Erneuerbare Energien haben einen Nachteil: Die Produktion von Strom aus Sonne und Wind lässt sich nicht steuern. An sonnigen oder windigen Tagen gibt es Überschuss. Die SÜC denken über Speichermöglichkeiten nach.
Deutschland will bis 2045 klimaneutral werden, Bayern gar schon 2040, und die Städtischen Werke/Überlandwerke Coburg (SÜC) sind dabei. Beziehungsweise wollen dabei sein.
Etliche Voraussetzungen sind schon geschaffen, wie Geschäftsführer Wilhelm Austen und die Hauptabteilungsleiter Dietmar Benkert (Energie), Jürgen Zimmerlein (Gas/Wasser) und Stefan Schneidawind (Fernwärme/Kraftwerke) erläutern. Doch "wir sind auf einem Sachstand wie beim Elektroauto vor 20 Jahren", sagt Stefan Schneidawind. Klar ist derzeit nur: Der Strom aus Windrädern und Photovoltaikanlagen fließt zwar inzwischen reichlich, aber ungleichmäßig. Bei Sonne und Wind gibt es viel, bei bedecktem Himmel und Flaute wenig. Der Strombedarf ist dagegen ziemlich vorhersagbar. Es geht also darum, überschüssigen Strom aus Sonne und Wind zu speichern, so dass er zur Verfügung steht, wenn Bedarf herrscht.
Mehr noch: Derzeit kann das Netz in der Region an guten Tagen gar nicht alles ableiten, was von den Photovoltaik-Anlagen und den Windrädern kommt. 1,1 Gigawattstunden Strom wurden 2021 umsonst in den Photovoltaikanlagen der Region produziert und konnten wegen eines Netzengpasses nicht abfließen. Der Netzengpass soll zwar beseitigt werden. Doch er zeigt, welches Potenzial in den Anlagen steckt. Mit 1,1 Gigawattstunden Strom hätte man rechnerisch etwa 33333 Kilogramm Wasserstoff erzeugen können (Wirkungsgrad Hydrolyse 80 Prozent). Damit hätten rund 225 Wasserstoff oder 370 Elektrofahrzeuge ein Jahr lang betankt werden können (bei einer angenommenen Fahrleistung von 15000 Kilometern). Alternativ hätte man damit 37 Einfamilienhäuser heizen können anstatt mit Erdgas.
Welche Speicherform ist zukunftssicher?
Batterien wären eine Möglichkeit, sagen Dietmar Benkert und Stefan Schneidawind. Sie könnten kurzfristige Bedarfsspitzen abfangen. Die Installation wäre kein großer Aufwand. In Sachen Batterie-Entwicklung tut sich gerade viel. Mit überschüssigem Strom kann auch Wasserstoff erzeugt werden, als Ersatz oder Ergänzung zu Erdgas: Damit lassen sich Strom und Wärme erzeugen oder Fahrzeuge antreiben. Die entsprechenden Kraftwerke, Brennstoffzellen oder Motoren sind auf dem Markt.
Was derzeit aber niemand weiß: Welche sind die zukunftsträchtigen und nachhaltigen Nutzungsmöglichkeiten? Wird es in großem Stil Wasserstoff-Fahrzeuge geben? Dann könnte sich der Bau von Tankstellen lohnen. Können die SÜC das Fernwärmegeschäft ausweiten? Dann ist der Bau von neuen Blockheizkraftwerken interessant. Oder wäre ein Mix von allem das Richtige?
Derzeit würde sich Wasserstoffproduktion lohnen, weil die Gaspreise hoch sind, sagt Dietmar Benkert. Doch was, wenn sie wieder sinken? Dann ist womöglich teuer investiert worden, und die Sache rechnet sich nicht. Andererseits wäre es sinnvoll, den Strom, der hier erzeugt wird, auch hier zu behalten und sich quasi unabhängig zu machen, argumentieren Schneidawind und Benkert.