Ihre Fans mögen sie vor allem für ihre Lieder von einer heilen Welt, die sich viele wünschen. Die Amigos, Bernd und Karl-Heinz Ulrich, haben mit ihrem Auftritt in Coburg rund 1000 Zuhörer ins Kongresshaus locken können.
So, nun stehe ich also im Foyer des Kongresshauses und bin einem Phänomen auf der Spur. Die Amigos sind heute zu Gast und für viele Außenstehende ist der Fantrubel kaum zu verstehen. Ich schaue mich ein wenig um und bin überrascht: Meine Freundinnen Karin und Rosi sind hier - eigentlich treffe ich sie sonst eher im Landestheater oder beim Open Air auf dem Schlossplatz.
Natürlich komme ich ihnen gleich mit meiner heutigen Standardfrage: "Wieso seid ihr Fans der Amigos?" Die Antwort von Karin ist dann doch etwas verblüffend. "Wir haben die Karten von unserem Opa zu Weihnachten bekommen und haben keine Ahnung, wer die beiden sind." Schnell merke ich aber, dass die Freundinnen die große Ausnahme im Publikum sind.
Auf meinem Weg zum Sitzplatz spreche ich zwei Ehepaare in der hintersten Reihe an. Sie sind erfreut, mir etwas von den Amigos erzählen zu dürfen.
Monika ist mit ihrem Mann aus Bad Rodach angereist und besucht heute schon ihr siebtes Amigos-Konzert. Seit sechs Jahren ist sie großer Fan und hat auch ihren Mann angesteckt.
Amigo-Lieder bei Säraspo Nebenan sitzt Herbert aus Frohnlach mit seiner Frau und die beiden sind nicht nur Fans. Herbert ist der musikalische Leiter der Säraspo Frohnlach und hat dort mit drei Freunden die Gruppe "Die Eichenbergsänger" gegründet. "Natürlich haben wir auch Lieder der Amigos im Programm und die sind bei allen Auftritten immer wieder der Hit," erzählt Herbert. Auf meinem weiteren Weg treffe ich auf den sechsjährigen Jannis aus Neustadt. Er hat nicht nur beide Großelternpaare dabei, sondern auch seinen Autokindersitz, damit er die Amigos gut sehen kann.
"Ich kenne schon viele Lieder und im Kindergarten werde ich dann auch erzählen, wie es war." Für den kleinen Fan haben die Omas gleich am großen Verkaufsstand einen Teddy der Amigos erstanden.
Es wird dunkel im Saal und auf der Bühne läuft der Vorspann, wie die zwei Brüder in ihrem Truck den Weg nach Coburg und auf die Bühne geschafft haben. Dann kommen sie raus und gleich steigt die Stimmung im ausverkauften Kongresshaus. "Ihre Lieder haben schöne Melodien. Die Texte verstehen wir, sie lassen uns Kummer und Sorgen vergessen," war sehr häufig zu hören. Das findet auch Bernd. "Schaut doch mal ins heutige Fernsehprogramm, immer mehr Mord und Totschlag und auf jeden zweiten Sender steht ein Mann mit Schürze hinterm Kochtopf. Dafür müssen die Volksmusiksendungen weichen."
In der Pause suche ich das Gespräch mit dem Amigo-Fanclub.
Seine Leiterin Marion Fösel gibt mir auch gleich Auskunft: " Wir sind aus Küps und haben 180 Mitglieder aus ganz Deutschland. Neben den Konzertbesuchen veranstalte ich auch Fantreffen mit eigenem Programm."
Im Foyer treffe ich meine Freundinnen. Ich lasse meinen Blick schweifen, um vielleicht noch einen besonderen Fan zu finden. Am Nebentisch steht eine Dame, die sich vom anderen Publikum abhebt. Nach dem Äußeren zu urteilen, hätte ich sie eher bei Peter Maffay oder Elton John erwartet. Bettina ist vor 32 Jahren nach Paraguay ausgewandert und verkauft dort deutsche und fränkische Backwaren. Bei ihrem letzten Deutschlandbesuch vor vier Jahren sah sie die Amigos zufällig im Musikantenstadl, hat sich eine CD gekauft und inzwischen von Paraguay aus den Werdegang der beiden Brüder im Internet verfolgt.
"Die Texte haben mich schon über schlimme Zeiten hinweggetröstet und sie geben einem immer wieder neuen Mut." Nach der Pause treffen sich auf der Freifläche hinter mir auf einmal Paare zum Tanzen und machen richtig Stimmung. Heike hat heute Geburtstag und die Karte von ihrem Bruder bekommen.
Engagement für Weissen Ring Einmal kommt Bernd Ulrich, einer der Amigo-Brüder, mit seinen Worten doch ein wenig ab von der heilen Welt. Die Amigos unterstützen seit vielen Jahren die Opferorganisation Weisser Ring und haben dafür ein Lied im Programm. "Auch wenn wir dafür von vielen Kollegen belächelt werden, weil dies sicherlich kein Hit wird, ist es uns ein besonderes Bedürfnis. Wir müssen unsere Kinder schützen und die Augen immer offen halten, nicht wegschauen." Auch für diese Worte spenden ihm die Fans Applaus.
Im Foyer treffe ich nach dem Konzert noch einmal Bettina. Sie will auf ein Autogramm und ein gemeinsames Foto warten und stellt sich in die bereits lange Warteschlange.
Beim Verlassen fällt mir auf, dass die Männerquote heute gar nicht so schlecht war. Übrigens habe ich auch nur Männer gefunden, die nicht nur freiwillig mitgekommen waren, sondern auch richtige Amigofans sind.