Die Geschäfte der fränkischen Handwerksbetriebe brummen, aber das Wachstum wird gebremst, weil Personal fehlt. Geht es nach dem Willen der Kammern, soll in einigen Gewerken der Meisterbrief wieder Pflicht werden.
Der Bäcker hat ihn, der Brauer nicht. Auch der Fliesenleger muss ihn im Gegensatz zum Dachdecker nicht vorweisen: den Meisterbrief als Voraussetzung für die Selbstständigkeit im Handwerk. Rund 15 Jahre ist es her, dass für 53 Handwerksberufe die Meisterpflicht abgeschafft wurde.
"Ein Fehler", sagt Thomas Zimmer, Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken in Bayreuth. Zimmer leitet beim Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) eine Planungsgruppe, die seit einigen Monaten daran arbeitet, alles vorzubereiten, damit einige sogenannte B1-Handwerke in die Anlage A der Handwerksrolle, und damit zu den zulassungspflichtigen Handwerken, rückgeführt werden.
"Es geht um Qualität und Transparenz für den Verbraucher, es geht um wirtschaftliche Stabilität im Handwerk und es geht um die Ausbildung und Fachkräftesicherung unserer Mitgliedsbetriebe", sagt Zimmer. "Tatsächlich sehe ich die Meisterpflicht als einen der Gründe, warum es um unseren Wirtschaftsstandort so gut bestellt ist."
Rund 95 Prozent sind zufrieden
Was die Konjunktur angeht, haben die fränkischen Handwerker keinerlei Grund zum Klagen. In Oberfranken sind laut der jüngsten Umfrage 94 Prozent zufrieden. Laut der unterfränkischen Kammer in Würzburg waren es in deren Gebiet zuletzt sogar 96,2 Prozent. Ähnlich sieht es in Mittelfranken aus. "Eine Eintrübung der Hochkonjunktur ist derzeit nicht in Sicht", sagt Ludwig Paul, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Unterfranken. "Mit der anhaltend guten Geschäftslage steigt auch der Bedarf der Betriebe an qualifiziertem Personal, was sich wegen des Fachkräfteengpasses in vielen Branchen zunehmend als Hemmschuh für weiteres Wachstum erweist."
Doch wie kommt man an Fachkräfte ran? Wie an Nachwuchs? Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hatte vor einigen Wochen eine Mindestausbildungsvergütung von 504 Euro im ersten Ausbildungsjahr vorgeschlagen. Im dritten wären es demnach 554 Euro. Der höhere Lohn soll die berufliche Ausbildung attraktiver machen.
"Der Vorschlag gefällt mir gar nicht", sagte Oberfrankens HWK-Präsident Zimmer am Montag bei der Vollversammlung der Kammer in Bayreuth. Unter dem Strich könne eine einheitliche Mindestausbildungsvergütung sogar dazu führen, dass weniger ausgebildet wird. Dem widersprach Vizepräsident Karl-Peter Wittig, der in der oberfränkischen Kammer die Arbeitnehmer vertritt: "Man muss halt mal in die Lohntüte reinlangen und etwas mehr bieten, sonst sind die Fachkräfte weg, weil sie in die Industrie gehen."
Zweierlei Maß bei der Förderung
Einig ist man sich, dass das Ungleichgewicht bei der Förderung akademischer und beruflicher Bildung weiter beseitigt werden muss. "Während Milliarden in die kostenfreie akademische Bildung fließen, sind es nur einige Millionen, die für die Förderung der beruflichen Bildung bereitstehen", sagte Zimmer. Analog den Studententickets forderte er Azubi-Tickets für den ÖPNV und lobte die geplante Anhebung des Meisterbonus von 1500 auf 2000 Euro.
ja was soll man nun zu dem gejammere sagen, einfach selbst verschuldet der fachkräftemangel, hat man sich nicht vor jahren jedweder ausbildung der schulabgänger verweigert, so dass diese im stolzen alter von ca 30 jahren noch immer die flure der jobcenter zieren und dort nch tagelöhnerbeschäftigungen hecheln vlt sollte man da mal ansetzen
Wenn wir das Problem des Fachkräftemangels nachhaltig beseitigen wollen, dann müssen wir im Bildungssystem mit grundlegenden Reformen beginnen und in den Schulen von der ersten Klasse an die Kinder und Jugendlichen mit einem besseren Praxis-nahen Allgemeinwissen ausstatten. Was nützt der schönste Meisterbrief, wenn der Lehrling von Dreisatz und Zinsrechnung, von Geometrie und Physik schichtweg keine Ahnung hat. 34 Prozent aller deutschen Betriebe konnten ihre Ausbildungsplätze in 2018 nicht besetzen (siehe Studie der Bertelsmann-Stiftung), weil die dafür GEEIGNETEN Kandidaten gefehlt haben. Jahr für Jahr bleiben im Gegenzug dazu immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene ohne Ausbildungsplatz. Diese Entwicklung im Land der Dichter und Denker ist nicht etwa so, weil wir so ein wirkungsvolles und gutes Schulsystem haben! Dieses Schulsystem krankt als Erstes schon daran, dass viel zu wenig geübt wird, der Stoff immer nur kurz angerissen werden kann (was an den Vorgaben durch die Lehrpläne liegt) und die Lehrkräfte regelmäßig über die Sommerferien in die Arbeitslosigkeit geschickt werden. Wie soll so ein krankes System denn qualifizierte Auszubildende hervorbringen?!