CSU-Schokolade gegen den FDP-Frust

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Ein langes und ernüchterndes "Oh": So die Reaktion vom FDP-Kreisvorsitzenden Ulrich Herbert (rechts), als um 18 Uhr die ersten Prognosen über die Fernsehbildschirme im Münchner Hofbräu liefen und bei den Liberalen nur 4,7 Prozent standen. Auch Jens-Uwe Peter (hinten links) schaute enttäuscht. Foto: Thomas Heuchling
Ein langes und ernüchterndes "Oh": So die Reaktion vom FDP-Kreisvorsitzenden Ulrich Herbert (rechts), als um 18 Uhr die ersten Prognosen über die Fernsehbildschirme im Münchner Hofbräu liefen und bei den Liberalen nur 4,7 Prozent standen. Auch Jens-Uwe Peter (hinten links) schaute enttäuscht. Foto: Thomas Heuchling
Symbolbild: dpa
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Helle Freude angesichts des Sieges im Bund zeigen (von links) René Boldt, Birgit Weber, Hans Michelbach und Christl Michelbach. Foto: Rainer Lutz
Helle Freude angesichts des Sieges im Bund zeigen (von links) René Boldt, Birgit Weber, Hans Michelbach und Christl Michelbach. Foto: Rainer Lutz
 

Nach dem Debakel am Sonntag konnte sich Ulrich Herbert am Montag über ein aufmunterndes Geschenk freuen. Offenbar mit Erfolg: Coburgs FDP-Chef schaut tapfer nach vorne - und hat sogar schon eine Idee für einen OB-Kandidaten.

Die Union im bundesweiten Siegesrausch - und trotzdem wurde bei der Coburger CSU am Sonntagabend lediglich bis 22 Uhr im Restaurant Rosengarten gefeiert. Hauptgrund fürs recht frühe Heimgehen war der anstrengende Montag, den der 50,1 Prozent-Wahlsieger Hans Michelbach bereits im Blick hatte: Er, der zum vierten Mal in Folge das Direktmandat im Wahlkreis Coburg/Kronach geholt hat und dabei sogar in der Vestestadt vor seinem SPD-Kontrahenten Norbert Tessmer lag, musste schließlich zunächst zu einer Sitzung nach München, ehe es dann mittags per Flieger nach Berlin ging.

Auf dem Boden blieb hingegen Ulrich Herbert - zerstört. Der Coburger FDP-Chef hatte am Wahldesaster seiner Partei ordentlich zu knabbern. Und dann kam am Montagvormittag ausgerechnet René Boldt vorbei und brachte noch etwas zum Knabbern: eine Tafel "Trostschokolade". Boldt ist nicht nur Büroleiter von Michelbach, sondern im Coburger Stadtrat auch Sitznachbar von Herbert. "Ich möchte, dass er bis zur nächsten Sitzung am Donnerstag wieder lächeln kann", erklärte René Boldt seine nette Geste.

Ulrich Herbert verriet dann auch wenig später im Gespräch mit dem Tageblatt, dass er mit dem Verspeisen der Schokolade bereits begonnen hat - und zeigte sich auch prompt recht tapfer: "Es muss ja weitergehen", sagte er, "und man muss immer positiv denken!"


Lob für Lindner

Christian Lindner, glaubt Ulrich Herbert, wäre jetzt vielleicht der Richtige für einen Neuanfang der FDP. "Er kann das Wesentliche kurz und prägnant auf den Punkt bringen", sagt Herbert und erinnert sich gerne an den Besuch von Christian Lindner beim diesjährigen Dreikönigstreffen in Coburg zurück. Andererseits warnt Herbert auch davor, jetzt zu schnell lediglich über Personen in der Führungsebene der Bundespartei zu sprechen.

"Mit dem Wiederaufbau müssen wir auch ganz unten beginnen. Wir müssen die Basis gewinnen!" Man müsse den Bürgern zeigen, "wofür wir gebraucht werden". Sowohl bei der Landtags- als auch bei der Bundestagswahl sei dies ja offenbar leider nicht gelungen.


Traum vom Trio

Die Basis zurückgewinnen - das will Herbert möglichst schon bei der nächsten Wahl schaffen, der im März 2014 anstehenden Kommunalwahl. Für Coburg hat er das Ziel ausgegeben, "endlich" in Fraktionsstärke in den Stadtrat einzuziehen - derzeit und gefühlt eigentlich schon immer stellt die FDP im Coburger Stadtrat ein Duo, für eine Fraktion braucht's ein Trio.

An der Spitze sollte im Kommunalwahlkampf der FDP nach den Vorstellungen von Ulrich Herbert übrigens auch ein eigener OB-Kandidat stehen. Noch hätten sich die Parteigremien nicht damit befasst, doch seine "höchstpersönliche Meinung" tut Herbert schon einmal kund: "Jens-Uwe Peter wäre eine gute Wahl!" Der 29-Jährige habe sich vor allem in den beiden zurückliegenden Wahlkämpfen "sehr engagiert" gezeigt. Als Direktkandidat bei der Landtagswahl hatte er im Stimmkreis Coburg zwar lediglich 2,3 Prozent geholt, das war aber immer noch mehr als die 1,7 Prozent, die Herbert bei der Bundestagswahl als Direktkandidat schaffte. In der Stadt Coburg alleine hatte Peter mit immerhin 3,6 Prozent die Nase sogar noch deutlicher vor Herbert (2,4 bei der Bundestagswahl). Alle FDP-Zahlen haben aber natürlich auch eines gemeinsam: Sie sind erschreckend niedrig. Hoffentlich hat Ulrich Herbert noch ein bisschen Schokolade übrig.