Die Aufregung bei den künftigen Lehrern war groß: Trotz Corona-Krise wurden kurzfristig die entscheidenden Abschlussexamen anberaumt. Am Mittwochmittag lenkt nun der Kultusminister ein. Die Studenten sollen nicht benachteiligt werden.
Update vom 6. Mai 2020, 12.14 Uhr: Kultusminister gibt Studenten zusätzlichen Freiversuch
Kultusministerium lenkt ein: Lehramts-Studenten in Bayern sollen wegen der Corona-Krise nicht benachteiligt werden, erklärt Kultusminister Michael Piazolo am Mittwochmittag (6. Mai 2020). Deshalb werde den Studenten, die nun ihre Examensprüfungen antreten, ein zusätzlicher Freiversuch angeboten, also eine zusätzliche Möglichkeit zur Wiederholung der Prüfung.
Nachdem Mitte März alle Examensprüfungen von Lehramts-Studenten auf ungewisse Zeit ausgesetzt worden waren, wurden Ersatztermine festgesetzt. Viel zu kurzfristig fanden viele angehende Lehrer – sie fühlten sich vom Kultusministerium im Stich gelassen.
„Einen Tag vor meinem letzten Examen kam plötzlich die Nachricht, dass alles erst mal auf Eis gelegt ist“, beschrieb Christoph, ein Student der Universität Bayreuth, am Vortag, Dienstag (5. Mai 2020), seine Lage. Lange Zeit gab es keine weiteren Informationen. Ende April, nach sechs Wochen, dann der Schock: In weniger als drei Wochen, am 18. Mai, geht es los.
Studenten organisierten sich über Facebook
"Eigentlich lernt man monatelang für Examen und soll dann einfach so in wenigen Wochen startklar für diese lebensentscheidende Prüfung sein?“, empörte sich Christoph. Er ist Teil einer Facebook-Gruppe mit über 1400 Lehramt-Studenten, denen es ähnlich ging.
„Das Kultusministerium hielt uns dazu an, einfach weiterzulernen und erklärte, wir bekämen schnellstmöglich weitere Informationen“, erklärte Christoph am Dienstag verzweifelt. Erst am 08. April kam die Information, dass die Prüfungen verschoben werden sollten – wann es so weit ist, konnte zu dem Zeitpunkt keiner sagen. „Als dann die neuen Termine bekannt gegeben wurden, hat es mich aus den Latschen gehauen“, sagte er und es ging ihm wie hunderten anderen Lehramts-Studenten, bei denen die Welt Kopf stand.
Nicht nur die wenige Zeit, auch, dass notwendige Fachliteratur kaum zugänglich war, und die aktuelle Corona-Krise setzte die Studenten zusätzlich unter Druck. „Unser ganzes Studienleben ist auf diese Prüfung ausgelegt und die Ergebnisse entscheiden über unsere Zukunft. Wie sollen wir in der aktuellen Situation Bestleistungen bringen?“, fragte Christoph.
Am Tag danach lenkte das Kultusministerium ein: Minister Michael Piazolo kündigt am Mittwoch (6. Mai 2020) eine Sonderregelung für die Lehramts-Studenten an. "Es ist mir wichtig, dass unsere angehenden Lehrer durch diese Ausnahmesituation nicht unnötig unter Druck geraten. Deswegen möchte ich den Prüfungsteilnehmern einen Freiversuch eröffnen, also eine zusätzliche Möglichkeit zur Wiederholung der Prüfung."
Ich versteh die Problematik nicht ganz. Die Examina hätten doch eigentlich schon im April stattfinden sollen. Dann hätte man doch eigentlich schon längst den Stoff lernen sollen, wenn das angeblich jetzt in der Kürze der Zeit gar nicht möglich wäre. Man hätte schon längst die entsprechenden Bücher haben sollen und lernen müssen. Man hat jetzt 8 Wochen mehr Zeit zum Lernen und jetzt reicht die Zeit nicht? Was bitte schön, haben unsere zukünftigen Lehrer denn während des Lockdowns gemacht? Kellnern durften ja nicht...
Natürlich ist die Situation schwierig, allerdings hätten alle Studierenden bereits gut auf die Prüfungen vorbereitet sein sollen, da ja die eigentlichen Prüfungstermine schon in unmittelbarer Nähe lagen. Und da man ja von Anfang an wusste, dass es weitergeht, sobald möglich, ist auch von Anfang an klar gewesen, dass man die Inhalte weiterhin parat halten sollte. Das heißt, wer nicht konstant wiederholt hat, ist selbst schuld. Und wer zum Zeitpunkt des Abbruchs und der Bibliotheksschließungen noch nicht die notwendige Fachliteratur besorgt hatte, der hätte das auch bei normalem Prüfungsplan nicht mehr vorher getan oder hinbekommen. Der Druck bei den Staatsexamensprüfungen ist hoch, keine Frage - ich habe selbst Staatsexamen geschrieben und weiß wovon ich spreche - und die Verzögerung hat diesen Druck sicher nicht verringert, im Gegenteil, aber die hier vorgeschobenen Gründe sind eher fadenscheinig, da jedem von Tag 1 der Prüfungspause klar gewesen sein müsste, wie das Verfahren ablaufen wird.
Ich verstehe die Problematik nicht.
Die Prüfungen wurden einen Tag vorher auf unbestimmte Zeit verschoben - das heißt, der Stoff muss doch sitzen. Im Gegenteil, man hatte jetzt sogar viel länger Zeit sich vorzubereiten.
Wenn man natürlich innerhalb weniger Wochen scheinbar alles vergisst, dann Frage ich mich, ob alles nur im Kurzzeitgedächtnis gespeichert wird. Und: wie wollen die angehenden Lehrer denn über Jahrzehnte hinweg Kinder und Jugendliche unterrichten wenn sie alles so schnell vergessen? Innerhalb drei Wochen sollte evtl fallen gelassenes Wissen doch problemlos wieder zu reaktivieren sein. Unsere Abschlussschüler fragt auch keiner ob sie bereit sind.