1831 als sozialkritische Anklage hinzubiegen.

Ihr Außenseitertum ist vielmehr nur der Hintergrund - die Folie, vor der sich Quasimodos unmögliche Liebe abspielt. Passend dazu die Ausstattung, die Ana Tasic entworfen hat. Tasic, die auch für Händels "Alcina" die Ausstattung geschaffen hatte, setzt bei den Kostümen auf farbenprächtige Wirkungen und sorgt zudem immer wieder für prägnante Unterstützung bei der Charakterisierung der Figuren.

Eifersüchtiger Priester

Das gilt für den eifersüchtig verliebten Priester Claude Frollo (Takashi Yamamoto) ebenso wie für den gleichfalls in Esmeralda verliebten Hauptmann Phöbus (Guilherme Correia Carola). Wie dieser Glöckner seine körperlichen Einschränkungen mit einer schwarzen Krücke und der von Liebe entzündeten Leidenschaft tanzend überwindet - das gestaltet Sylvain Guillot mit berührender Eindringlichkeit.

Opulente Massenszenen

Dass Sylvain Guillot als Tänzer bis kurz vor der Probenzeit die Bedeutung einer Gehhilfe am eigenen Leib ganz unmittelbar erfahren hat, muss das Premierenpublikum gar nicht wissen - auch wenn diese zusätzliche Herausforderung die darstellerische Umsetzung vielleicht sogar noch intensiviert hat.

Dieser Abend lebt vom kontrastreichen Wechselspiel solistisch getanzter Szenen und opulent angelegter Massenszenen, die das Coburger Ballett-Ensemble spannungsvoll und ausdrucksstark lebendig werden lässt. "Der Glöckner von Notre-Dame" erzählt die Geschichte einer unerfüllbaren, einer unmöglichen Liebe - äußerlich gesehen angesiedelt in längst vergangenen Zeiten, im Grunde aber eine zeitlos aktuell anmutende Geschichte.

"Das große Tor von Kiew"

Eine private Geschichte, die freilich gerade in den Massenszenen mit öffentlich ausgetragenen Konflikten unvermutete Aktualität gewinnt. Das liegt auch an der Musik, die russische Komponisten des 19. Jahrhunderts ins Zentrum rückt: Rimski-Korsakow, Mussorgski und Rachmaninow. Dass Mussorgskis Finale seiner "Bilder einer Ausstellung" - "Das große Tor von Kiew" - im aktuellen Kontext besondere Assoziationen weckt, war bei der Konzeption der Abends natürlich noch nicht ansatzweise vorhersehbar. Schließlich sollte "Der Glöckner von Notre-Dame" ursprünglich bereits im März 2020 Premiere feiern, musste aber nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie verschoben werden. Dass dieses "Große Tor von Kiew" blau und gelb ausgeleuchtet erscheint, könnte heute wie ein politisches Statement wirken.

Erstmals seit langer, langer Zeit hat das Philharmonische Orchester wieder in großer Besetzung im komplett gefüllten Orchestergraben Platz genommen und musiziert hörbar beflügelt - beinahe so, als hätte es die Corona-Zwangspause nie gegeben. Unter der vom allerersten Ton an konzertiert gestaltenden Leitung von Roland Fister entfaltet das Orchester eine sehr fein differenzierte Klangfülle und eine weite Palette an Klangfarben - manchmal wirkt es sogar fast berauscht vom selber geschaffenen Wohlklang.

"Der Glöckner von Notre-Dame" am Landestheater Coburg: dieser Ballett-Abend ist auf jeden Fall auch eine längere Anfahrt wert - den beängstigend steigenden Spritpreisen zum Trotz.

Ballett-Tipp

Besetzung

Musikalische Leitung: Roland Fister

Choreografie: Mark McClain

Bühne und Kostüme: Ana Tasic

Choreografische Mitarbeit: Tara Yipp

Quasimdo, Glöckner von Notre-Dame: Sylvain Guillot

Esmeralda: Mireia Martinez Pineda

Claude Frollo, Erzbischof von Notre-Dame: Takashi Yamamoto

Phoebus, Hauptmann der könglichen Garde: Guilherme Carola

Pierre Gringoire, ein Dichter: Lucas Correa Santor

Königin der Sinti: Chih-Lin Chan

Sinti und Roma: Karina Campos Sabas, Lucia Sara Colom Garcia, Natalie Franke; Jérôme Peytour

Nonnen / Engel: Karina Campos Sabas, Natalie Franke

Priester: Chih-Lin Chan, Lucia Sara Colom Garcia; Guilherme Carola, Lucas Corrêa Santos, Jérôme Peytour

Statisterie des Landestheaters Coburg

Philharmonisches Orchester Landestheater Coburg

Ballett Coburg

Termine: 19., 23. März, 19.30 Uhr, 10. April, 18 Uhr, 28. April, 7. Mai, 1. Juni, 19.30 Uhr - Alle Vorstellungstermine und weitere Informationen auch auf www.landestheater-coburg.de.