Was verbindet das ehemalige Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha mit dem 1918 ermordeten letzten Zar Russlands? Das "Romanow-Fest" in der Ehrenburg verspricht Aufklärung mit einem literarisch-musikalischen Programm.
Die Geschichte dieser Liebe erstrahlt 1894 in Coburg - und sie endet im Juli 1918 in Jekaterinburg im fernen Russland vor den Gewehrläufen eines Erschießungskommandos. Stoff für Roman-Autoren mit einem Hang zu melodramatischen Effekten? Doch geschrieben hat diese Geschichte kein allzu fantasievoller Groschenromanautor, sondern das Leben.
Hochadel Europas zu Gast in Coburg Der offizielle Beginn: 1894 im beschaulichen Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha. Die später vielbeschriebene Heiratspolitik hat das Haus Coburg quer durch Europa fast mit allen wichtigen Thronen verwandtschaftlich verbunden. Und so trifft sich der Hochadel Europas in jenem Jahr in der kleinen Residenzstadt an der Itz, um die Hochzeit des Großherzogs von Hessen mit der Coburger Prinzessin Victoria Melita zu feiern.
So weit, so zeremoniell.
Doch im Rückblick betrachtet wird diese Hochzeit des Großherzogs zur Kulisse einer Romanze, die rund zehn Jahre zuvor als jugendliche Schwärmerei begonnen hat und gut zwei Jahrzehnte später mitten hinein führen wird in die russische Oktober-Revolution, die schließlich mit dem Sturz des Zaren enden wird.
Tönender Bilderbogen Coburg im Jahr 1894 - das ist der historische Rahmen für einen literarisch-musikalischen Abend, mit dem das "Zentrum russischer Kultur in München" ("Mir") am Sonntag im Riesensaal der Ehrenburg gastiert. Der Titel klingt ein wenig nach Boulevard: "Romanows Romanze in Coburg". Ein vielköpfiges deutsch-russisches Aufgebot an Sängern, Instrumentalisten und Autoren unter Leitung von "Mir"-Präsidentin Tatjana Lukina verwandelt die historischen Fakten jener Romanze in einen geschickt in Szene gesetzten tönenden Bilderbogen.
Enkelin von Queen Victoria Bei jener Hochzeit 1894 in Coburg entstand ein berühmtes Foto, das Europas Hochadel auf einem sorgsam in Szene gesetzten Familienfoto zeigt - Queen Victoria inmitten, links am Rande, direkt hinter Kaiser Wilhelm II. steht der russische Thronfolger, rechts neben ihm seine Verlobte, Victorias Enkelin Alix. Wer dieses Bild heute betrachtet, sieht darin vielleicht so etwas wie einen fotografisch vorweg genommenen Nachruf auf eine versinkende Zeit.
Die adeligen Häupter aber, die auf diesem Foto gar feierlich drein blicken - was mögen sie gedacht haben? Ist ihnen vielleicht eine Ahnung entgegen geweht, dass ihre Welt bald eine Welt von gestern sein würde?
An drohende geschichtliche Umwälzungen, gar an den Untergang des Zarenreiches dürfte der Zarewitsch bei seinem Coburg-Besuch wohl kaum gedacht haben. Denn die Tage des Jahres 1894, die Nikolaus II.
- damals noch als Zarewitsch - mit Alix in der Vestestadt verbrachte, hielt er später für die glücklichsten seines Lebens. Davon erzählt auch das Tagebuch des Zarewitsch.
Schwärmerische Tage Acht Monate später wird aus der deutschen Prinzessin Alix die letzte russische Zarin Alexandra Fjodorowna. Dass jene schwärmerischen zwölf Tage in Coburg kein Garant für eine glückliche Zukunft waren, verschweigt das Romanow-Fest nicht. Schließlich blieb Alix als Zarin Alexandra nicht nur ihrer deutschen Herkunft wegen eine Fremde. Auch ihr Französisch, so heißt, sei reichlich mangelhaft gewesen - schlechte Voraussetzungen also für ein glückliches Leben an einem Zarenhof, an dem Französisch ein Muss war.
Wunderheiler Rasputin Schließlich der außergewöhnliche
Einfluss, den der sagenumwobene Wunderheiler Grigorij Rasputin auf die Zarin gewann, wie Oxana Antic-Miller in ihrem Kurzvortrag darstellt.
Das Publikum im praktisch ausverkauften Riesensaal lässt sich von dieser detailreichen klingenden Geschichts-Vergegenwärtigung in Bann ziehen und folgt Texten wie Musik mit geduldiger Ausdauer.
Die Interpreten und Hauptpersonen der Romanow-Matinee im Riesensaal der Ehrenburg Victoria Alix Helena Louise Beatrice von Hessen und bei Rhein (geboren 6. Juni 1872 in Darmstadt; gestorben in der Nacht auf den 17. Juli 1918 in Jekaterinburg), war großherzogliche Prinzessin von Hessen-Darmstadt und durch ihre Heirat mit dem späteren Kaiser Nikolaus II. als Alexandra Fjodorowna die letzte Kaiserin von Russland.
Sie war eine Enkelin von Queen Victoria und mit dem Hause Sachsen-Coburg und Gotha verwandt.
Nikolaus II. gebürtig Nikolaj Alexandrowitsch Romanow, geboren 6. Mai 1868, gestorben in der Nacht auf den 17. Juli 1918 in Jekaterinburg, entstammte der Herrscherdynastie der Romanows und regierte von 1894 bis 1917 als letzter Zar Russlands. Als russische Thronfolger verlobte er sich 1894 in Coburg mit Victoria Alix.
Mitwirkende des Coburger Romanow-Festes: Olga Agejewa (Sopran), Christoph Heil (Klavier), Cornelia Pollak (Schauspielerin), Michael Tschernow (Schauspieler und Regisseur), Arthur Galiandin (Schauspieler), Natalja Palshina (Ballettsolistin), Artur Medvedev (Violine), Jekaterina Medvedeva (Klavier), Oxana Antic-Miller (Autorin), Nikolai Worontsow-Hoffmann (Autor), Frits Kamp (Bass-Bariton), Elena Petronievic (Klavier), Tatjana Lukina (künstlerische Leitung)