Zehn Mal so viele Pilze sammeln - mit drei Regeln

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Jakob (5) aus Hirschaid hat einen Kornblumenröhrling gesammelt. Ihm gefällt der blaue Speisepilz - fast so gut wie sein Favorit: "Am schönsten im Wald ist der Fliegenpilz!", findet der Nachwuchs-Sammler, der auch weiß, wie giftig diese schönen Exemplare sind ist. Foto: Bernhard Panzer
Jakob  (5) aus Hirschaid hat  einen Kornblumenröhrling gesammelt.  Ihm gefällt der blaue Speisepilz -  fast so gut wie sein Favorit: "Am schönsten im Wald ist der Fliegenpilz!", findet der Nachwuchs-Sammler, der auch weiß, wie giftig diese schönen Exemplare sind ist. Foto: Bernhard Panzer
Max (8) hat in den Haßbergen einen Zunderschwamm gefunden. So einen trug auch Gletschermumie Ötzi mit sich. Mit dem getrockneten Pilz wurden beim Feuermachen Funken aufgefangen - der Pilz brennt eben wie Zunder. Foto: Günter Flegel
Max (8) hat in den Haßbergen einen Zunderschwamm gefunden. So einen trug auch Gletschermumie Ötzi mit sich. Mit dem getrockneten Pilz wurden beim Feuermachen Funken aufgefangen - der Pilz  brennt eben wie Zunder. Foto: Günter Flegel
 
Wenn Aussehen und Geruch nicht reichen, um einen Pilz eindeutig zu identifizieren, macht Hans Krautblatter eine chemische Analyse oder untersucht die Sporen unterm Mikroskop. Fotos: Natalie Schalk
Wenn Aussehen und Geruch nicht reichen, um einen Pilz eindeutig zu identifizieren, macht Hans Krautblatter eine chemische Analyse oder untersucht die Sporen unterm Mikroskop. Fotos: Natalie Schalk
 
GifthäublingBis hin zum gerieften Hutrand und dem kleinen Ring am Stiel ähnelt der schwergiftige Doppelgänger dem Speisepilz Stockschwämmchen. Dieses soll zwar zwar "pilzhaft" riechen, während der Gifthäubling wie "muffiges Mehl" rieche, aber Krautblatter rät davon ab, sich in diesem Fall auf den Geruchssinn zu verlassen. Zuverlässig lassen sich die beiden Pilze nur mit der Sporenanalyse unterm Mikroskop unterscheiden.
GifthäublingBis hin zum gerieften Hutrand und dem kleinen Ring am Stiel ähnelt der schwergiftige Doppelgänger dem Speisepilz Stockschwämmchen.  Dieses soll zwar zwar "pilzhaft" riechen, während der Gifthäubling wie "muffiges Mehl" rieche, aber Krautblatter rät davon ab, sich  in diesem Fall auf den Geruchssinn zu verlassen. Zuverlässig lassen sich die beiden Pilze nur mit der Sporenanalyse unterm Mikroskop unterscheiden.
 
WurzeltrüffelEr wächst dicht unter dem Boden, die Oberfläche sieht aus wie eine kleine Wurzel und der Geschmack ist nicht besonders. Allerdings wird der Pilz gern zum Strecken benutzt - unerlaubterweise wird er manchmal unter echte Trüffel gemischt.
WurzeltrüffelEr wächst dicht unter dem Boden, die Oberfläche sieht aus wie eine kleine Wurzel und  der Geschmack ist nicht besonders. Allerdings wird der Pilz gern zum Strecken benutzt  - unerlaubterweise wird er  manchmal unter echte Trüffel gemischt.
 
EichenwirrlingDieser Holzbewohner ist fast weltweit verbreitet und fällt durch seine labyrinthartige Unterseite auf. Getrocknet wird er steinhart. Essbar ist er nicht, wird aber gern für Trockengestecke gesammelt.
EichenwirrlingDieser Holzbewohner ist fast weltweit verbreitet und fällt durch seine labyrinthartige Unterseite auf. Getrocknet wird er  steinhart. Essbar ist er nicht, wird aber gern für Trockengestecke gesammelt.
 
