Die Kandidaten von Freien Wählern und Grünen verfehlen ihre Ziele.
Um 11.17 Uhr am Dienstag war die Sache an sich klar: Zwar lag zu diesem Zeitpunkt immer noch kein Endergebnis vor, aber es zeichnete sich ab, dass Susann Biedefeld die drittmeisten Stimmen auf der SPD-Liste haben würde. Damit war ihr ein Platz im Landtag sicher - selbst, wenn Klaus Adelt (Hof) oder Ralf Pohl (Kronach) noch an ihr vorbeiziehen würden. Denn bei der Landtagswahl können die Wähler ihre Stimme direkt an einen Bewerber vergeben. Erst- und Zweitstimmen werden für jeden Kandidaten zusammengezählt. Entscheidend für einen Sitz im Parlament ist also nicht der Listenplatz, den die Partei vergeben hat, sondern die Wählergunst.
Und das Auszählungsverfahren: Die Landtagssitze werden nach dem Hare-Niemeyer-Verfahren verteilt. Dabei werden nur die Stimmen berücksichtigt, die jene Parteien erhalten haben, die über die Fünf-Prozent-Hürde kamen. Stimmen für FDP, Linke oder Piraten zählen da nicht mehr mit - und so kann es sein, dass die CSU mit knapp 46 Prozent der Stimmen 56 Prozent der oberfränkischen Mandate erhält. Neben den acht direkt gewählten Kandidaten zieht Ludwig Freiherr von Lerchenfeld ins Maximilianeum ein.
Auf der Liste chancenlos Verlierer dieses Zählverfahrens sind in Oberfranken die Grünen: Sie hatten 7,1 Prozent der Stimmen erhalten und stellen nur mehr einen Abgeordneten. Die Freien Wähler erhalten zwei Sitze. Die Coburger Kandidaten spielen bei deren Vergabe keine Rolle. Bernd Lauterbach, der auf Platz 4 der Grünen kandidiert hatte, rutschte sogar um eine Stelle nach unten: In Forchheim und den zwei Bamberger Stimmkreisen konnten die dortigen Grünen-Bewerber mehr Erst- und Zweitstimmen sammeln. Auch Hans-Joachim Lieb (Freie Wähler) verfehlte sein selbstgestecktes Ziel "Platz 3 in Oberfranken" deutlich: Er verbesserte sich von Listenplatz 6 lediglich auf Platz 5.
Chancenlos blieben die Coburger Zählkandidaten auf den Listen. René Boldt, Mitarbeiter von Hans Michelbach, erhielt mit 12 099 Zweitstimmen in Coburg immerhin mehr als CSU-Listenführerin Melanie Huml (11 169). Carsten Höllein, dem Kreisvorsitzenden der SPD, gelang dies nicht: Listenführerin Inge Aures, bekannt aus dem Landesbank-Untersuchungsausschuss erhielt einige Dutzend Stimmen mehr als er (5697 zu 5615). Bei den Grünen gaben 1969 Wähler der Vorstandssprecherin Martina Benzel-Weyh ihre Zweitstimme; Listenführerin Ulrike Gote erhielt 1578.