Der Coburger Schlachthof bleibt bis auf weiteres geschlossen - vermutlich für immer. Das geht aus einer Pressemitteilung der Stadtverwaltung vom Mittwoch hervor. Demnach wird die Schließung des Schlachthofs, die zunächst bis 8. Juli befristet war, "bis auf weiteres" verlängert.
Darauf haben sich Stadt-Pressesprecher Michael Selzer zufolge die Vorsitzenden der Stadtratsfraktionen sowie die Einzelvertreter Anfang der Woche geeinigt. Am vergangenen Donnerstag hatte die Burgpreppacher Firma Dellert-Fleisch mitgeteilt, dass sie den Betrieb am 8. Juli nicht wieder aufnehmen würde. Auch sei die EU-Zulassung als Lebensmittel verarbeitender Betrieb zurückgegeben worden. Am Montag bestätigte Dellert-Anwalt Horst Koller außerdem, dass allen Mitarbeitern der Firma gekündigt worden sei.
Dellert war der Hauptmieter im Coburger Schlachthof.Das Fernsehmagazins Quer des Bayerischen Rundfunks hatte berichtet, dass aus den Räumen der Firma sogenanntes K3-Fleisch als Lebensmittel in Umlauf gebracht worden sei. K3-Fleisch ist aber bestenfalls als Tiernahrung zu verwenden. Auch die Staatsanwaltschaft Coburg erhebt diesen Vorwurf. Das veranlasste die Stadt, den Schlachthof ab dem 24. Juni zu schließen.
Stadtrat entscheidet am 18. Juli Vorerst war von 14 Tagen die Rede - nun ist davon auszugehen, dass der Schlachthof gar nicht wieder geöffnet wird. Denn am 18. Juli soll der Stadtrat über dessen Zukunft entscheiden. Das war ohnehin vorgesehen: Der Schlachthof ist ein Zuschussbetrieb, denn die Gebühren für die Schlachtungen decken die Kosten nicht. Städtische Beschäftigte töten die Tiere und teilen sie in Hälften; Metzger oder Verarbeitungsbetriebe wie Dellert übernehmen sie.
"Vor dem Hintergrund, dass mit der vorübergehenden Schließung der Firma Dellert-Fleisch der umsatzstärkste Mieter am Coburger Schlachthof wegfällt, haben sich die politischen Spitzen der Stadt zu diesem Schritt entschlossen", erklärte Selzer. Oberbürgermeister Norbert Kastner (SPD) wird wie folgt zitiert: "Meine Einschätzung, dass unter diesen Umständen eine, gegenüber der Allgemeinheit vertretbare Fortführung des Betrieb am Schlachthof Coburg nicht möglich ist, wurde von allen Anwesenden geteilt.
Auch in Bezug auf das weitere Vorgehen waren wir uns alle einig, dass in der Juli-Sitzung des Coburger Stadtrates eine Entscheidung gefällt werden muss. Nach dem einstimmigen Meinungsbild, das mir die Stadtratsvertreter während des Treffens vermittelt haben, gehe ich davon aus, dass der Coburger Schlachthof auch nach dem 18. Juli seinen Betrieb nicht wieder aufnehmen wird."
Lösungen für Beschäftigte Einziger weiterer Mieter im Schlachthof ist laut OB Kastner die Südfleisch, die dort eine Verkaufsstelle betreibt. Bleiben die rund 40 städtischen Beschäftigten, die im Schlachthof tätig sind. Neben den Amtstierärzten sind das im Wesentlichen die Schlachter sowie Schlosser. Für alle soll "eine für alle Seiten akzeptable Zukunftslösung" gefunden werden, heißt es in der Mitteilung.
Einige können wohl neue Aufgaben im Bereich der Stadtverwaltung beziehungsweise bei einem der städtischen Unternehmen finden. Kastner sprach auch davon, dass geprüft werden solle, ob in einzelnen Fällen Altersteilzeitregelungen oder ein vorzeitiger Ruhestand in Betracht kommen. "Sie können sich darauf verlassen, dass wir alle Möglichkeiten ausschöpfen", zum Beispiel auch mit der Agentur für Arbeit. Die Stadtverwaltung solle nun "so schnell wie möglich" ein Ausstiegsszenario erarbeiten.
Die Zukunft des Coburger Schlachthofs soll am 18. Juli im öffentlichen Teil der Stadtratssitzung verhandelt werden. Darauf habe er sich mit den Fraktionen verständigt, sagte Kastner.