Coburg
Steigende Energiekosten

In Zeiten des Klimawandels: Die Hochschule Coburg testet einen besonderen Kraftstoff

Der Klimawandel und steigende Energiekosten erfordern alternative Lösungen. Ein neuer Bio-Kraftstoff wird deshalb an der Hochschule Coburg getestet.
Coburg: Hochschule testet besonderen Kraftstoff - in Zeiten des Klimawandels
Im Auto sitzt Kfz-Techniker Florian Knoch, Kfz-Ingenieur Steffen Krajewski steht daneben: An der Hochschule Coburg führen sie die Tests auf dem Rollenprüfstand durch. Foto: Anja Singer / Hochschule Coburg

Klimawandel und steigende Energiekosten erfordern neue Ideen. Eine wird gerade an der Hochschule Coburg getestet: Bio-Kraftstoff aus Klärschlamm.
 
Die Europäische Union fördert aktuell das Projekt To-Syn-Fuel, in dem es darum geht, biogene Abfallstoffe umzuwandeln in nachhaltige Kraftstoffe und grünen Wasserstoff. Wie die Hochschule Coburg berichtet, werde das Forschungsprojekt vom Fraunhofer Institut Umsicht im oberpfälzischen Sulzbach-Rosenberg durchgeführt, wo auch der neue Bio-Kraftstoff entwickelt worden sei – und zwar aus Klärschlamm. Jetzt werde er in einem VW mit Dieselmotor auf dem neuen Rollenprüfstand der Hochschule Coburg getestet.

„Ziel unserer Untersuchungen ist die Analyse von Verbrauchs- und Emissionswerten im Vergleich zum Standardkraftstoff“, erklärt Prof. Dr. Markus Jakob. Er forscht und lehrt an der Fakultät Maschinenbau und Automobiltechnik insbesondere zur motorischen Verbrennung. Gemeinsam mit Chemikerin Anja Singer leitet Jakob die Fuel Research Group der Hochschule und forscht an der Schnittstelle zwischen Chemie und Maschinenbau an Lösungen, um Energie zu speichern und zu transportieren – auf nachhaltige Weise. 

Klimaneutrales Rohöl

Mit dem „thermo-katalytischen Reforming“ (TCR-Verfahren), das Fraunhofer entwickelt hat, wird Biomasse in ihre Bestandteile zerlegt, veredelt und gereinigt. Ergebnis sind drei Produkte: Synthesegas mit einem sehr hohen Wasserstoffgehalt, „Biokohle“ und ein Bio-Rohöl, das den Ausgangsstoff für synthetische Kraftstoffe bildet. Solche nachhaltigen Energieträger wie der neue Bio-Kraftstoff aus Klärschlamm haben Fraunhofer zufolge einen um 85 Prozent geringeren CO2-Fußabdruck als konventionelle fossile Kraftstoffe. „Perspektivisch könnten sie in hunderten dezentralen Kleinanlagen hergestellt werden“, sagt der Coburger Kraftstoff-Forscher Jakob. „Bayern hat das Potential, ab 2030 rund 400 000 Tonnen Klärschlamm in normkonforme Kraftstoffe umsetzen.“ 
 
Um die fossilen Energieträger vollständig aus dem Straßenverkehr zu verbannen, würden die absoluten Mengen noch nicht ausreichen. „Da aus dem TCR-Verfahren bereits normkonforme Kraftstoffe hergestellt werden können, ist es aber auf einfache Weise möglich, die verfügbaren Mengen des neuen Kraftstoffs den bekannten Serienkraftstoffen beizumischen.“