„Wir haben dabei die Umweltbedingungen angeschaut“, erklärt Noll. Untersucht wurde, wie sich die Folie beim heutigen Klima abbaut – und wie in einem Klima der Zukunft. In Gewächshauskammern der Global Change Experimental Facility (GCEF) in Bad Lauchstädt (Sachsen-Anhalt) wurden dafür die Intensität der Sonnenstrahlung und der Temperaturdurchschnitt künstlich um 0,6 Grad erhöht, außerdem wurde ein Wechselspiel aus Trockenphasen und starker Feuchtigkeit simuliert.
Zum Vergleich wurden Bodenproben mit und ohne Plastik analysiert. Ergebnis: Auch bei einem Klima, das im Jahr 2100 herrschen wird, wird der Abbau gut funktionieren. Es stellte sich heraus, dass andere Parameter den Abbau des Plastiks wesentlich beschleunigen können: Stickstoff zum Beispiel, der als Pflanzennährstoff in Gülle und anderen Düngern in der Landwirtschaft häufig zum Einsatz kommt.
In einer der Studien zeigte sich bei einer toxikologischen Prüfung allerdings ein gravierender Nebeneffekt: „Wir hatten Mungbohnensaat in Erde mit bioabbaubarer Mulchfolie angesät und das Pflanzenwachstum über die Zeit verfolgt. Wenn Stickstoff zugegeben wurde, war die Saat zu 97 Prozent von Fusarium solanii befallen.“ Der Schimmelpilz hilft zwar, den Kunststoff abzubauen, verursacht aber auch Pflanzenkrankheiten. Die Zusammenhänge sind komplex, vieles ist noch unerforscht.
Plastik, das biologisch abgebaut wird, gibt es bereits seit einigen Jahren zu kaufen: Im Baumarkt stehen Tomatenpflanzen in Töpfen aus Bioplastik und immer häufiger werden kompostierbare Müllbeutel angeboten. „Marktführer sind immer noch petroleumbasierte Kunststoffe, aber der Anteil bioabbaubarer Plastiksorten nimmt zu“, sagt Noll.
Es gibt Sorten, die aus Getreide hergestellt werden, andere durch solche heterotrophen und auch phototrophen Mikroorganismen, mit denen sich die Forschungsgruppe in ihren Untersuchungen beschäftigt hat. „Alle bioabbaubaren Plastikverbindungen haben den Vorteil, dass sie zur CO2-Fixierung beitragen.“
Die „biodegradable biobased plastics“, wie sie international bezeichnet werden, helfen also beim Klimaschutz. Und auch wenn der Agrarbereich Thema ist, wurden für die Untersuchungen keine Proben aus der Landwirtschaft genutzt. Sondern aus der thailändischen Automobilindustrie. „Auch da geht es darum, den CO2-Abdruck zu reduzieren.
Darüber hinaus sind die Autohersteller angehalten, recyclebare Komponenten zu produzieren“, erklärt Noll. Ein großes Thema für die Automobilindustrie. „Im Fahrzeuginnenraum, wo wenig Dreck ist, kann man gut auf bioabbaubares Plastik zurückgreifen.“
Bisher wurden von den Forscherinnen und Forschern der Hochschule Coburg, der Hochschule Anhalt und des Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) drei Studien zu bioabbaubarem Plastik durchgeführt. Federführend Beteiligt waren neben der Hochschule Coburg Witoon Purahong und Carola Griehl.