Das Museumsfest in der Alten Schäferei in Ahorn zeigte, dass die gute alte Zeit vor allem von harter Arbeit geprägt war. Für die heutige Generation war es ein Genuss. Außerdem kam eine Schafrasse zu neuen Ehren.
Es dampfte und rauchte, die alten Traktoren tuckerten und die Dreschmaschine ratterte lautstark, Sirenen heulten: Am Wochenende lebte in dem einmaligen Ensemble der Alten Schäferei in Ahorn wieder einmal die Vergangenheit auf. Das traditionelle Museumsfest gab Einblicke in landwirtschaftliche Techniken früherer Zeiten, als noch keine modernen Errungenschaften die Arbeit erleichterten. Mit viel Herzblut gestalteten die Initiatoren das Fest, das trotz des unbeständigen Wetters wieder Hunderte von Besuchern anlockte.
Reine Muskelkraft
Adolf Herr ist von Beginn an mit von der Partie, er sammelt alte Traktoren und allerlei landwirtschaftliches Inventar, das er beim Fest den Besuchern präsentierte. Diesmal hatte er eine Ziehsäge aus seinem Fundus dabei und führte vor, wie vor dem Einzug der Motor- und Kreissäge die Stämme mit reiner Muskelkraft in Stücke zerlegt wurden.
Daneben stand eine alte Dreschmaschine, auf der die Helfer die Spreu vom Weizen trennten. Die Aktiven des Fördervereins des Gerätemuseums widmeten sich auch dem Thema der Sonderausstellung "Sauerkraut und Ketschup", die sich mit der Vorratshaltung alter Zeiten befasst. Karl-Ulrich Pachale hobelte dazu Kohlköpfe in einem großen Pott, stampfte das Kraut und erklärte: "Sauerkraut war früher in der kalten Jahreszeit ein wichtiger Vitaminlieferant." Vor allem die kleinen Besucher packten tüchtig mit an und stampfen nach Herzenslust.
Rosemarie Herr bereitete unterdessen aus saftigen Äpfeln mit einer alte Presse Saft zu und ließ die Besucher von dem trüben Naturgetränk kosten.
In jeder Ecke gab es Einblicke in die Historie der Landwirtschaft und freilich auch viele Informationen obendrein.
Was ist eine Dämpfkolonne?
Geschichten gibt es ohnehin viele zu erzählen, zum Beispiel über die Dämpfkolonne, die Walter Lehnert aus Brünn mitbrachte. Bis Ende der 1960er-Jahre waren diese meist in Besitz von Genossenschaften. Nach der Kartoffelernte zogen die Bauern von Hof zu Hof und garten die Futterkartoffeln, die für die Schweinemast verwendet wurden.
Am Wochenende befüllte Mayk Wolf das historische Gerät mit den braunen Knollen, die frisch gegart mit Quark oder Heringen auf den Tellern der Besucher landeten und vorzüglich schmeckten. Dies bestätigte Museumsleiterin Jana Buhrow, die zum ersten Mal das Fest mit organisierte.
In der Scheune vergarnten die Frauen der Spinngruppe geschickt feine Wollfasern in Fäden.
Apropos Wolle: Im hinteren Teil des historischen Areals war diesmal zum 30. Museumsfest die Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Fuchsschafzüchter mit ihren Tieren anzutreffen. "Wir freuen uns, dass die Züchter alle zwei Jahre zum Museumsfest kommen", erklärte Wolfgang Dultz, der Vorsitzende des Fördervereins. Schließlich soll die Schäferei wieder mehr in den Mittelpunkt des Museums gerückt werden. Die sechs Züchter kamen mit ihren Tieren aus dem gesamten Bundesgebiet, sogar aus Ostfriesland: Marie und ihr Vater Wilfried Wachtendorf waren elf Stunden mit ihren Tieren nach Ahorn unterwegs, um sie auszustellen und dem Preisrichter vorzuführen.
Sehr angetan
Wilfried Wachtendorf ist vom Coburger Fuchsschaf angetan: "Ich bin durch eine Annonce auf diese Rasse aufmerksam geworden, vorher kannte ich diese Schafe nicht und jetzt bin ich begeistert." Das Coburger Fuchsschaf wird als
Landschaftsschaf eingesetzt, überzeugt aber durch sein schmackhaftes Fleisch und die Wolle wird als goldenes Vlies vermarktet. "Die rötlich schimmernde Wolle hat Liebhaber und findet durchaus Abnehmer", sagte Verena Täuber, die Zweite Vorsitzende der Deutschen Fuchsschafzüchter.
Zum Gelingen des Festes trug ein buntes Markttreiben bei. Und die Landfrauen, die den alten Backofen angeheizt hatten, um Blechkuchen zu backen. "Mit dem Fest wird ein Stück alter ländlicher Kultur am Leben erhalten", freute sich Museumsleiterin Jana Buhrow.