Als Coburger Stadtbaumeister plante er das Ernst-Alexandrinen-Volksbad und die Heiligkreuzschule. Doch über den Menschen Max Böhme ist bislang wenig bekannt.
1903 war der Architekt Max Böhme nach Coburg gekommen, nach Stationen in der Bauverwaltung des Großherzogtums Hessen-Darmstadt (1898/99) und als stellvertretender Stadtbaumeister in Halle an der Saale (1899 bis 1903). In Coburg übernahm er die Leitung des Stadtbauamts und sofort auch große Projekte: Bau des Direktionsgebäudes des Elektrizitätswerks an der Bamberger Straße, Bau der Heiligkreuzschule, Bau des Ernst-Alexandrinen-Volksbads. Während die Politik seine Bauten lobte, kritisierte "das Publikum" die Kosten. Zumindest lässt sich das unter der Überschrift "Stimmen aus dem Publikum" im Tageblatt nachlesen.
Böhme prägte in den Jahren bis 1921 das Stadtbild. Die meisten seiner Gebäude stehen heute unter Denkmalschutz; der größere Teil des Ernst-Alexandrinen-Volksbads wurde freilich abgerissen, bevor es ein Denkmalschutzgesetz gab. Das Coburger Volksbad war nicht das einzige, das Böhme baute: Auch in Römhild wurde eines nach seinen Plänen errichtet, und das gab in Coburg Ärger. Denn Böhme forderte 1913 ein höheres Salär, und das, obwohl er diese Nebeneinkünfte hatte.
1921 musste er die Arbeit aufgeben. Ein "tückisches Leiden" habe ihn aufs Krankenbett geworfen, ist im Coburger Tageblatt vom 19. November 1925 nachzulesen - im Nachruf auf Max Böhme, der am 18. November seiner Darmkrebserkrankung erlegen war. Zwar waren noch neue Behandlungsmethoden wie Bestrahlungen ausprobiert worden, aber die hatten den Kranken eher noch zusätzlich geschwächt, wie seine Urenkelin Birgit Bauer berichtet. Die teure Behandlung und die Inflation zehrten zudem das Vermögen der Familie auf.
Birgit Bauer ist die Enkelin der jüngsten Böhme-Tochter Lotti, die erst 1911 und als einzige in Coburg zur Welt kam. Die anderen drei Töchter waren weitaus älter. Viel sei in der Familie nicht über ihren Urgroßvater überliefert wurden, sagt Bauer. Selbst eine noch lebende Enkelin, heute 100 Jahre alt, erinnere sich nur noch an einen Mann, der nur im Bett lag.
Allerdings lebte die Familie noch lange in dem Haus am Gustav-Freytag-Weg, das Böhme 1903 erbaut hatte. "Es muss ein sehr offenes Haus gewesen sein", sagt Birgit Bauer. Auf Fotos seien sehr viele Nachbarn und Kinder zu sehen, die gar nicht zur Familie gehörten. Lebensfreude strahlen diese Bilder aus, sagt sie: "Da sieht man junge Mädchen mit Zigaretten in der Hand, da wird geflirtet - Anfang des 20. Jahrhunderts."
Birgit Bauer, selbst Professorin für Design an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin, interessiert sich nicht nur wegen der Familienhistorie für Böhmes Werk. "Als Gestalterin fühle mich ihm nahe", sagt sie. Doch auch sie weiß wenig über ihren Urgroßvater; Erzählungen, die innerhalb der Familie weitergetragen wurden, gibt es kaum. Inzwischen leben die Nachfahren auch weit verstreut, viele in den USA, erzählt Birgit Bauer.
Architektur des Übergangs