Die Nachricht vom Tod von Hochschulpräsident Michael Pötzl löste am Wochenende große Bestürzung und tiefe Fassungslosigkeit aus.
Er war ein Vordenker. Er war ein Querdenker. Er hat mit seinen Ideen überrascht, er hat mit seinen Visionen neue Horizonte geöffnet. Er ist mit seinen Vorschlägen aber auch schon mal angeeckt - doch er hat sich immer mit ganzer Kraft und voller Leidenschaft dafür eingesetzt, "seine" Hochschule nach vorne zu bringen. Und deshalb ist die Lücke, die er hinterlässt, so riesig.
Professor Dr. Michael Pötzl, seit 2009 Präsident der Coburger Hochschule, ist am vergangenen Freitag überraschend gestorben. Er wurde 57 Jahre alt. Wie die Pressestelle der Hochschule am Samstag offiziell mitteilte, starb Michael Pötzl beim Joggen in Potsdam. Dort nahm er an der Hochschulrektorenkonferenz teil.
Das Tageblatt hatte erst in seiner Ausgabe vom vergangenen Freitag darüber berichtet, dass Michael Pötzl bei dieser Konferenz als Senatsmitglied die Interessen aller 17 staatlichen bayerischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften mit ihren insgesamt 125 000 Studierenden vertritt. Ein weiterer Beleg dafür, dass Michael Pötzl auch weit über die Grenzen Coburgs hinaus anerkannt war und sein Rat und seine Gestaltungskraft immer wieder gerne gefragt waren.
Michael Pötzl, ein gebürtiger Westfale, war 2001 als Professor für Bauingenieurwesen an die Hochschule Coburg gekommen. 2004 wurde er zum Vizepräsidenten für den Bereich Forschung und Transfer gewählt. 2009 folgte die erste Wahl zum Präsidenten, 2014 wurde er in diesem Amt für weitere fünf Jahre bestätigt.
Viele Projekte angestoßen
In seiner Zeit als Präsident hat Michael Pötzl an der Hochschule viele Projekte angestoßen und auf den Weg gebracht. Er scheute dabei auch nicht harte Diskussionen, legte sich, wenn es sein muss, auch mal mit der Politik an. Denn vieles ging ihm nicht schnell genug, er ärgerte sich, wenn seitens der Stadt nur zögerlich Unterstützung kam - weil die wiederum gerne auf den Freistaat als Träger der Hochschule verwies.
Michael Pötzl wollte die "Hochschulstadt" Coburg weiterentwickeln zur "Wissenschaftsstadt". Er warb unermüdlich für den "Coburger Weg" eines ganzheitlichen Studiums, und viele wollten diesen Weg beschreiten: Die Studentenzahlen erreichten in der "Ära Pötzl" immer neue Rekordwerte, 2014 wurde erstmals die 5000er-Marke geknackt.
Für heftige Diskussionen sorgte 2014 und 2015 der Streit um eine neue Zufahrt zum Campus Friedrich-Streib-Straße. Am Ende stimmte der Coburger Stadtrat gegen Pötzls Pläne, mit denen der Campus autofrei geworden wäre.
Ein schönes Ereignis für Michael Pötzl war hingegen im Oktober 2015 der Spatenstich für den Ausbau des Campus Friedrich-Streib-Straße. Die Arbeiten werden bis ins Jahr 2021 dauern, und am Ende der 65 Millionen Euro teuren Maßnahmen soll der "Campus 3.0" stehen; unter anderem werden ein IT- und Medienzentrum sowie ein Automotive-Zentrum errichtet. Ein sichtlich gut gelaunter Präsident konnte sich damals eine Spitze gegen die Kommunalpolitik nicht verkneifen: Hätte der Stadtrat die neue Zufahrt nicht abgelehnt, würde man den "Campus 4.0" erhalten.
Nachruf der Hochschule
Auf der Internetseite der Hochschule Coburg wurde am
Samstag ein sehr gefühlvoller Nachruf auf Michael Pötzl veröffentlicht. Er hat folgenden Wortlaut: "Wir alle haben unseren Präsidenten als lebhaften, sprudelnden Menschen erlebt - als Treiber für Innovationen, der uns immer wieder dazu gebracht hat, neue Perspektiven einzunehmen und das Ungewöhnliche zu suchen. Es lässt sich schwer begreifen, dass wir ihn nun so plötzlich verlieren mussten. Seiner Familie gilt unser ganzes Mitgefühl und unsere Unterstützung."
...der nicht in Worte zu fassen ist.
Herr Prof. Pötzl hat sich in kaum vorstellbarem Maße für die Hochschule, und damit auch für Coburg insgesamt, engagiert. Dabei scheute er es auch nicht, auf Konfrontation mit der Stadt zu gehen (etwa in Sachen Verkehrsanbindung der Hochschule), was ihm hoch anzurechnen ist - angesichts mancher für mich nur schwer verständlicher Entscheidungen der Stadt.