Die Coburger Altstadtfreunde setzen sich kritisch mit dem Markthallen-Konzept für die Ketschenvorstadt auseinander. Sie möchten über eine andere Variante diskutieren und haben sich dazu einen Experten für Nahversorgung eingeladen.
"Eine Markthalle am Albertsplatz funktioniert nicht!" Davon ist Christa Minier, die Vorsitzende des Vereins Altstadtfreunde Coburg, überzeugt. Eine solche Bündelung einzelner Verkaufsstände, die meist im gehobenen Preissegment arbeiten, werde zu wenig Frequenz in die Ketschenvorstadt bringen. "Wir brauchen dort eher einen Nahversorger für ältere Menschen und Studenten, die nicht mit dem Auto zum Einkaufen fahren können."
Dass es schwierig ist, für eine Fläche von rund 800 Quadratmetern - so viel ist für den Lebensmittler am Albertsplatz vorgesehen - einen Supermarkt zu finden, weiß auch Christa Minier. Aber es gibt auch andere Konzepte für Innenstadtlagen. Eines davon könnte die Nahversorgung durch bürgerschaftliches Engagement sein. So funktioniert unter anderem der Dorfladen in Heilgersdorf.
Das Projekt wurde vom Institut für Nahversorgungs Services angestoßen und läuft inzwischen erfolgreich. Ein Gesellschafter des Instituts ist Professor Volker Hahn. Die Altstadtfreunde haben ihn für diesen Mittwoch, 24. September, ins Münchner Hofbräu eingeladen. Dort wird Hahn ab 19 Uhr einen Vortrag zum Thema "Sicherstellung der Nahversorgung durch bürgerschaftliches Engagement" halten. Anschließend darf diskutiert werden.
Tegut hatte Interesse Aber auch bei der Supermarktkette Tegut gibt es ein Konzept für kleinere Märkte - mit Blick auf den demografischen Wandel. Das "Lädchen für alles" bietet im Kerngeschäft Lebensmittel und regionale Produkte an, aber auch Dienstleistungen wie Lotto, Post, Paketservice, Reinigungsannahme, Kopierer sowie die Möglichkeit, sich zu treffen und soziale Kontakte zu knüpfen.
Für dieses Nahversorgungskonzept ist bei Tegut Bereichsleiter Knut John zuständig. Er war vor mehr als zwei Jahren nach Coburg eingeladen worden.
"Ich habe mir das Objekt am Albertsplatz angesehen und war auch daran interessiert", sagt er auf Anfrage des Tageblatts. Was er brauche, seien etwa 200 Quadratmeter Verkaufsfläche, ebenerdig. Und ein 40-Tonner müsse Platz für die Anlieferung haben. All das wäre am Albertsplatz gewährleistet, aber: "Ich habe dann nie wieder etwas aus Coburg gehört."
Geschäftsführer Andreas Heipp, der bei der Wohnbau fürs Bauen zuständig ist, konnte sich zu den Gründen dafür nicht umfassend äußern; der weitere Wohnbau-Geschäftsführer Christian Meyer war Ende vergangener Woche für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Gespräche auch mit Netto Andreas Heipp erklärte
aber, dass bei verschiedenen Unternehmen angefragt worden sei. "Aktuell sind wir noch mit Netto im Gespräch", ergänzte er. "Wir fahren mehrgleisig. Sowohl ein Einzelhändler als auch eine Markthalle sind am Albertsplatz möglich. Wir werden uns für das beste Konzept entscheiden."
Restaurant wäre wünschenswert Die Altstadtfreunde indessen verweisen auf eine Studie, die das bayerische Wirtschaftsministerium im Februar 2014 herausgegeben hat. Danach gehören zur Nahversorgung Nahrungs- und Genussmittel, Drogerie- und Reformwaren, Apotheken, Ärzte, Friseur, Toto- und Lotto-Annahme, Fax- und Kopier-Geräte, Spirituosen, Tabakwaren, Zeitungen, Zeitschriften, Reisebüro, Cafe, Gaststätte, Reinigung, Schreibwaren, Bücher, Blumen, Bürgerbüro, Internet-Pool.
"Vieles davon gab es früher in der Ketschenvorstadt: einen Friseur, eine Apotheke, eine Drogerie, einen Gardinenladen, einen Lebensmittelmarkt. Warum sind die weggegangen?", fragt Christa Minier.
Sie vermisst vor allem auch ein Restaurant, in dem man sich auch am Abend treffen kann. "Das ist doch wichtig für die Lebensqualität eines Stadtteils." Die Vorsitzende des Vereins der Altstadtfreunde ist davon überzeugt, dass sich auch Betriebe da ansiedeln, "wo die Lebensqualität stimmt, weil gut ausgebildete Mitarbeiter dort gern wohnen". Das steigere auch den Wert der Immobilien.
OB Tessmer kommt zum Vortrag In der Studie des Wirtschaftsministeriums heißt es dazu: "Insofern ist das Handlungsfeld Sicherung beziehungsweise Entwicklung der Nahversorgung vor Ort eines der zentralen Aufgabenfelder der kommunalen Wirtschaftsförderung." Die Altstadtfreunde wollen mit ihrer Veranstaltung am Mittwoch Denkanstöße geben und eine Diskussionsgrundlage schaffen. Immerhin habe Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) seine Teilnahme bereits zugesagt, verrät Christa Minier.
hinausdrängen und sich dann wundern, warum sich kaum jemand für einen laden interessiert, der als käufer ein paar verhältnismäßig wenige fußgänger bringt. das ist das in coburg übliche wunschdenken. aber so wird das nichts (steinweg).
Einen Interessenten (und ein tegut-Laden wäre nicht das Schlechteste) einfach nie wieder kontaktieren, nachdem er sein Interesse bekundet hatte und dann behaupten, es gäbe keine Interessenten für die Lage - fasst man es?
Das kann doch wohl nicht wahr sein...
meint der Südstädtler? Ich denke es gibt eher mehr als genug Cafes, aber an guten Restaurants mit normaler Küche gibt es in der Stadt Coburg kaum noch etwas vernüftiges.
Wer ein Restaurant besuchen mag, der hat abends genug Möglichkeiten. Was wirklich in Coburg fehlt, ist ein weiteres Café, in dem die Menschen Ü40 sich gemütlich niederlassen können. Und bitte nicht nur mit Zweier-Tischchen, auch eine größere Runde sollte sich um/nach Mitternacht noch fernab des Steinwegrummels wohl fühlen dürfen. Wir sind älter, aber noch nicht tot. Und wir sind durchaus in der Lage, einen Kaffee zu trinken. Oder einen kleinen Cocktail für die Mädels zu bezahlen. Kommt, Gastronomen, gebt Euch einen Ruck. Oder wie wäre es, einfach einmal zur Probe eines der vorhandenen Cafés am Markt länger zu öffnen - und das am Anfang vielleicht auch ein wenig zu bewerben, damit es die Bevölkerung auch mitbekommt.... Wäre nett.