Da gibt es auch mehrere Facetten. Das ursprünglichste Coburg finden Sie auf dem Wochenmarkt. Eine andere Facette ist natürlich der Schlossplatz, da haben Sie diesen herzoglichen Aspekt mit drin, der hier immer noch eine gewisse Rolle spielt. Dann haben Sie den Aspekt des Kulinarischen, angefangen von der Bratwurst bis zu den Schmätzchen, und Sie haben die Symbole, die die Stadt repräsentieren: die Veste als Landmarke, und eben auch der Heilige Mauritius als Stadtwappen.
Den Albert, das Albert-Denkmal auf dem Marktplatz, haben Sie jetzt gar nicht erwähnt?
Der gehört für mich in diese herzogliche Repräsentation. Der Marktplatz an sich ist eher bürgerlich geprägt. Dort steht das Rathaus, aber es gab seit Casimirs Zeiten den Versuch, auch den Marktplatz in die herrschaftliche Repräsentation mit einzubinden, mit dem Stadthaus. Heute ist dieser Platz eine Kombination aus beidem. Der Albert ist der Mittelpunkt des Ganzen, und wenn man sich die Geschichte des Denkmals anschaut, dann passt das auch: Im Endeffekt ist dieses Denkmal von der Bürgerschaft gestiftet worden. Die Queen hat dann die Statue finanziert, und Ernst II. blieb nichts anderes übrig, als eben den Metallzaun außenherum zu spenden.
Hieß es nicht erst, das Albert-Denkmal solle auf den Albertsplatz, und die Queen persönlich habe auf dem Standort Marktplatz bestanden?
Ja, weil sie eben auch wusste, dass der Marktplatz sehr repräsentativ ist. Sie haben auf dem Mittelpunkt des Marktplatzes die stärkste symbolische Ausstrahlung. Da kann ein Denkmal wirken. Denkmäler sind immer zentral platziert: Hier am Schlossplatz die Statue Ernst I., oben das Reiterdenkmal Ernst II., auch zentral gelegen. Das Josiasdenkmal ist 2008 verschoben worden, da sieht man es nicht mehr, aber das stand auch ursprünglich zentral auf dem Theaterplatz. Denkmäler werden dort aufgestellt, wo sie am stärksten wirken. Das wäre beim Denkmal für Prinz Albert auf dem Albertsplatz auch so gewesen, allerdings dort auf einem Nebenplatz und nicht auf dem zentral gelegenen Marktplatz.
Sie haben aber jetzt, abgesehen vom Wochenmarkt, hauptsächlich das herzogliche Coburg beschrieben.
Ja, das herzogliche Coburg ist das, was stärker wirkt, was den Unterschied zu anderen Städten ausmacht. Hier finden wir eben diese Konzentration Schloss, Schlossplatz, Hofgarten, Veste natürlich, und einige Stellen in der Innenstadt, wo die herzogliche Macht zu sehen ist. Die Geschichtsforschung hat sich ja lange nur mit dem herzoglichen Coburg beschäftigt und das bürgerliche außen vor gelassen, weil das nicht forschenswert erschien. Damit hat sie auch ein Bild erzeugt. Das hat sich aber jetzt auch geändert. Von meiner Forschungswarte her haben wir es mit einem städtischen System zu tun, wo die Bürger eine Rolle spielen, die Kommunalpolitiker, aber auch der Fürst und seine Ministerien. Das schlägt sich auch im Stadtbild nieder.
Es ist also nicht verkehrt, die Coburger als "Residenzler" zu bezeichnen?
Dieser Begriff wird ja vor allem von Nicht-Coburgern verwendet, und nicht gerade positiv. Ich würde es neutraler formulieren. Die Inszenierung herzoglicher Macht besaß und besitzt eine Wirkung auf die Identität der Stadtbevölkerung. Das ist unbestreitbar. Allerdings ist heute Coburg mehr, nicht nur ehemalige Residenzstadt, sondern eine Hochschulstadt, und durch Samba eine weltoffene Stadt. Es ist meiner Ansicht nach falsch, das Coburger Wesen nur auf die Residenz zu beschränken.
Das Gespräch führte
Simone Bastian.