Die neue Dreifachhalle kann die zur Disposition stehende Angerhalle nicht 1:1 ersetzen. Die Turnerschaft bringt deshalb eine alte Idee wieder ins Spiel.
Bei der Coburger Turnerschaft werden zurzeit böse Erinnerungen wach. Denn mal wieder fehlt dem Verein die Planungssicherheit. Vor Jahren war es die Diskussion, ob die Benno-Benz-Sportanlage am Anger aufgelöst und die Turnerschaft in einen "Sportpark Nord" an der Wiesenstraße umgesiedelt werden soll - heute ist es das absehbare Aus für die Angersporthalle. Zwar entsteht bereits Ersatz an der Ecke Karche-/Bamberger Straße. Doch diese neue Halle wird die bestehende nicht 1:1 ersetzen können.
Wohin mit den TT-Platten?
"In der neuen Halle gibt es keinen Gymnastik- und auch keinen Kraftraum mehr", erklärt Rolf Beyersdorf, der Geschäftsführer der Turnerschaft. Außerdem fehle es an Lagerflächen. Dies alles stelle gleich mehrere Abteilungen der Turnerschaft vor Probleme. Den Ringern, den Sportakrobaten, den Kraftsportlern und den Gymnastikgruppen werden - voraussichtlich schon ab Mitte 2017 - die Übungsräume wegfallen. Auch die Tischtennisspieler stehen vor einem Dilemma: Selbst wenn sich in der neuen Halle irgendwo noch ein Zeitfenster für sie finden ließe, haben sie dann noch immer keine Räume, in denen sie ihre sechs Tischtennisplatten deponieren könnten.
Zusammen mit Jürgen Heeb vom Sportverband haben sich Rolf Beyersdorf und der Vorsitzende der Turnerschaft, Stefan Wulf Gedanken über mögliche Lösungen gemacht. Als "Minimal- und Notlösung", wie sie es nennen, haben sie etwas ausfindig gemacht, das vor Jahren schon einmal in der Diskussion war: Die linke beziehungsweise westliche Seite der alten Angerturnhalle könnte dem Sport zur Verfügung gestellt werden. Ein entsprechender Umbau in einen Gymnastikraum inklusive Umkleidekabinen würde nach Schätzung von Beyersdorf zwischen 250.000 und 500.000 Euro kosten.
Diese, wie gesagt, nicht neue Idee war zuletzt deshalb auf Eis gelegt worden, weil nicht klar war, ob eventuell das Landestheater diese Hallenseite noch als Proben- oder Lagerraum benötigt, wenn schräg gegenüber - in welcher Form auch immer - die Ersatzspielstätte entsteht. Doch vor allem mit Blick auf die immer mehr drängende Zeit würden sich die Sportler nun eine baldige Entscheidung wünschen. Jürgen Heeb rechnet vor: "Wenn die Ausweichspielstätte 2019 in Betrieb gehen muss, wird die jetzige Angerhalle spätestens 2018 abgerissen oder umgebaut werden müssen. Viele Sportler könnten somit schon 2017 auf der Straße stehen."
Rolf Beyersdorf räumt ein, dass es für einzelne Abteilungen durchaus noch andere Lösungen geben könnte. Die Seniorensportler, die keine besonderen Turngeräte brauchen, könnten zum Beispiel den Saal im Pfarrzentrum St. Augustin nutzen. Den Kraftsportlern sei schon der Kraftraum in der HUK-Arena angeboten worden, wobei der Geschäftsführer da skeptisch ist: "Das ist ein Raum ohne Frischluft und Tageslicht. Das ist ja eigentlich mehr ein Physio-Raum, der vor und nach den Handball- oder Basketballspielen genutzt wird." Deshalb gebe es auch ganz andere Geräte. Hinzu komme, dass die Lage der Arena auf der Lauterer Höhe für die nicht-motorisierten Mitglieder ungünstig sei.
Der Traum vom Sportpark Nord
Apropos zentrale Lage und Zentralisierung: Wenn eine Nutzung der alten Angerturnhalle nur die "Notlösung" wäre - wie würde dann die beste Lösung aussehen? Das wäre noch immer, und da sind sich alle drei einig, eine Umsiedlung der Turnerschaft in einen Sportpark Nord. Wenn dann eines Tages noch im angrenzenden Vorderen Floßanger die zurzeit auf Eis liegende Dreifachturnhalle (vielleicht sogar mit dem ursprünglich geplanten Akrobatikzentrum) gebaut wird, könnte das "die Heimat für viele Coburger Vereine" werden, sind Wulff, Heeb und Beyersdorf überzeugt.
Einig sind sich die drei auch, dass sie auf ihren Vorstoß die eine oder andere Gegenfrage bekommen werden. Zum Beispiel: Wie viele Sporthallen soll die Stadt denn noch bauen? Darauf antwortet Heeb: "Mag sein, dass viele Leute denken, wir würden ständig nur neue Hallen bauen. Aber die Gesamtfläche nimmt stetig ab." Oder: Warum baut sich die Turnerschaft nicht in Eigenregie einen Gymnastik- und einen Kraftraum? Dazu Beyersdorf: "Wir haben schon elf Tennisplätze, zwei Tennishallen und ein Sportheim gebaut - wir haben keine Luft mehr."
Kleines Hallen-Abc
Alte Angerturnhalle Die westliche Hälfte, die heute als Veranstaltungsraum dient, wurde 1866 gebaut. Die östliche Hälfte, die das Kinder- und Jugendzentrum Domino beherbergt, stammt von 1905.
Angersporthalle 1977 errichtet, sind ihre Tage gezählt. Entweder sie wird umgebaut und dient ab 2019 als Ausweichspielstätte des Theaters - oder sie wird abgerissen, damit an ihrer Stelle eine Ersatzspielstätte fürs Theater errichtet wird.
Neue Angerhalle Sie entsteht derzeit an der Ecke Karche-/Bamberger Straße und soll Mitte 2017 in Betrieb gehen.
Und wieder in Coburg: Hauptsache, was gebaut. Und am Anger muss es sein. Alte Zöpfe, kleine Töpfe. Bitte nix Neues.