Der fränkische Autozulieferer Brose hat mit einer Äußerung mächtig für Wirbel gesorgt. Fehlt es den Mitarbeitern an Motivation? Das Unternehmen spricht von einem "bedauerlichen Missverständnis".
- Coburg: Brose macht Probleme publik - Autozulieferer schildert angespannte Lage
- "Ungenügende Rendite" lässt Eigenfinanzierung nicht mehr zu - Kredite "in beachtlichem Ausmaß"
- Mitarbeiter offenbar unzufrieden - Unternehmen beklagt "außerordentlich hohe Fluktuation"
- Mangelnde Motivation beim Personal? Brose sieht "bedauerliches Missverständnis"
Die fränkischen Autozulieferer haben seit Längerem schwer zu kämpfen. Lieferengpässe, massive Kostenanstiege und die Energiekrise stellen die Betriebe vor große Herausforderungen. Der angeschlagene Kabelspezialist Leoni mit Sitz in Nürnberg rechnet für das vergangene Geschäftsjahr mit Wertberichtigungen im hohen dreistelligen Millionenbereich. Auch beim Coburger Automobilzulieferer Brose brodelt es offenkundig gewaltig - in einem Punkt fühlt sich das Unternehmen allerdings gravierend missverstanden, wie ein Sprecher jetzt gegenüber inFranken.de betont.
Coburg: Autozulieferer Brose sorgt mit Aussage über Mitarbeiter für Irritation - Personal unmotiviert?
In einer aktuellen Pressemitteilung räumt der oberfränkische Familienkonzern gleich mehrere Probleme ein. Nach mehreren Jahren der Stagnation sei zwar der Umsatz - vor allem durch die Konsolidierung des Joint Ventures von Brose mit der Volkswagen-Tochter Sitech - auf 7,5 Milliarden Euro angewachsen. Allerdings lägen die Umsatz- und Kapitalrendite mit 1,1 beziehungsweise 1,7 Prozent "auf einem absolut unbefriedigenden Niveau", so Brose wörtlich. "Die ungenügende Rendite lässt die Eigenfinanzierung des Familienunternehmens erstmals nicht mehr zu", heißt es.
Mit weitreichenden Folgen: "Deshalb mussten Bankkredite in beachtlichem Ausmaß aufgenommen werden", berichtet der Autozulieferer, der unter anderem auch Standorte in Bamberg und Würzburg hat. Die Eigenkapitalquote liege gleichwohl über 50 Prozent. Auch die Warenbewegung hält Brose augenfällig gehörig auf Trab. Dem Unternehmen zufolge führten Probleme in der Logistik zu einem durchschnittlichen Lagerbestand von 32 Arbeitstagen, "wobei ein Tag rund 20 Millionen Euro Liquidität bindet". Auch die Stimmung unter den Brose-Beschäftigten lässt bei den Verantwortlichen anscheinend die Alarmglocken schrillen.
"Sorgen bereitet Gesellschaftern, Beirat und Geschäftsführung außerdem die Motivation der inzwischen auf über 31.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angewachsenen Belegschaft", heißt es in der am vergangenen Freitagabend (14. April 2023) veröffentlichten Mitteilung. Sie mache sich demnach durch "eine außerordentlich hohe Fluktuation" bemerkbar. Wirft Brose seinen Angestellten eine mangelnde Arbeitseinstellung vor? Mehrere Medien hatten die in der Pressemitteilung getätigte Wortwahl so interpretiert. Der Autozulieferer selbst sieht seine Aussage dagegen falsch ausgelegt.
Brose-Sprecher bezieht Stellung: "Kein Vorwurf an Belegschaft, sondern Auftrag an Geschäftsführung"
Brose-Pressesprecher Christian Hößbacher-Blum spricht im Gespräch mit inFranken.de am Montagnachmittag (17. April 2023) von einem "bedauerlichen Missverständnis". Das Statement sei teils verkehrt interpretiert worden. "Es handelt sich um keinen Vorwurf an die Belegschaft, dass ihre Motivation zu gering ist", stellt der Sprecher klar. Mit Blick auf die allgemeine Gemütslage der Mitarbeiter sieht das Unternehmen demnach die Chefetage am Zug. "Die Geschäftsführung hat den Auftrag erhalten, die Motivation zu erhöhen", sagt Hößbacher-Blum.
Brose betriebt laut eigenen Angaben gegenwärtig 69 Standorte in 25 Ländern. "Viele Beschäftigte wünschen sich zu Recht wieder die persönliche, unbürokratische und pragmatische Arbeitsweise eines Familienunternehmens", hält der Automobilzulieferer in seiner Mitteilung vom Freitag fest. Mit Blick auf die gezahlten Löhne heben die Verantwortlichen zugleich ihr eigenes Entgegenkommen hervor. Obwohl Brose an den deutschen Standorten seit vier Jahren kein positives Ergebnis erwirtschaftet habe und an den großen Standorten Coburg und Bamberg nicht tarifgebunden sei, sei der Abschluss der Metallindustrie in vollem Umfang übernommen worden.
Brose soll den gewerblichen Mitarbeitern den Lohn des Flächentarifvertrages zahlen, dann ist auch wieder Motivation vorhanden!
Bei der Belegschaft muss die Motivation echt mies sein, wenn die Belegschaft aus der Pressemitteilung herausliest, dass sie ein Motivationsproblem hätten...
Haben die Mitarbeiter die letzte Betriebsversammlung vergessen?
Die Motivation der Mitarbeiter ist Führungsaufgabe.