Wegen schwieriger Rahmenbedingungen: Brose verfehlt die gesteckten Ziele

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Das neu eröffnete Werk im chinesischen Taicang wird zur größten Fertigungsstätte von Brose in Asien ausgebaut. Brose
Das neu eröffnete Werk im chinesischen Taicang wird zur größten Fertigungsstätte von Brose in Asien ausgebaut. Brose
 
Kurt Sauernheimer, Vorsitzender der Brose-GeschäftsführungBrose Fahrzeugteile/dpa
Kurt Sauernheimer, Vorsitzender der Brose-GeschäftsführungBrose Fahrzeugteile/dpa
 

Der Automobilzulieferer leidet unter den schwierigen Rahmenbedingungen der Branche. Für die drei fränkischen Standorte gibt es ehrgeizige Pläne.

Steigende Rohstoffpreise, Strafzölle und Sondersteuern: Die Rahmenbedingungen für Firmen in der Automobilbranche sind derzeit nicht leicht, und das bekommt auch der Zulieferer Brose zu spüren. Mit 6,3 Milliarden Euro wird der Umsatz im zu Ende gehenden Jahr zwar das Rekordniveau von 2017 erreichen. Doch das Renditeziel, das man sich gesetzt habe, werde 2018 verfehlt, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. In einer Pressemitteilung war von einem "deutlichen Ergebnisrückgang" die Rede. Ein weiterer Grund dafür seien außer den schwierigen Rahmenbedingungen aber auch "ungeplante Kosten beim Anlauf neuer Produkte".

Produktportfolio erweitern

Und wie reagiert Brose auf diese Entwicklung? Wie gewohnt sehr offensiv. Für die Jahre 2019 bis 2021 hat das Familienunternehmen mit Stammsitz in Coburg laut Pressemitteilung ein Investitionsprogramm in Höhe von rund 1,5 Milliarden Euro aufgesetzt. Unter anderem werde das bestehende Produktportfolio in allen drei Geschäftsbereichen erweitert. Dies geschieht mit Expansionen und Kooperationen. Diesbezüglich war Brose aber auch schon 2018 sehr aktiv.

Unter anderem wurden ein neues Werk in Taicang/China eröffnet, die Produktion in Querétaro Aeropuerto/Mexiko aufgenommen sowie die Standorte Prievidza/Slowakei und Tuscaloosa/USA erweitert. In einem Gemeinschaftsunternehmen mit der Firma Aunde steht die Entwicklung von Komplettsitzen für Pkw im Mittelpunkt. Mit Plastic Omnium möchte Brose künftig verstärkt an innovativen Konzepten für Leichtbau-Fahrzeugtüren arbeiten.

Als Spezialist für die Verbindung von Mechanik, Elektrik, Elektronik und Sensorik unterstützt Brose mit der Entwicklung eines elektrischen Kältemittelverdichters die Elektrifizierung von Fahrzeugen. Komplettsitze und mechatronische Lösungen für flexible Fahrzeuginnenräume sowie innovative Systeme für den Fahrzeugzugang sollen weitere Schwerpunkte in der Erweiterung des Produktprogramms bilden.

Zur Erhöhung der Effizienz und Zukunftssicherung stehen laut Brose-Pressemitteilung auch die Digitalisierung und Produktinnovationen im Mittelpunkt der künftigen Aktivitäten. In Europa - mit dem Schwerpunkt Deutschland - sowie Amerika und Asien sind Neueinstellungen von Mitarbeitern vorgesehen, vor allem in den Bereichen Produktentwicklung, Elektronik, Sensorik und Informationstechnologie.

Kurt Sauernheimer, der Vorsitzende der Brose-Geschäftsführung, gibt sich sehr optimistisch. In der Pressemitteilung wird er mit den Worten zitiert: "Die langfristige Ausrichtung unseres Familienunternehmens, der Rückhalt unserer Gesellschafter sowie der Zusammenhalt zwischen Eigentümern, Management und Mitarbeitern ermöglichen auch in unruhigen Zeiten wichtige Investitionen, um unsere Zukunft zu sichern."

Neues Gebäude in Coburg

Noch ein Blick auf die drei fränkischen Brose-Standorte: Das von Coburg aus gesteuerte Geschäft mit Sitzstrukturen und deren Verstelltechnik ist maßgeblich geprägt vom verschärften Preisdruck der Hersteller und erzielte im 2018 rund zwei Milliarden Euro, was ein Minus von drei Prozent gegenüber 2017 bedeutet.

Am Standort Coburg (3300 Mitarbeiter) hat Brose 2018 rund 50 Millionen Euro investiert. In den kommenden Jahren plant Brose Investitionen in Höhe von mehr als 100 Millionen Euro. Darin enthalten sind unter anderem "Maßnahmen, um die Wettbewerbsfähigkeit des Werks Coburg zu steigern", wie es in der Mitteilung heißt. So soll die Effizienz in Logistik und Produktion erhöht werden, außerdem entsteht ab 2022 ein neues Verwaltungsgebäude für den Bereich Sitz in der Bamberger Straße. Insgesamt sollen am Standort Coburg in den kommenden Jahren rund 100 Millionen Euro investiert werden. Im August hatte es Unruhe am Standort Coburg gegeben. Knackpunkt war der hohe Krankenstand.

Mit 3,2 Milliarden Euro Umsatz (das sind 0,5 Prozent mehr als im Vorjahr) erwirtschaftete der Geschäftsbereich Tür am Standort Bamberg/Hallstadt (2300 Mitarbeiter) im zu Ende gehenden Jahr mehr als die Hälfte des Gruppenumsatzes. 2019 werden die Planungen für ein weiteres Gebäude am Berliner Ring mit bis zu 400 Arbeitsplätzen konkretisiert. Zwischen 2019 und 2021 veranschlagt das Unternehmen Investitionen von rund 120 Millionen Euro.

Die Sparte Elektromotoren aus Würzburg (1800 Mitarbeiter) setzte 2018 über eine Milliarde Euro (2,7 Prozent mehr als im Vorjahr) um. In den kommenden drei Jahren sind weitere Investitionen in Höhe von 140 Millionen Euro geplant.

Über Brose

Brose ist weltweit der viertgrößte Automobilzulieferer in Familienbesitz. Das Unternehmen entwickelt und fertigt sowohl mechatronische Systeme für Fahrzeugtüren und -sitze als auch Elektromotoren und Elektronik, unter anderem für Lenkung, Bremsen, Getriebe und Motorkühlung. Rund 26000 Mitarbeiter an 62 Standorten in 23 Ländern erwirtschaften einen Umsatz von 6,3 Milliarden Euro. Jeder zweite Neuwagen weltweit ist mit mindestens einem Brose Produkt ausgestattet.

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