Astrid Rosenfeld zieht ihre Zuhörer in Coburg in Bann

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Die Schriftstellerin Astrid Rosenfeld stellte ihren zweiten Roman "Elsa ungeheuer" in Coburg vor.Fotos: Jochen Berger
Die Schriftstellerin Astrid Rosenfeld stellte ihren zweiten Roman "Elsa ungeheuer" in Coburg vor.Fotos: Jochen Berger
 
 
 
 
 
 
 
 
Reichlich Autogrammwünsche musste Astrid Rosenfeld nach ihrer Lesung im Coburger Casimirianum erfüllen.
Reichlich Autogrammwünsche musste Astrid Rosenfeld nach ihrer Lesung im Coburger Casimirianum erfüllen.
 

Wie das Projekt-Seminar Deutsch des Gymnasiums Casimirianum dem Coburger Publikum einen Leseabend mit der erfolgreichen Schriftstellerin Astrid Rosenfeld beschert.

Plötzlich steht sie da - Elsa. Elf Jahre alt, dünn, mit Streichholzarmen und Kleidern, die ihr viel zu groß sind. Elsa, die Tochter der schönen Mathilda Gröhler. Weil Mathilda lieber mit einem jungen und reichen Schweizer um die Welt reisen als ihre Tochter aufziehen will, strandet Elsa in ihrem Heimatdorf in der Oberpfalz. Ausgesetzt bei ihrem Vater, den die Mutter des jungen Schweizers wegen von einem Tag auf den anderen verlassen hat. Und mit Elsas unfreiwilliger Heimkehr nimmt auch das Leben der beiden ungleichen Brüder Karl und Lorenz Brauer einen anderen Verlauf. Denn Elsa zieht Karl und Lorenz scheinbar magisch in Bann. "Elsa ungeheuer" - so hat Astrid Rosenfeld ihren zweiten Roman genannt, der im Frühjahr auf den Markt gekommen ist.

Sprung vom Balkon

Ein Satz nur, ein einziger Satz - und eine fremde Welt öffnet sich.
Die Kunst des Beginnens, die Kunst, den ersten Satz eines Romans zu schreiben - und im Hinterkopf das Wissen: Der erste Roman ("Adams Erbe", 2011) war das, was man einen veritablen Bestseller nennt. Der erste Satz also - für "Elsa ungeheuer" wählt Astrid Rosenfeld den Duktus einer schicksalsschwangeren Ouvertüre: "Für manche Menschen scheint die Erde einfach nicht der rechte Ort zu sein, und meine Mutter Hanna war so ein Mensch." Hanna aber, die Mutter der Brüder Karl und Lorenz Brauer, hat ihrem Leben mit einem Sprung vom Balkon ein Ende gesetzt.


Monatelange Vorbereitung


Die mutterlosen Brüder und die mutterlose Elsa - sie stehen im Zentrum von Astrid Rosenfelds Roman, den sich die Schüler des Projekt-Seminars Deutsch des Gymnasiums Casimirianum für ein ehrgeiziges Vorhaben ausgewählt haben. In monatelanger Vorarbeit haben sie sich zunächst für eben diesen Roman als Thema einer Lesung entschieden, haben über den Verlag Kontakt mit der Autorin aufgenommen und schließlich eine öffentliche Lesung samt Werbung und umfangreichem Programmheft organisiert - Diskussionsrunde und Signierstunde inklusive.


Autorin auf Lesereise


Mit mehreren ausgewählten Ausschnitten lässt Astrid Rosenfeld ihre Zuhörer dann eintreten in die Welt von Elsa, Karl und Lorenz. Die Lebensreise, die in einem öden Dorf in der Oberpfalz beginnt, führt später hinein in die seltsame Welt des Kunstbetriebs, in dem Lorenz mit geschicktem Marketing zum gefeierten Künstler aufsteigt und Karriere macht - zunächst zumindest. In der anschließenden Fragerunde gewährt Astrid Rosenfeld dann Einblicke in das Leben einer Autorin auf Leser eise ("Auf Lesereise kann ich nicht arbeiten") und in ihren Schaffensprozess.


Gespür für skurrile Figuren


"Die Geschichte eines sehr einsamen Mädchens" - so beschreibt die Autorin selbst ihren zweiten Roman, in dem sie Gespür beweist für skurrile Figuren, die sie mit lapidarer Anschaulichkeit beschreibt. Bei ihrem Gastspiel in der Aula des Casimirianums findet sie dabei gleich doppelt aufmerksame Zuhörer - am Vormittag vor den Schülern der Oberstufe und am Abend dann vor erwachsenem Publikum.


Aus dem Leben einer Schriftstellerin


Buch-Tipp Astrid Rosenfeld "Elsa ungeheuer", 288 Seiten, Hardcover Leinen, 21,90 Euro.

Astrid Rosenfeld, geboren 1977 in Köln. Nach dem Abitur ging sie für zwei Jahre nach Kalifornien, wo sie erste Berufserfahrungen am Theater sammelte. Danach begann sie eine Schauspielausbildung in Berlin, die sie nach anderthalb Jahren abbrach. Eine Zeitlang hat sie in diversen Jobs in der Filmbranche gearbeitet, unter anderem als Casterin. So war sie etwa Casting Director bei den Kinofilmen "Muxmäuschenstill" (2004, Regie: Marcus Mittermeier) und "Knallhart" (2006, Regie: Detlev Buck). Ihr Debütroman "Adams Erbe" (2011) schaffte es auf die Longlist für den Deutschen Buchpreis. Sie lebt als freie Autorin in Berlin.

Auszeichnungen 2011 Publikumspreis des Franz-Tumler-Literaturpreises der Gemeinde Laas (Südtirol) für "Adams Erbe"; 2012 Buchmarkt-Auszeichnung Bronze als Autorin des Jahres 2011 für "Adams Erbe"