Buchfranken: Der Geist in fränkischen Landen

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Freilich geht's in "Buchfranken" auch um die Bratwurscht, ums göttliche fränkische Essen und Trinken. Doch Hermann Glaser und Johann Schrenk sind dem Geist hinter den Dingen auf der Spur, so wie er sich beim NS-Aufmarsch 1942 vor der Coburger Ehrenburg zeigte. Fotos: Archiv
Freilich geht's in "Buchfranken" auch um die Bratwurscht, ums göttliche fränkische Essen und Trinken. Doch Hermann Glaser und Johann Schrenk sind dem Geist hinter den Dingen auf der Spur, so wie er sich beim NS-Aufmarsch 1942 vor der Coburger Ehrenburg zeigte.  Fotos: Archiv
Foto: Carolin Herrmann
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Foto: David Ebener/dpa
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"Buchfranken" ist eine ambitionierte und üppige neue Reihe überschrieben, die der Publizist Hermann Glaser und Verleger Johann Schrenk herausbringen.

Die Franken. Wer sen denn die, vor allem heute? Des wissn sa selber ned. Wos einigen wurscht ist von Ober- über Mittel- bis Unterfranken und des auch noch auf verschiedene Weise. Anderen aber auch nicht. Die Anderen machen sich Gedanken. Vor allem, weil rund herum so viele gar so selbstbewusst aufstampfen, allen voran diese krachenden Bayern. Des bedrängt doch.
Zu den Anderen gehören der frühere Nürnberger Kulturreferent und Autor in tausend Themen, Hermann Glaser, und der Verleger Johann Schrenk, beide promoviert oder noch mehr, also sehr gescheit. Die beiden haben sich eine neue Buchreihe aus und über Franken ausgedacht, denn Buch macht bekanntlich kluch. Weshalb es gar nicht genug Bücher sein können, die auf diesem neuen Forum präsentiert werden (sollen). "Buchfranken" wurde es praktisch und gut überschrieben. In einer ersten Staffel waren schon fünf Bände auf dem Markt, bevor die im Röttenbacher Schrenk-Verlag herausgebrachte Reihe überhaupt offiziell und feierlich der fränkischen Öffentlichkeit übergeben wurde - selbstverständlich in einer passenden Lokalität namens "Zur Heimat" im tiefsten Gostenhof, Nürnberg. Dabei kam es dann aber gleich zur Übergabe der nächsten fünf Bände, wobei die dritte Staffel schon im Dezember da sein soll. A ganz schöss Brogramm also.
Heimat hin oder her, dass diese Herausgeber tümeln wollten, ist nicht vorstellbar. Auch das Krimitechnische wird mittlerweile in anderen Verlagen gut besorgt. Das Kabarettistische hat viel zur fränkischen Identitätsstabilisierung beigetragen. Wos jedzd denn dann nuch? No vielleicht des Eichendliche, was zu bestimmen selbstverständlich ein weites Feld ist.


Das braune Franken als Brücke

Deshalb geht es in dieser ehrgeizigen Reihe ziemlich quer durch und wer weiß noch wohin, von Nürnbergs Rolle in der Elektrogeschichte und dem Technikpionier Conrad Georg Kuppler bis zur Fußballgeschichte und der fränkischen Theaterlandschaft dann in der nächsten Staffel.
Dass die jetzt vorgeführte zweite Staffel mit "Lukullus in Franken" startete, beißt dem Niveau ka Eck ab, denn erstens: Essen und Trinken in Franken - haben wir bewusstseinsmäßig verinnerlicht - sind etwas Göttliches, in jedem Fall Hochgeistiges. Zweitens gibt`s hier selbstverständlich ka einfachs Kochbuch, auch ka hypergestaltetes, sondern eine aufwändig zusammengestellte Anthologie mit vielerlei geistigen, mehr oder weniger skurril beleuchteten Essenzen plus essenzielle Rezepte der fränkischen Basiskultur.
Auf dieser Grundlage kann man dann "Das braune Franken" - na, richtig verdauen wahrscheinlich nicht, aber immerhin ins Auge fassen. In diesem Band zeigt der frühere Leiter des Coburger Staatsarchives, Rainer Hambrecht, dass "Die Brücke Franken" samt einem ihrer Pfeiler namens Coburg eine entscheidende Station auf Hitlers Weg von München nach Berlin war. Weiteres Geschichtliches ist zu erwarten, etwa zu den fränkischen Spuren in Lateinamerika.
Und das Literarische: "Variationen in Dur und Moll" bringt Gedichte vergessener fränkischer Autoren. Band 4 bereits geht amerikanischen Dichtern und Denkern in Franken nach, Band 14 wird das Leben von Hermann Kesten beschreiben.
Dass der Alte, der 88-jährige Hermann Glaser fast überall eifrig mitmischt, kommt daher, dass es nicht aufhört, aus ihm zu sprudeln. Seine "Familienprosa" unter dem Titel "Irgendwie traurig, vielleicht auch heiter", in der er die eigene Geschichte, aber eben auch Land und Leute erfasst, erscheint hier in fünfter Auflage. Den "Lukullus" hat er heraus- und auch diversen eigenen Senf dazugegeben. Das Geschichtliche war und ist sein Anliegen, die Lyrik sowieso.
Mit Glaser agieren in "Buchfranken" weitere engagierte fränkische Publizisten und Historiker. Dass Oberfranken stärker in den Focus gerückt wird, ist nicht ausgeschlossen. Sagte der Verleger. Dass das Projekt "Buchfranken" für den kleinen Verlag eine besondere Herausforderung darstellt, sei erwähnt. Man kann ihn unterstützten, indem man die Reihe abonniert.

Das Projekt Der Röttenbacher Verleger Johann Schrenk und der Publizist Hermann Glaser betreuen die Reihe "Buchfranken", die sich in sechs farblich typisierten Themenfeldern dem Genüsslichen und Lukullischen, Natur, Technik und Ökonomie, Geschichtlichem, Reisen, Freizeit und der Region, Biographischem sowie Lyrik, Prosa, Film und Theater widmet. Erschienen sind im Schrenk-Verlag bisher zehn Titel, die dritte Staffel soll im Dezember 2017 vorliegen. In handlichem Format, kartoniert und schwarz-weiß illustriert, umfasst jeder Band etwa 150 Seiten und kostet 14,90 Euro, eine komplette Staffel 65 Euro. Abonnements erfolgen direkt über den Buchhandel. Weitere Informationen unter www.buchfranken.de

Einige ausgewählte Titel
- Winston Kelley: Amerikanische Dichter & Denker in Franken. 1815 bis 1901.
- Hermann Glaser (Hrsg.): Lukullus in Franken. Ausgekochte Kultur. Eine illustrierte Anthologie zu Essen und Trinken.
- Otto Glaser/Johannes Wilfert/ Hildegart Jahn-Reinke: Variationen in Dur und Moll. Gedichte von Vergessenen.
-Rainer Hambrecht/Wolfgang Mück/Siegfried Kett/Herrmann Glaser: Das braune Franken. Hitlers Weg von München nach Berlin. Das völkische und braune Ober-, Mittel- und Unterfranken.
-Hermann Glaser: Irgendwie traurig, vielleicht auch heiter. Meine Familienprosa. Autobiographische Texte.