Coburg: Aufregung im Norden - Den Anwohnern stinkt's!

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Karina Müller vor ihrem Haus in der Callenberger Straße im Coburger Stadtteil Neuses: Sie und ihre Familie leiden regelmäßig unter üblen Gerüchen. Foto: Oliver Schmidt
Karina Müller  vor ihrem Haus in der Callenberger Straße im Coburger Stadtteil Neuses: Sie und ihre Familie leiden regelmäßig unter üblen Gerüchen.  Foto: Oliver Schmidt
Die Milchwerke Oberfranken-West haben ihren Sitz vor den Toren Coburgs, in Wiesenfeld (Gemeinde Meeder).Milchwerke Oberfrankebn-West
Die Milchwerke Oberfranken-West haben ihren Sitz vor den Toren Coburgs, in Wiesenfeld (Gemeinde Meeder).Milchwerke Oberfrankebn-West
 

Das Molkereiabwasser der Milchwerke wird vorgereinigt. Trotzdem verursacht es auf seinem Weg bis zum Coburger Klärwerk immer wieder üble Gerüche - zum Beispiel in Neuses. Der Bürgerverein protestiert. Doch die Suche nach Abhilfe ist nicht einfach.

Wenn Karina Müller nach dem Weg zu ihrem Wohnhaus in der Callenberger Straße in Neuses gefragt wird, beweist sie manchmal Galgenhumor: "Immer der Nase nach!" Doch in Wahrheit ist ihr das Lachen längst vergangen. "Wir haben so ein schönes Haus - aber ich schäme mich manchmal, Leute hereinzulassen." Denn: Es stinkt regelmäßig bei den Müllers!

"Bei uns auch", sagt beim Ortstermin die Nachbarin Vera Essel, die sich auch im Bürgerverein Neuses engagiert - und der macht jetzt Druck. Denn: "Seit zwei, drei Monaten ist es besonders schlimm", erzählt Bianca Nestmann, "der Geruch ist oft unerträglich." Die Vorsitzende des Bürgervereins hat auch einen konkreten Verdacht, wo der unangenehme Duft immer wieder herkommt: von den Milchwerken im benachbarten Wiesenfeld.

Die Milchwerke leiten ihre (vorgereinigten) Molkereiabwässer in genau jenen Kanal, der auf dem Weg zum Klärwerk südlich von Coburg ersteinmal quer durchs Stadtgebiet verläuft - unter anderem auch entlang der Callenberger Straße, in der die Müllers und die Ellers wohnen. Und überall dort, wo sich Zugänge beziehungsweise Revisionsschächte zu dem Kanal befinden, kann es mitunter ungemütlich werden - etwa auch am Goldbergsee (konkret: an der Fußgängerunterführung Rodacher Straße zum Callenberger Forst) oder eben bei den Müllers einmal direkt vor der Haustür sowie einmal sogar am Bodenabfluss im Heizungskeller. Als seit jeher sehr geruchsintensiv gilt zudem eine Stelle am Sonntagsanger in Coburg - ausgerechnet dort, wo nächstes Jahr ein Hotel eröffnet.

Bianca Nestmann hat einen Brief an die Milchwerke geschrieben. Sie fordert darin, dass das Geruchsproblem schnellstens gelöst wird. "Ganz abgesehen von der Geruchsbelästigung bestehen auch Bedenken hinsichtlich eventueller Gesundheitsgefährdungen", schreibt sie. Sollte keine Verbesserung der Situation erfolgen, werde man sich rechtliche Schritte überlegen, ob zum Beispiel das Einleiten der Abwässer verboten werden kann.

Ingenieurbüro eingeschaltet

Doch so weit will Ludwig Weiß den Streit nicht kommen lassen. "Wir müssen gemeinsam eine Lösung finden", sagt der Direktor der Milchwerke Oberfranken-West auf Tageblatt-Anfrage. Mit "wir" meint er vor allem den für den Kanal zuständigen Coburger Entsorgungs- und Baubetrieb (CEB) sowie auch ein Ingenieurbüro, das mittlerweile von den Milchwerken eingeschaltet worden sei.

Grundsätzlich räumt Ludwig Weiß das Problem ein. "Uns passt das ja auch nicht!" Aber: Man habe in der Vergangenheit bereits sehr viel getan - allerdings nicht immer mit dem Erfolg, den man sich erhofft hätte. Dennoch bleibt er zuversichtlich: "Es gibt viele Lösungsansätze, die aber auch viel Geld kosten." Deshalb müsse vorher getestet werden, ob eine bestimmte Maßnahme auch tatsächlich etwas bewirken kann. Allen voran könnte es sich dabei um eine technische Nachrüstung bei den Milchwerken handeln (siehe dazu auch Text unten: "Die ultimative Lösung wird es nicht geben").

Dem Bürgerverein Neuses hat Ludwig Weiß jetzt erstmal eine Einladung zukommen lassen. Man wolle den betroffenen Bürgern die Gegebenheiten vor Ort erklären.

"Die ultimative Lösung wird es nicht geben"

Katarzyna Petzold, Abteilungsleiterin Abwasser und Kanal beim Coburger Entsorgungs und Baubetrieb (CEB), weiß um die Problematik: "Wir haben zuletzt sehr viele Beschwerdeanrufe von Anwohnern bekommen." Aber auch CEB-Mitarbeitern selbst sei aufgefallen, "dass es in Beiersdorf und Neuses vermehrt riecht". Schuld daran ist laut Katarzyna Petzold nicht der Kanal ("Der ist in Ordnung!"), sondern das von den Milchwerken in den Kanal geleitete Molkereiabwasser.

Geruchsdämmer im Einsatz

Erste Maßnahmen, um Abhilfe zu schaffen, hätten aber leider nichts gebracht. So habe man in der Dosierungsstation des CEB in Beiersdorf sogenannte Geruchsdämmer in den Kanal eingebracht - ohne Erfolg. Katarzyna Petzold könnte sich vorstellen, dass mit einer komplett neuen Dosierungsstation, in der das Molkereiabwasser bereits auf dem Gelände der Milchwerke zusätzlich bearbeitet wird, eine bessere Wirkung zu erzielen ist. Gewissheit darüber sollen nun Untersuchungen bringen, für die sowohl von den Milchwerken als auch vom CEB Ingenieurbüros beauftragt wurden. Doch Katarzyna Petzold will nicht zu viel versprechen: "Die ultimative Lösung wird es nicht geben!" Im Klartext: Mit Gerüchen werde man im Umfeld der Milchwerke und auch entlang des Abwasserkanals immer rechnen müssen. "Aber es geht darum, die Situation erträglich zu machen."