Das Ordnungsamt Coburg vergibt einen der Standplätze für Bratwurst-Buden am Marktplatz. Wer das Traditionsgut hier auf den Grill legen darf, muss allerdings ein strenges Punktebewertungssystem erfüllen.
- Coburg: Neuer Bratwurst-Buden-Betreiber auf Marktplatz gesucht
- Bratwurst-Richtlinie vom Ordnungsamt: Bewerber werden nach Punktesystem bewertet
- "Da wird mir Höllenangst": Betreiberin von Traditionsstand befürwortet strenge Anforderungen
- "Realisten verstehen es": Coburger Bratwurst jetzt teurer - Preis könnte weiter steigen
In Coburg wird ein neuer Betreiber für eine Bratwurst-Bude auf dem Marktplatz gesucht. Die Zubereitung des Traditions-Imbisses, dem Stolz vieler Menschen in Stadt und Region, unterliegt im Zentrum Coburgs jedoch äußerst strikten Regeln. Das Ordnungsamt vergibt die Standplätze, die sich ausschließlich an einer bestimmten Stelle befinden dürfen, nämlich anhand eines im Volksmund als "Bratwurst-Richtlinie" bezeichneten Regelwerks. Claudia Hartan ist bereits seit über 20 Jahren dabei - sie verteidigt die Anforderungen und übt heftige Kritik an der Mentalität vieler Bratwurst-Fans.
Coburg setzt Bedingungen für Traditions-Imbissstand: "In erheblichem Umfang Bratwürste gebraten"
Noch bis zum Freitag, 6. Mai 2022, können sich Interessierte beim Ordnungsamt Coburg melden, um die Chance auf das Bratwurst-Braten am Marktplatz zu bekommen. In der Regel stehen ein bis zwei Bratwurst-Buden an einer bestimmten Stelle auf dem Marktplatz, nämlich an der Ecke zur Spitalgasse. Ein anderer Ort ist nicht gestattet - lediglich "bei Veranstaltungen auf dem Marktplatz sind Abweichungen möglich", so ist es in der Coburger Bratwurst-Richtlinie festgeschrieben.
Genau geregelt ist auch, wie die Hütte aussehen darf. "Die äußere Gestaltung des Bratwurststandes soll bezüglich Dachform, Fenster, Material und Farbe dem historischen Marktplatz Rechnung tragen", bestimmt die Richtlinie. Nur "nicht-selbstständige fahrende Anhänger" dürfen demnach aufgestellt werden. Werbung auf den Außenwänden brauche die Zustimmung der Stadt. Der Stand müsse außerdem ein festes Dach haben, das an der offenen Verkaufsseite überstehen muss. Zudem brauche die Bude einen "Fettfilter nach Vorgabe der Stadt Coburg".
Noch strenger ist man in Coburg, wenn es um die Bratwurst-bratende Person selbst geht. Eine eigene Metzgerei darf man nicht führen - das Metzger- oder Kochhandwerk gelernt zu haben, bringt hingegen Pluspunkte. Wer lange Erfahrung in diesen Berufen hat, ist ganz vorn mit dabei. "10 Punkte erhält, wer das Bratwurstbraten als Familientradition nachweisen kann und belegen kann, dass er in erheblichem Umfang Bratwürste gebraten hat", heißt es in der Richtlinie.
Leute "sehen nur billige Bratwurst": Coburger Standbetreiberin kritisiert Geiz-Mentalität
Auch ein einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis ist der Behörde vorzulegen. "Bei entsprechenden Einträgen vermindern sich die Punktzahlen abhängig von der Art des Eintrages bis hin zum völligen Ausschluss aus dem Verfahren", so die Erklärung. Dass nur regional bezogene Coburger Bratwurst nach wenig kulant festgelegten Fleisch-, Fett- und Eiweißanteilen auf den Grill darf, versteht sich da fast von selbst.
Perfekt für Balkon und Küche: Genialen WMF Lono Elektro-Grill bei Amazon ansehen
Claudia Hartan ist bereits seit 1999 mit ihrem Bratwurst-Stand auf dem Coburger Marktplatz vertreten. Die strenge Richtlinie findet sie gut. "Das sind Auflagen, nach denen wir uns schon seit Jahrzehnten richten", erklärt sie im Gespräch mit inFranken.de. "Wir wollen keinen Wald- und Wiesenstand mit Blechdach. Mir wird Höllenangst, wenn ich mir manchmal solche Holzbuden anschaue, in denen Hygiene kein Thema ist. Aber das sehen die Leute nicht, die sehen nur billige Bratwurst."