Grünling und TäublingEin wichtiges Unterscheidungsmerkmal bei Lamellenpilzen sind Fleisch und Stiel. Meist sind sie wie beim Grünling faserig. Täublinge lassen sich an ihrem brüchigen Stiel erkennen. Riechen sie angenehm, sind sie ungiftig. Der Geschmackstest bei diesem Täubling lässt allerdings die Zunge brennen: Es ist ein scharfer, wenig bekömmlicher Speitäubling
Grünling und TäublingEin wichtiges Unterscheidungsmerkmal bei  Lamellenpilzen sind Fleisch und Stiel. Meist sind sie wie beim Grünling faserig. Täublinge lassen sich an ihrem brüchigen Stiel erkennen. Riechen sie angenehm, sind sie ungiftig. Der Geschmackstest bei diesem Täubling lässt allerdings die Zunge brennen: Es ist ein scharfer, wenig bekömmlicher Speitäubling
 
Ein Klassiker unter den Röhren-Speisepilzen, mit dem auch Anfänger sich leicht tun: Maronen.
Ein Klassiker unter den Röhren-Speisepilzen, mit dem auch  Anfänger sich leicht tun: Maronen.
 
Reifpilz Einer der Lieblings-Speise-Pilze der Krautblatters: Der ockerfarbene Hut sieht aus, als läge darauf Mehl oder feiner Reif. Wenn er Saison hat, kommt er in rauen Mengen vor (besonders in Nadelwäldern). Die Verwechslungsgefahr ist gering, wenn auf den Lebensraum geachtet wirdockerfarben, kann eigentlich nicht verwechseln, wenn auf Lebensraum achtet: Meist wachsen Pflanzen wie Heidekraut und flechten in der Nähe
Reifpilz Einer der Lieblings-Speise-Pilze der Krautblatters: Der ockerfarbene  Hut sieht aus, als läge darauf Mehl oder feiner Reif. Wenn er Saison hat, kommt er in rauen Mengen vor (besonders in Nadelwäldern). Die Verwechslungsgefahr ist gering, wenn auf den Lebensraum geachtet wirdockerfarben, kann eigentlich nicht verwechseln, wenn auf Lebensraum achtet: Meist wachsen Pflanzen wie Heidekraut und flechten in der Nähe
 
Gelblicher KnollenblätterpilzDer ganze Pilz steckt ursprünglich in einer Hülle. Wenn sich der Stiel streckt, zerreißt Hülle: Der größere Teil bleibt in der Erde, der kleinere wächst nach oben hinaus. Wer nicht sicher ist, ob er einen essbaren Pilz vor sich hat, soll ihn vorsichtig rausdrehen. "Wenn ich ihn abschneide, habe ich keine Kenntnis von Knolle", sagt Krautblatter. Dieser gelbliche "Knolli" riecht nach Kartoffelkeller und ist leicht giftig. Sehr gefährlich ist der Grüne Knollenbl...
Gelblicher KnollenblätterpilzDer ganze Pilz steckt ursprünglich in einer Hülle. Wenn sich der Stiel streckt, zerreißt Hülle: Der größere Teil bleibt in der Erde, der kleinere wächst nach oben ...
Gelblicher KnollenblätterpilzDer ganze Pilz steckt ursprünglich   in einer Hülle. Wenn sich der  Stiel streckt, zerreißt Hülle: Der größere Teil bleibt in der Erde, der kleinere wächst nach oben hinaus. Wer nicht sicher ist, ob er einen essbaren Pilz vor sich hat, soll  ihn vorsichtig rausdrehen. "Wenn ich ihn abschneide,  habe ich keine Kenntnis von Knolle", sagt Krautblatter. Dieser gelbliche "Knolli" riecht nach Kartoffelkeller und ist leicht giftig. Sehr gefährlich ist der Grüne Knollenbl...
 
Violetter Schleierling Zwischen Buchenlaub leuchtet dieser Pilz lilafarben und ist ein wunderbares Fotomotiv. Er besticht vor allem durch seine Schönheit; abgeschnitten werden sollte er nicht: Zwar gilt er als essbar, aber er ist kein guter Speisepilz. Da er äußerst selten vorkommt, sollte er geschont werden. So lange seine Kappe geschlossen ist, geht ein Schleier vom Stiel bis zur Kappe, daher der Name.
Violetter Schleierling Zwischen Buchenlaub leuchtet dieser Pilz lilafarben und ist ein wunderbares Fotomotiv. Er besticht vor allem durch seine Schönheit; abgeschnitten werden sollte er nicht: Zwar gilt er als essbar, aber er ist kein guter Speisepilz. Da er äußerst selten vorkommt, sollte er geschont werden.    So lange seine Kappe geschlossen ist, geht  ein Schleier vom Stiel bis  zur Kappe, daher der Name.
 
