Bildhauer Andreas Krämmer ist fasziniert vom Tanz und von Tigern

2 Min
Der Bildhauer Andreas Krämmer bei der Arbeit an einem lebensgroßen Gipsmodell eines Tigers. Im Hintergrund die Bronzestatue einer Tänzerin, die von Krämmers Begeisterung für die Arbeit der Tanz-Compagnie von Pina Bausch kündet. Foto: Jochen Berger
Der Bildhauer Andreas Krämmer bei der Arbeit an einem lebensgroßen Gipsmodell eines Tigers. Im Hintergrund die Bronzestatue einer Tänzerin, die von Krämmers Begeisterung für die Arbeit der Tanz-Compagnie von Pina Bausch kündet. Foto: Jochen Berger
 
 
 
 
 
 
 

Warum der Coburger Bildhauer Andreas Krämmer nach langen Jahren in Braunschweig nun sein Atelier nach Seßlach verlegt hat.

Der Weg von Coburg nach Seßlach kann manchmal unglaublich weit sein. Im Fall von Andreas Krämmer: 30 Jahre. Über Nürnberg, Darmstadt und Braunschweig ist der in Coburg geborene Bildhauer nun in Seßlach angekommen.
Zurück in der Heimat? Aus der Luther-Stadt Coburg stammend, hat Krämmer nun sein Atelier im katholisch geprägten Seßlach gefunden. Den Gedanken, zurück ins Frankenland zu ziehen, hat Krämmer schon eine Weile mit sich herum getragen. Lange Jahre hatte er zuvor am "Institut für Elementares Formen" der Technischen Universität Braunschweig Architekturstudenten in die Geheimnisse des plastischen Gestaltens eingeführt.

Einige Arbeiten, die er für das fränkische Iphofen in letzter Zeit schuf, haben Krämmer nun zurück in die Heimat geführt - auch deshalb, weil er die Gelegenheit bekam, ein großes Atelier im ehemaligen Kronebau unmittelbar am Seßlacher Marktplatz aufzuschlagen.

Kunstverein für Seßlach?

Ein hoher Saal im ersten Stock mit großen Fenstern hat für Krämmer letztlich den Ausschlag gegeben. "Da musste ich einfach zuschlagen", sagt Krämmer und blickt sich um, nachdem die letzten Kisten ausgepackt sind und viele seine Skulpturen ihr neues Domizil bezogen haben.
Wird Seßlach jetzt regelrecht zur Künstler-Stadt? Immerhin hat hier schon der längst in der Region bekannte Holzbildhauer Wolfgang Schott sein Atelier, vor einigen Jahren ist die freischaffende Malerin Angelika Neumann nach Seßlach gezogen und hat eifrig mitgewirkt an den "Oberfränkischen Malertagen".


Anblicke ins künstleriche Schaffen


Andreas Krämmer hat jedenfalls schon manche Idee, wie sich in Seßlach künstlerisch Funken schlagen ließen. Warum nicht gar einen kleinen Kunstverein gründen? Freilich nicht in Konkurrenz zum mitgliederstarken Coburger Kunstverein. Aber sein neuer großer Atelierraum lässt Krämmer nachdenken über mögliche Ausstellungen mit Künstlerkollegen.
Der Neu-Seßlacher Krämmer hat derweil längst Neugierde geweckt im historisch gewachsenen Städtchen - kein Wunder, sein ebenerdig gelegener "Showroom" zur Flenderstraße hin bietet ganz unverstellt Einblicke in ein Künstlerleben, das von Anfang an der figürlichen Gestaltung gewidmet war.


Animalische Kraft


Immer wieder hat sich Krämmer dabei dem Thema Tanz gewidmet, in Bann gezogen von der Tanz-Compagnie von Pina Bausch. Davon künden viele Zeichnungen und Skulpturen, die sein Seßlacher Atelier schmücken.
Unübersehbar ist Krämmers jüngste Arbeit, die ihn seit etwa einem Jahr beschäftigt: ein lebensgroßer Tiger. Noch ist die Raubkatze nur ein zahnloses Gipsmodell, aber die animalische Kraft dieser in Kunst verwandelten Kreatur ist schon in diesem Stadium spürbar. Im Braunschweiger Zoo hat Krämmer dazu noch seine Studien getrieben. Ob aus diesem Gipsmodell demnächst tatsächlich ein Bronzeguss wird, ist freilich noch völlig offen.
Krämmer hat seinen Tiger nicht als Auftragsarbeit und als Beitrag für einen Wettbewerb geschaffen, sondern als freie Arbeit. Als freischaffender Bildhauer, sagt Krämmer, ist er zwar auch angewiesen auf öffentliche Aufträge oder private Sammler. Aber wer als Künstler ausschließlich nach Auftrag arbeite, werde kreativ verkümmern.



Stationen eines Künstlerlebens

Andreas Krämmer wurde 1959 in Coburg geboren. Nach dem Abitur am Gymnasium Casimirianum absolvierte er zunächst eine Lehre als Steinmetz- und Steinbildhauer, bevor er an der Nürnberger Akademie der Bildenden Künste studierte (1982 bis 1988). 1987 erhielt er den Förderpreis der Stadt Coburg.


Offenes Atelier am Samstag und Sonntag


Einblick in sein Schaffen gibt Krämmer an diesem Wochenende in seinem neuen Atelier - Samstag und Sonntag jeweils von 11 bis 15 Uhr.