Der Discounter kündigt an, nur noch Produkte anzubieten, die von Höfen mit besonders hohem Tierwohlstandard kommen.
Die Marktmacht der Discounter ist groß. Groß genug, Preise zu diktieren und Bedingungen zu stellen. So wie jetzt mit der Aktion #Haltungswechsel. "Nach der weitreichenden Entscheidung, bis 2030 konsequent auf die hohen Haltungsformen 3 und 4 (siehe Infokästen) bei Frischfleisch umzustellen, weiten wir unser Tierwohlversprechen nun auch auf Milch aus. Zusätzlich stellen wir noch in 2022 auf das "5D"-Prinzip bei Schweinefrischfleisch um und setzen auch bei unserer Frischmilch vollständig auf die Herkunft aus Deutschland", heißt es zu dieser Aktion.
Die Bauern als Erzeuger und Handelspartner wären dazu gerne gefragt worden. "Aldi hat sich nicht darum gekümmert, wer das produzieren soll", sagt Martin Flohrschütz als Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes in Coburg, der zusammen mit Berufskollegen mit dem Traktor vor der Aldi-Filiale auf der Lauterer Höhe vorgefahren ist. Schon in der Vergangenheit habe sich gezeigt, dass Tierwohlzuschläge nicht ausbezahlt wurden.
Rund 80 Prozent vom Fleisch, das die Bauern liefern, geht an Discounter, schätzt Hans Rebelein und glaubt, dass andere Aldi folgen werden. Der Geschäftsführer des BBV in Coburg geht davon aus, dass in etwa 50 Prozent der Betriebe mit Rinderhaltung im Landkreis noch die Haltungsformen 1 und 2 zu finden sind. "Das sind überwiegend kleinere Betriebe, daher gehen wir davon aus, dass nur etwa 30 Prozent der Tiere in diesen Haltungsformen stehen", sagt er. Doch für viele der kleinen Höfe sei eben auch ein Stallneubau nicht zu stemmen. Viele würden wohl eher aufgeben.
"Die Bauern haben sich noch jeder Entwicklung angepasst", sagt stellvertretender Kreisobmann Wolfgang Schultheiß. Doch das setze voraus, dass sie die Zeit dafür bekommen und vor allem auch dafür bezahlt werden. Mehr als je zuvor, sind Anpassungen an politische oder gesellschaftliche Forderungen mit hohen Investitionen verbunden. Schneller als je zuvor ändern sich Standards und zwingen zu neuen Investitionen.
Viele Forderungen, die bei der Demo laut wurden, sind nicht neu. Nicht nur, dass Discounter höhere Standards auch besser bezahlen sollen. Es geht ihnen um Sozialpläne für kleine Betriebe, die ihre Haltungsform nicht mehr umstellen können, um Planungssicherheit für neu gebaute Ställe, damit die nicht schon wieder veraltete sind, ehe sie bezahlt sind. Die Landwirte betonen, dass sie stets alle gesetzlichen Vorgaben einhalten - wollen aber, dass für Importwaren die gleichen Anforderungen gelten.
Das sagt Aldi
In einer Mitteilung bezeichnet Aldi seine Aktion #Haltungswechsel als klares Signal an den Markt: "Wir verstehen uns als Partner in der Wertschöpfungskette und bieten Landwirten mit einem realistischen Stufenplan über Jahre hinaus Planungssicherheit und verlässliche Absatzperspektiven für Tierwohlware aus Deutschland", sagt Erik Döbele, Managing Director National Buying von Aldi Süd. "Gleichzeitig möchten wir weiter an Politik, Handel und Industrie appellieren, gemeinsam mit uns an der Zukunftssicherung der Landwirtschaft - mitzuarbeiten. Nur gemeinsam können wir den Wandel schaffen." Der Discounter folge dem Kundenwunsch: "Bereits heute stammen rund 25 Prozent unserer Milch aus den Haltungsformen 3 und 4. Verstärkte Nachfrage hat uns in der Entscheidung bestärkt, den Haltungswechsel auch bei der Milch umzusetzen."