Der Coburger ist einer von bundesweit 16 Bahnhöfen, die in das Pilotprogramm "Zukunftsbahnhof" aufgenommen wurden.
"Ja ist denn heut' schon Weihnachten?", haben sich möglicherweise die Mitglieder der Delegation aus Coburg gefragt haben, als sie sich in Berlin zu einem Gespräch mit der Führungsspitze der Deutschen Bahn trafen. Denn nicht nur, dass ihnen mitgeteilt wurde, dass es bereits ab Dezember weitere ICE-Halte in der Vestestadt geben wird: Sie erhielten auch noch die Zusage, dass die Deutsche Bahn endlich Geld in die Verschönerung des Coburger Bahnhofs steckt.
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Konkret wird Coburg Teil des Programms "Zukunftsbahnhof". Wie Ronald Pofalla, der im Bahn-Vorstand für den Bereich Infrastruktur zuständig ist, erklärte, wolle die Bahn mit diesem Pilotprogramm auch "die regionalen Bemühungen um ein attraktives Bahnhofsumfeld anerkennen". Ziel sei es, Bahnhöfe zu "hochwertigen und attraktiven Aufenthalts- und Erlebnisorten" zu entwickeln. Alle Einzelheiten werden zwischen der DB-Tochter DB Services und der Stadt Coburg abgestimmt.
Darüber, dass der Coburger Bahnhof nunmehr einer von gerade mal 16 Bahnhöfen bundesweit ist, der in das Pilotprogramm aufgenommen wird, freut sich allen voran Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD). "Unser Einsatz hat sich gelohnt", sagte er dem Coburger Tageblatt. Beim Gespräch in Berlin hatte Tessmer auch darauf verwiesen, dass die Stadt Coburg in der Vergangenheit bereits aus eigenen Mitteln 1,4 Millionen Euro für den Bau einer Parkierungsanlage auf dem Bahngelände sowie rund fünf Millionen Euro in die Erneuerung des Bahnhofsvorplatzes investiert habe.
Parkplatz bald noch größer?
Der Konzernbeauftragte für den Freistaat Bayern, Klaus-Dieter Josel, versicherte bei dem Gespräch zudem, dass die Parkplatzsituation am ICE-Bahnhof unter Hinzunahme weiterer Grundstücke "kontinuierlich verbessert" werden soll.
Der Coburger Bundestagsabgeordnete Hans Michelbach (CSU), der das Gespräch in Berlin initiiert hatte, bekräftigte die Forderung nach einer "deutlich verbesserten Anbindung" der Region an das Fernverkehrsnetz der Deutschen Bahn. Man müsse mittelfristig beim ICE-Verkehr in Coburg tagsüber zu einem Zwei-Stunden-Takt kommen. Er erinnerte in diesem Zusammenhang an Zusagen der Bahn über die künftigen Verkehre im Planfeststellungsverfahren für die ICE-Trasse. Außerdem verwies er auf die gute Annahme des ICE-Halts Coburg trotz der Abfahrtzeiten in Tagesrandlagen. Bevölkerung und Wirtschaft benötigten die Mobilität mit direkten Bahnanbindungen nach Süden und Norden, um Chancengleichheit für gleichwertige Lebensverhältnisse zu erreichen.
IHK-Präsident Friedrich Herdan betonte, der weitere Ausbau der Fernverkehrsangebote in Coburg sei "das wichtigste Projekt" für die künftige Entwicklung der erweiterten Region. Die Unternehmen der Region würden bei Dienstreisen gern stärker auf die Bahn zurückgreifen. Dafür müsse aber das Angebot verdichtet werden. Zudem mahnte er den Lückenschluss im Bahnverkehr nach Südthüringen an. Ebenso wie Michelbach verwies Herdan darauf, es gehe darum, für einen erweiterten Einzugsbereich mit rund 1,4 Millionen Menschen einen attraktiven Anschluss an das Fernverkehrssystem der Bahn zu schaffen. Gerade auch bei den Unternehmen sei das Interesse an guten Bahnanbindungen hoch. Er sehe dort noch erhebliche Potenziale. Bei Entfall der im Zielfahrplan vorgesehenen Standzeit von 8 Minuten je Richtung in Erfurt alle zwei Stunden verursacht die über Coburg geführte Linie FV4 keine Zeitverzögerung, sodass dieses von der Bahn ins Feld geführte Argument der Zeitverzögerung über Coburg entfällt, sagte Herdan.
Es ist eine wirklich gute Nachricht, daß der Bahnhof Coburg - anders als Creidlitz und Neuses ! - von der Deutschen Bahn jetzt wahrgenommen wird, denn sie hat bislang an diesem Bahnhof nicht nur nicht viel getan, sondern ihn in seinem Kernbereich geradezu verwahrlosen lassen. Bei aller Freude über diese Mitteilung mischen sich bei mir aber auch Gefühle des Zweifels in die Betrachtung des Vorgangs, denn zum einen glaube ich die Ankündigung der Bahn erst dann wenn ich auch ein Ergebnis sehe - Ankündigungen ohne Folgen gab es bislang viele - und zum anderen stimmt es mich bedenklich, wenn die Bahn Coburg zu einem ihrer 16 Bahnhöfe im Projekt "Zukunftsbahnhof" erklärt, was nichts anderes bedeutet, als das eine Vielzahl anderer Bahnhofssanierungsfälle einfach auf die lange Bank geschoben werden und diese Bahnhöfe weiterhin vor sich hin verrotten und den Kunden ein Ärgernis bleiben. Die - angekündigte - Sanierung des Bahnhofs in Coburg, die übrigens nicht lediglich nur ein "Erlebnisparadies" für die "happy few" sein darf, sondern funktional zu erfolgen hat bleibt zudem auf halben Weg stehen, wenn nicht endlich der Lückenschluß nach Thüringen hinein erfolgt, denn nur so wird der ICE - Halt dauerhaft gesichert werden können. Es ist insoweit sehr zu begrüßen, wenn sich auch die örtliche Wirtschaft dieses Problems endlich annimmt, wie ich den Worten des Herrn Herdan entnehme. Befremdlich finde ich hingegen das Schweigen des Oberbürgermeisters und der Stadtverwaltung zu dieser Frage; man hat nun wirklich den Eindruck, die Herrschaften meinten, diese Frage ginge sie nichts an. Vielleicht macht man sich auch dort einmal klar, daß nur die Einbeziehung des ländlichen südthüringer Raumes dem ICE - Halt weiterhin eine (wirtschaftliche) Basis garantiert und insoweit geradezu "innovativ" ist; sollte nämlich der ICE Halt mangels Nachfrage entfallen, dann kann der Oberbürgermeister wieder über Lichtenfels nach Berlin fahren, um dort seine Freunde zu besuchen.