"Zu groß, zu unflexibel, zu langsam": Brose erwartet Mega-Verlust - fränkisches Werk vor Schließung?

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Der angeschlagene Autozulieferer Brose rechnet mit einem fast doppelt so hohen Verlust wie bislang befürchtet. Drei fränkische Standorte werden aktuell überprüft - einem davon droht sogar das komplette Aus.

Dem fränkischen Automobilzulieferer Brose geht es aktuell wirtschaftlich nicht gut. Die Gründe für die Schwierigkeiten sind vielfältig. CEO Stefan Krug nannte in einem Interview vor Kurzem stagnierende Umsätze und Managementfehler der Vergangenheit als Hauptursachen. Brose habe seine Investitionen über Jahre hinweg in den Bereichen Entwicklung und Verwaltung auf Wachstum ausgerichtet, was letztlich nicht eingetreten sei.

"Wir haben Speck angesetzt", so Krug. An den fränkischen Standorten Coburg, Bamberg und Würzburg sollen Jobs gestrichen werden. Bis kommenden Sommer solle zudem entschieden werden, ob das Werk in Würzburg geschlossen wird. Jetzt bezog die Unternehmensführung ausführlich Stellung zu den beschlossenen Einsparungen.

"Unter Druck": Brose korrigiert erwarteten Verlust nach oben - auf rund 100 Millionen Euro

Zuletzt erwartete das Unternehmen mit Hauptsitz in Coburg für das Geschäftsjahr 2024 einen Verlust von rund 53 Millionen Euro. Inzwischen hat die Geschäftsführung die erwarteten Verluste sogar nach oben korrigiert - auf etwa 100 Millionen Euro bei einem Umsatz von 7,7 Milliarden Euro. Ihren Sparkurs hat die Brose-Leitung derweil gerechtfertigt. Derzeit würden in der Branche keine Aufträge vergeben, die mit den aktuellen Lohnkosten in Deutschland kostendeckend bearbeitet werden könnten, sagte Michael Stoschek, Vorsitzender des Verwaltungsrats.

Dabei habe Brose auf seinen Gebieten keinen in Deutschland produzierenden Konkurrenten. "Sie können sich also vorstellen, unter welchem Druck wir stehen", sagte er in Coburg. Brose sei jedoch ein globales Unternehmen und fertige auch in Ländern mit deutlich niedrigeren Lohnkosten. Mit der Produktion in Deutschland verzichteten die Anteilseigner auf Gewinn, sagte Stefan Krug, Vorsitzender der Geschäftsführung.

Angesichts der großen Probleme in der Automobilbranche leiden viele Zulieferer in Deutschland. Die Automobilindustrie stecke in ihrer größten Krise überhaupt, sagte Stoschek. Deutschlands Wirtschaft benötige eine Investitionsförderung. Andernfalls gehe der Arbeitsplatzabbau in der deutschen Industrie unvermindert weiter.

"Zu groß, zu unflexibel, zu langsam" - Autozulieferer erwägt Werksschließung in Würzburg

Brose habe sich als "zu groß, zu unflexibel, zu langsam" erwiesen, man müsse effizienter und schlanker werden. Die Konsolidierung betreffe nicht nur das Inland, sondern alle Produktionsstandorte. Nach eigenen Angaben hat Brose 32.000 Mitarbeiter in 24 Ländern weltweit. In Deutschland werden derzeit konkret die drei fränkischen Standorte Coburg, Bamberg/Hallstadt und Würzburg überprüft.

Möglicherweise wird das Werk in Würzburg geschlossen - die IG Metall sorgt sich diesbezüglich um rund 1400 Stellen. Eine Entscheidung wird für den Sommer erwartet. "Wir sind mitten in der Transformation", bekräftigte Krug.

In der Vergangenheit habe Brose hohe Investitionen in die Anlagen getätigt, dies sei künftig eine Hauptbaustelle: "Es muss gelingen, weniger zu investieren." Es brauche in der Produktion flexiblere und kostengünstigere Lösungen. "Die Geschäftsführung hat die Kapazitäten falsch eingeschätzt", ergänzte Stoschek.

Investor für Brose benötigt? Stoschek schließt Schritt nicht aus

"Langfristig" sei das Unternehmen auch bereit, einen Investor zu suchen. Ziel sei es jedoch, weiterhin ein Familienunternehmen zu bleiben. Das Thema sei derzeit auch nicht relevant. Brose befindet sich komplett in Familienhand. Stoschek ist der Enkel des Firmengründers Max Brose.

Als Teil seiner strategischen Neuausrichtung hat Brose kürzlich sein Geschäft mit E-Bike-Motoren an den japanischen Konzern Yamaha verkauft. Dieser Schritt ist Teil der Fokussierung auf das Kerngeschäft des Unternehmens.

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Vorschaubild: © Daniel Vogl (dpa)