Damit Hendrik nicht durchrutscht

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Wenn Mama aufpasst, kann nichts passieren. Kinder bis drei jahren müssen von ihren Eltern beaufsichtigt werden. Fotos: Christiane Lehmann
Wenn Mama aufpasst, kann nichts passieren. Kinder bis drei jahren müssen von ihren Eltern beaufsichtigt werden. Fotos: Christiane Lehmann
Der größte europäische Kinderkopf muss durch das Netz passen. Coburgs Spielplatzprüfer Thomas Heinlein hat stets ein Muster parat, um ganz sicher zu gehen, dass kein Kind hängen bleibt.
Der größte europäische Kinderkopf muss durch das Netz passen. Coburgs Spielplatzprüfer Thomas Heinlein hat stets ein Muster parat, um ganz sicher zu gehen, dass kein Kind hängen bleibt.
 

Thomas Heinlein kontrolliert täglich die Spielplätze in Coburg. Scherben und Fahrradhelme sind ihm ein Graus.

Hendrik ist noch nicht mal zwei Jahre alt. Aber ein mutiger Kletterer. Das Spielgerät auf dem Spielplatz am Hofgarten ist für ihn gar nicht ausgelegt. Aber da seine Mama auf ihn aufpasst, ist das kein Problem.

Thomas Heinlein, Coburgs qualifizierten Spielplatzprüfer, legt Wert auf die Feststellung, dass Eltern für ihre Kinder bis drei Jahre die Aufsichtspflicht haben. Immer wieder wird er darauf angesprochen, warum dieses und jenes Gerät nicht für die ganz Kleinen zugänglich ist. Und immer verweist er auf die Sicherheit, um die es in seinem Job geht.

Seit 26 Jahren sind Spielplätze seine Welt. Er kennt jede Schraube und Mutter, jedes Gelenk und jede Winde. Er überprüft mit seinen Kollegen, allen voran seinem Stellvertreter Manuel Limpert, die Pfosten, siebt den Sand und misst Abstände - damit alles der DIN-Norm entspricht. "Einen schweren Unfall hatten wir in Coburg tatsächlich noch nicht," sagt er selbstbewusst. "Schließlich machen wir eine gute Arbeit."


Messer im Sand

Dazu gehört es auch, Unfälle zu vermeiden, die gar nichts mit den Spielgeräten zu tun haben. Für Heinlein sind die Sachen, die er nicht beeinflussen kann, ein Horror: Scherben im Sand, oder wie auch schon vorgekommen, eine aufgespicktes Messer vor der Rutsche.

In Ketschendorf wurden über Nacht mal die Seilbrüstungen an der Kletterwand abgeschraubt. "Gut, dass wir gleich vor Ort waren. Da hätte Schlimmes passieren können," weiß der Experte. Vandalismus sei schon ein Thema. Es gibt Spielplätze, die müssen täglich angefahren werden, weil nachts dort randaliert wird. Unter dem Aspekt "sicher ist sicher" werden die Spielplätze in der Fröbelstraße und am Ölberg täglich kontrolliert - genauso wie im Hofgarten und in Neuses, einem von vier Wasserspielplätzen, weil dort so viel los ist. 45 Spielplätze muss Thomas Heinlein überwachen. Zu den Kontrollgängen gehört die Sichtung der Plätze wenigstens einmal pro Woche, eine Funktionsüberprüfung alle ein bis drei Wochen und eine Verschleißkontrolle. Bei der Jahreshauptuntersuchung werden sogar die Pfosten der Schaukeln und Spielgeräte frei gelegt.

Eine Gefahrenquelle, die leicht unterschätzt wird, sind Fahrradhelme. "Das Tragen von Fahrradhelmen ist auf Spielplätzen verboten", sagt Heinlein ganz ernst. Die Größe der Fang- und Kletternetze orientiert sich an den europäischen Maßen von Kinderköpfen und Schultern. "Mit Helm können die Kinder hängen bleiben", warnt er. Auch die beliebten Schlüsselbänder sind ihm ein Dorn im Auge. Was, wenn sich die Kinder strangulieren...?
Die angespannte Haushaltslage bekommt natürlich auch der Spielplatzprüfer zu spüren. In Zusammenarbeit mit Christiane Zinoni vom Grünflächenamt muss schließlich auch geplant werden und geguckt werden, wo etwas erneuert oder saniert werden muss. "Wir haben immer die Kinder der Anlieger oder der Kindergärten mit im Boot, aber alle Wünsche können wir nicht erfüllen", lacht Heinlein.

Es ist immer wieder Swimmingpool, der heiß ersehnt und doch abgelehnt werden muss. "Am beliebtesten sind die Schaukeln und alles, was sich bewegt und Bewegung bringt", weiß Heinlein aus Erfahrung.


Skaterbahn bald neu?

Aktuell soll der Spielplatz in Creidlitz/Lehengraben modernisiert werden. Auch am Jugendheim gibt es Überlegungen hinsichtlich der Skateboardbahn. "Aber da steht noch nicht fest, wie das finanziert werden kann." Ein seit Jahren beklagtes Thema sind die fehlenden Toiletten bei den Spielplätzen. "45 zusätzliche öffentliche Toiletten - wie soll das gehen?", fragt der Fachmann. Da dreht es sich ums Geld und um die Unterhaltung. "Ein schwieriges Unterfangen!"

Heinlein und Limpert stehen im regen Austausch mit Bamberg. Demnächst will Heinlein sich den Wasserspielplatz auf dem Erba-Gelände anschauen. Vielleicht nimmt er ja Anregungen mit nach Coburg?