Nach einer langen toxikologischen Untersuchung steht nun fest, woran der Habicht gestorben ist, den ein Wanderer bei Coburg gefunden hatte: Der geschützte Vogel wurde vergiftet. Naturschützer sind in Sorge: Denn das verwendete Gift ist nicht nur für Tiere gefährlich.
Es hat mehrere Monate gedauert, doch nun liegt das Ergebnis vor: Ein Wanderer hatte bereits im Februar 2023 am Bausenberg, der oberhalb des Coburger Stadtteils Cortendorf liegt, einen toten Habicht gefunden. Der Mann informierte daraufhin den Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) und der Vogel wurde in eine Tierklinik gebracht. Bei der dortigen Untersuchung wurde festgestellt, dass das Tier keinerlei Knochenbrüche hatte, aber einen "merkwürdigen, chemischen Geruch" aufwies. Nun steht die Todesursache fest. Das Ergebnis beunruhigt den LBV so sehr, dass er eine Warnung herausgibt.
Der Geruch sei nicht typisch für ein verwesendes Tier gewesen und kam den Mitarbeitern der Lautertaler Tierklinik daher verdächtig vor, erklärt der LBV. "Deswegen haben wir den Greifvogel zum Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit nach Erlangen geschickt und anschließend eine toxikologische Untersuchung in Auftrag gegeben."
Habicht wurde in Coburg vergiftet - mit verbotenem Mittel
Dabei kam heraus: Der Habicht starb an einer Vergiftung mit dem Pflanzenschutzmittel Bendiocarb, dies sei nun eindeutig nachgewiesen worden. Laut LBV dürfe das Gift ausschließlich innerhalb von Gebäuden und Fahrzeugen und nur zur Bekämpfung von Ameisen verwendet werden. Jeglicher sonstiger Einsatz ist verboten. Innerhalb der EU gebe es aktuell auch gar keine zugelassenen Pflanzenschutzmittel mit dem Wirkstoff.
Doch das Gift kann nicht nur für geschützte Vogelarten wie Habichte gefährlich werden: Tote Vögel oder andere tote Tiere, die in der Natur entdeckt werden, sollten daher keinesfalls angefasst werden. Der LBV und die Gregor Louisoder Umweltstiftung (GLUS) betonen, dass Eltern im Landkreis Coburg besonders auf ihre Kinder und Hundehalter beim Gassigehen auf ihre Vierbeiner Acht geben sollen. Hunde sollten am besten angeleint bleiben.
Bei früheren Fällen, in denen das Gift entdeckt wurde, habe der Wirkstoff teilweise schon bei Kontakt mit der Haut und in geringen Dosen Krämpfe ausgelöst. Die Coburger Kreisgruppe des LBV befürchtet nun, dass es rund um den Bausenberg weitere Vergiftungen geben könnte.
"Die Dörfleser Weißstörche wurden 2021 mit dem verbotenen Gift Promecarb getötet. Auch heuer fehlte am Ende der Brutsaison ein Storch aus unerklärlichen Gründen. Nun haben wir natürlich Sorge, dass auch er vergiftet worden sein könnte", schreibt der LBV auf seiner Homepage. Geschützte Vogelarten zu töten, ist eine Straftat und hat eine Anzeige zur Folge.