Ein Abend des Wiedersehens und des Abschieds, ein Abend zwischen Gestern und Morgen, voller Erinnerungen und Ausblicke - so präsentierte sich das Klassik-Open-Air im Coburger Rosengarten.
Vieles wirkte vertraut und war doch irgendwie anders. Wie immer war der Eintritt frei - aber der äußere Rahmen doch entscheidend verändert: mit strikten Zugangskontrollen, konsequent limitierter Besucherzahl und dem ebenfalls der Corona-Krise geschuldeten Verzicht auf von den Besuchern ansonsten so geschätzte entspannte Picknick-Atmosphäre mit buntem kulinarischem Angebot auf Decken und sonstigen Unterlagen.
Weil es diesmal kein Catering-Angebot gab, hatten beachtlich viele Klassik-Fans auf Eigenversorgung umgestellt, die am Sitzplatz ohne Maskenzwang möglich war.
Zwei Dirigenten an einem Abend
Nicht zuletzt jedoch: erstmals gab es zwei Dirigenten an einem Abend - und erstmals waren zwei Termine angesetzt wegen der begrenzten Zuhörerzahl. Auf den Stühlen vor dem Podium Rasen durften 500 Gäste Platz nehmen. Rein rechtlich hätten es pro Abend sogar 1500 sein dürfen, die ab Donnerstag erlaubte Erhöhung der Besucherzahl aber wäre nach Angaben der Stadt Coburg als Veranstalter organisatorisch derart kurzfristig nicht umsetzbar gewesen.
Die doppelte Besetzung aber gab es am Dirigentenpult - mit gleich zwei Generalmusikdirektoren. Unter dem Motto "Spanische Nacht" begegneten sich Coburgs amtierender junger GMD Daniel Carter und sein langjähriger Vorgänger Roland Kluttig, der für dieses Open-Air-Programm aus seiner neuen musikalischen Heimat Graz angereist war und eine _ aus Spanien stammende - Mezzosopranistin des Grazer Opernhauses als Gast mitgebracht hatte: Anna Brull. Sie faszinierte mit stilsicherem Flamenco-Gesang.
Klänge einer spanischen Nacht
Spanische Klänge in einer angenehm temperierten Coburger Sommernacht - von Emmanuel Chabrier, Manuel de Falla, Silvestre Revueltas sowie Isaac Albéniz, dazu aus der bekanntesten Spanien-Oper der Musikgeschichte, aus Georges Bizets "Carmen".
Coburger Marsch als endgültiges Finale
Und das Orchester? Unter Carters wie Kluttigs Leitung musizierte es geradezu beflügelt - auch bei zwei Zugaben. Der endgültige Abschied Kluttigs aus Coburg war ein beziehungsvoll gewähltes Stück - der Coburger Marsch, für den Konzertmeister Martin Emmerich eigens eine Bearbeitung für Orchester geschaffen hatte. Das Publikum jedenfalls war begeistert und gerührt.
Ein ausführliches Interview mit den Dirigenten Daniel Carter und Roland Kluttig zum Klassik-Open-Air in Coburg finden Sie hier