Crowdfunding: Coburg in Miniatur gemeinsam retten
Autor: Christiane Lehmann
Coburg, Donnerstag, 11. Oktober 2018
Aufgerüttelt durch unsere Berichterstattung soll "Coburg in Miniatur" jetzt zum großen Gemeinschaftsprojekt werden. Die Oberfrankenstiftung hilft.
Wie schön, wenn ein Zeitungsartikelso manch verantwortungsbewusste Gewissen wachküssen kann und "Coburg in Miniatur" aus dem Dornröschenschlaf erweckt wird. So könnte man es beschreiben, denn die traurige Geschichte um den Verfall der detailgetreu nachgebauten Sehenswürdigkeiten Coburgshat nicht nur in den sozialen Netzwerken für Entrüstung gesorgt. Sonja Putz aus Bad Rodach hat einen Leserbrief geschrieben und Freunde und Familie aufgerüttelt. Ihre Schwiegertochter Annabelle Menzner, Mitarbeiterin beim Regionalmanagement Coburg, fragte schließlich ihren Chef Stefan Hinterleitner, Geschäftsführer von Coburg Stadt und Land aktiv, ob denn da nichts zu machen sei.
Begeistert von der Idee
Der engagierte Netzwerker ließ sich von der Idee begeistern. Der erste Schritt war getan. Gespräche mit Handwerkern und Unternehmern bestärkten ihn, eine Rettungsaktion für "Coburg in Miniatur" zu starten. Rein ehrenamtlich lässt sich der Abbau, die Sanierung und schließlich die Wiederaufstellung sowie Betreuung der Modelle nicht stemmen. Einer, der Hinterleitners Gedanken spannend fand, war auch Bezirksrat Frank Rebhan. Spontan stellte er das Projekt bei der Oberfrankenstiftung in Bayreuth vor. "Das waren keine schwierigen Verhandlungen. Ich bekam sehr schnell Zustimmung", sagt Rebhan beim Pressegespräch auf der Ernstfarm, wo die Modelle derzeit ausgestellt. Eine Förderung - in der Regel 20 Prozent der Kosten - sei in Aussicht gestellt. "Ganz viel Geld fließt in Dinge, die keiner sieht. Da ist das schon mal was anderes", erläutert der Bezirksrat die positive Resonanz. Damit ist der Abbau und die Einlagerung über den Winter finanziell abgesichert. Noch im Herbst werden die Gebäude (Maßstab 1:25) in ihre Einzelteile zerlegt. "Die Spuren, die die Witterung und auch so manch kleiner und großer Vandale in den vergangenen Jahren hinterlassen hat, sind erheblich", gibt der Pächter der Ernstfarm Walter Krahl zu Bedenken. Das Forst- und Domänenamt hatte dem Jobcenter das Grundstück auf der Ernstfarm kostenlos zur Verfügung gestellt.
Krahl, selbst Handwerker, hatte den geplanten Abriss der Modelle verhindert. "Ich bin froh, dass sich da endlich was tut", betont er und unterstreicht noch einmal das unglaubliche Engagement der Männer, allen voran Projektleiter Thomas Roos. Mit viel Geschick und Kreativität entstanden die Modelle - teilweise mit Sandstein und Granit gebaut. Ob allerdings die Arkaden zu retten sein werden, sei fraglich, da der Zustand als "erbärmlich" bezeichnet werden muss. Umgebogene Laternen, abgeschlagene Köpfe, aufgerissene Dächer, abgebrochene Erker - es gibt viel zu tun. Für Hinterleitner steht fest: "Da müssen alle mithelfen. Wir wollen das Projekt mit den Coburgern zusammen machen." Deshalb wird eine Crowdfunding-Aktion ins Leben gerufen, an der sich jeder beteiligen kann.
Stimmiges Konzept muss her
Inwiefern ehrenamtliche Hilfe, sei es bei Handwerksleistungen oder der späteren Betreuung benötigt wird, soll in einem Konzept festgeschrieben werden. Das Regionalmanagement betont, dass "die Sache Hand und Fuß" haben und vor allem muss klar sein, wie und wo das Modell anschließend präsentiert wird.
An dieser Stelle kommt Coburgs Dritter Bürgermeister Thomas Nowak ins Spiel. Auch er hat schon in der Referentenrunde für Interesse an dem Projekt geworben und sei auf Begeisterung gestoßen. Voraussetzung allerdings: Das Konzept muss stimmig sein. Locker diskutiert wurden bereits zwei Varianten: Das Gesamtensemble komplett an einem geeigneten Ort zu präsentieren oder die Modelle einzeln aufzustellen und daraus eine Art Stadtrallye zu entwickeln.