Coburger Tradition mit Glücks-Scherben

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Alljährlich ehrt das Coburger Gymnasium Casimirianum seinen Gründer, indem es die Statue an der Schule bekränzt. Simon Stürzebecher und Anna Oikonomides auf der Leiter. Foto: Simone Bastian
Alljährlich ehrt das Coburger Gymnasium Casimirianum seinen Gründer, indem es die Statue an der Schule bekränzt. Simon Stürzebecher und Anna Oikonomides auf der Leiter. Foto: Simone Bastian
Einzug der Schüler mit Musik voraus. Foto: Simone Bastian
Einzug der Schüler mit Musik voraus. Foto: Simone Bastian
 
Foto: Simone Bastian
Foto: Simone Bastian
 
Unter den Zuschauern: Unternehmer Michael Stoschek (Brose). Foto: Simone Bastian
Unter den Zuschauern: Unternehmer Michael Stoschek (Brose). Foto: Simone Bastian
 
Auch OB Norbert Tessmer war gekommen. Foto: Simone Bastian
Auch OB Norbert Tessmer war gekommen. Foto: Simone Bastian
 
Simon Stürzebecher während seiner Rede. Foto: Simone Bastian
Simon Stürzebecher während seiner Rede. Foto: Simone Bastian
 
Die Jahrgangsbesten Anna Oikonomides, Maximilian Luther, Max Müller-Blech, Pascal Ruderich und Jan Finzel. Foto: Simone Bastian
Die Jahrgangsbesten Anna Oikonomides, Maximilian Luther, Max Müller-Blech, Pascal Ruderich und Jan Finzel. Foto: Simone Bastian
 
Kranz Nr. 1 Foto: Simone Bastian
Kranz Nr. 1 Foto: Simone Bastian
 
Er kommt an den Arm. Foto: Simone Bastian
Er kommt an den Arm. Foto: Simone Bastian
 
Foto: Simone Bastian
Foto: Simone Bastian
 
Foto: Simone Bastian
Foto: Simone Bastian
 
Kranz Nr. 2 Foto: Simone Bastian
Kranz Nr. 2 Foto: Simone Bastian
 
Foto: Simone Bastian
Foto: Simone Bastian
 
Teil eins ist erledigt. Foto: Simone Bastian
Teil eins ist erledigt. Foto: Simone Bastian
 
Nun kommt das Bier für den Trinkspruch. Foto: Simone Bastian
Nun kommt das Bier für den Trinkspruch. Foto: Simone Bastian
 
Vivat!Foto: Simone Bastian
Vivat!Foto: Simone Bastian
 
Cresceat! Foto: Simone Bastian
Cresceat! Foto: Simone Bastian
 
Alle auf der Leiter. Foto: Simone Bastian
Alle auf der Leiter. Foto: Simone Bastian
 
Floreat in aeternum! Foto: Simone Bastian
Floreat in aeternum! Foto: Simone Bastian
 
Das letzte Glas geht zu Boden. Foto: Simone Bastian
Das letzte Glas geht zu Boden. Foto: Simone Bastian
 
Und sofort werden die Scherben aufgeklaubt ...
Und sofort werden die Scherben aufgeklaubt ...
 
... nicht nur von Schülern! Foto: Simone Bastian
... nicht nur von Schülern! Foto: Simone Bastian
 

Demokratie wäre vermutlich nicht das Herzensanliegen von Herzog Johann Casimir gewesen. Aber seine Schule will sie vermitteln.

Schule sollte das "kritische Hinterfragen von Inhalten, die Bereitschaft zum Mitmachen vermitteln", denn das sei Voraussetzung für das Gelingen der Demokratie: Simon Stürzebecher, der Sprecher des Jahres 2017, hatte sich ein aktuelles und naheliegendes Thema für die Rede zum Stiftungsfest des Gymnasiums Casimirianum gewählt. Schließlich ist er von seinen Mitschülern der Q11 demokratisch gewählt worden, um die Rede zu halten. Sonst hätte der 17-Jährige im Blasorchester mitgespielt. Denn zum Bekränzungsfest wäre er auf jeden Fall gekommen, sagte er vorher.

Was Herzog Johann Casimir, der Schulgründer, von freien Wahlen und Mitspracherechten gehalten hätte, war für Stürzebecher im Hier und Heute kein Thema: "Wir alle sind der Motor der Demokratie", appellierte er an Mitschüler, Eltern und Gäste. Demokratie sei keinesfalls perfekt, aber immer noch die bestmögliche Staatsform. "Churchill, Obama und ich sind uns da einig", sagte der 17-Jährige, der - wie durchaus üblich - seine Rede mit zahlreichen Zitaten ausgeschmückt hatte.

Das Übliche ist es, was die jungen und älteren Besucher zum Bekränzungsfest zieht, auch ohne dass man sich groß dafür verabreden muss. Am letzten Freitag vor den Sommerferien um 18 Uhr läutet das Casi-Glöckle, und der Umzug beginnt. Angeführt vom Blasorchester ziehen die Schüler jahrgangsweise auf den Kirchhof. Es erklingen der Coburger Marsch und das Schullied, nach der Ansprache steigen der Redner und die fünf Jahrgangsbesten der Q11 auf die Leiter, um die Statue des Stifters zu bekränzen.

In diesem Jahr standen Anna Oikonomides, Maximilian Luther, Max Müller-Blech, Pascal Ruderich und Jan Finzel mit auf den Sprossen, um Kränze und Gläser nach oben zu reichen. Ein Kranz aus Eichenlaub kommt an den Arm, ein zweiter an den Kopf, dann muss der Sprecher drei Gläser Bier leeren mit dem Spruch: Das Casimirianum möge leben, wachsen und in Ewigkeit blühen ("vivat, cresceat, floreat in aeternum").

Die Gläser fliegen zu Boden, und sowie das letzte zerschellt ist, stürzen sich die Schüler auf die Scherben. Nicht nur die: Auch ältere Alumni sammelten die Glassplitter auf - sie sollen Glück bringen fürs nächste Schuljahr.
"Eine Schule mit dieser Tradition - selbst, wenn man sie sucht, würde man sie nicht finden", sagte Burkhard Spachmann, der Schulleiter, vor der Veranstaltung. Einiges hat sich freilich geändert: Musste früher die Glocke von Hand geläutet werden, so geht das heute auf Knopfdruck.

Früher war das Aufgabe eines Schülers, und das Amt wurde auf Dauer verliehen, erinnert sich Helmut Faber, einer der vielen Ehemaligen unter den Zuschauern. Der Spitzname des Glockenwarts lautete "Läutnant" oder "Bimm". Im Zweiten Weltkrieg war die Glocke abgeholt worden, um eingeschmolzen zu werden, erzählte Faber. Dazu kam es nicht, und irgendwann, 1947 oder 1948, sei die Glocke zurückgekehrt, erzählt er. "Und unser strenger Hausmeister, ein ehemaliger Feldwebel, hat geweint."