GrünspanpilzWenn er etwas frischer ist als dieses Exemplar, hat dieser hübsche Pilz noch weiße Pünktchen - ähnlich wie der Fliegenpilz. Er ist selten, nicht giftig, gilt aberals ungenießbar.
GrünspanpilzWenn er etwas frischer ist als dieses Exemplar, hat dieser hübsche Pilz noch weiße Pünktchen - ähnlich wie der Fliegenpilz. Er ist selten, nicht giftig, gilt aberals ungenießbar.
 
Sparriger SchüpplingEr wächst an Holz und ist oft an Straßen, Park- und Obstbäumen zu finden. Anders als bei diesem Exemplar liegen seine Schuppen liegen oft eng an und können mit dem finger abgeschabt werden - ähnlich wie beim Fliegenpilz. Der Schüppling ist nicht giftig, aber bestenfalls ein drittklassiger Speisepilz.
Sparriger SchüpplingEr wächst an Holz und ist oft an Straßen, Park- und Obstbäumen zu finden. Anders als bei diesem Exemplar liegen seine Schuppen liegen oft eng an und können mit dem finger abgeschabt werden - ähnlich wie beim Fliegenpilz. Der Schüppling ist nicht giftig, aber bestenfalls ein drittklassiger Speisepilz.
 
BirkenporlingWie eine Konsole hängt dieser parasitäre Pilz an birken. Ötzi hatte ihn ebenfalls in seinem Beutel dabei, denn der Birkenporling gilt als "Apotheke für unterwegs": Wird er in dünne Scheiben geschnitten und als Pflaster auf eine Wunde gelegt, wirkt er desinfizierend und wundheilend.
BirkenporlingWie eine Konsole hängt dieser parasitäre Pilz an birken. Ötzi hatte ihn ebenfalls  in seinem Beutel dabei, denn der Birkenporling gilt als "Apotheke für unterwegs": Wird er in dünne Scheiben geschnitten und als Pflaster auf eine Wunde gelegt, wirkt er desinfizierend und wundheilend.
 
RitterlingEine ausgesprochene Rarität aus der Gattung der Ritterlinge. Der Legende nach sollen diese dickfleischigen Pilze früher den Rittersleuten vorbehalten gewesen sein, daher der Name. Der Halsband-Ritterling ist ungenießbar, gilt auch als leicht giftig und kommt sehr selten vor. Krautblatter hat ihn in einem Kiefern-Jungwald entdeckt. Weil der Sandboden an dieser Stelle basisch und nicht sauer ist, wachsen dort sogar größere Mengen des seltenen Pilzes.
RitterlingEine ausgesprochene Rarität aus der Gattung der Ritterlinge. Der Legende nach sollen diese dickfleischigen Pilze früher den Rittersleuten vorbehalten gewesen sein, daher der Name. Der  Halsband-Ritterling ist ungenießbar, gilt auch als leicht giftig und kommt sehr selten vor. Krautblatter hat ihn in einem  Kiefern-Jungwald entdeckt. Weil der Sandboden an dieser Stelle basisch und nicht sauer  ist, wachsen dort sogar größere Mengen des seltenen Pilzes.
 

Nur in besonderen Jahren gibt's so viele Pilze wie heuer. Hans Krautblatter hat einige spezielle Exemplare zusammengetragen. Er erklärt, wie auch Einsteiger ihren Speisezettel von drei auf über 30 Sorten erweitern können.

Sobald er berührt wird, färbt sich der Kornblumenröhrling tiefblau. "Der ist gut", erklärt Pilz-Anfänger Jakob. "Und schön!" Da ist der Fünfjährige aus dem oberfränkischen Hirschaid ganz einer Meinung mit dem 75-jährigen Pilz-Experten Hans Krautblatter aus dem mittelfränkischen Höchstadt. Krautblatter hat den Kornblumenröhrling sofort erkannt. Er ist der Mann für ungewöhnliche Pilze: Er hält Vorträge, führt Sammler durch Frankens Wälder und in heiklen Fällen fragen auch Apotheker bei Krautblatter nach.

Der pensionierte Gymnasiallehrer hat in Biologie promoviert. Pilze sind seine Passion. Er sieht sie als besonderen Leckerbissen, als Dekorationsstücke und als Forschungsobjekte. Am Morgen war er im Steigerwald unterwegs und hat einige Kuriositäten nach Hause gebracht. Mit einer Rasierklinge streift er über die Lamellen auf der Unterseite eines kleinen, braunen Pilzes und überträgt die Sporen auf eine Glasplatte, die er unters Mikroskop schiebt.

Die 40-fache Vergrößerung zeigt mandelförmige, hellbraune Sporen. 100 bis 150 Gramm dieses Pilzes können einen Menschen töten. "Der Giftröhrling ist der Doppelgänger des Stockschwämmchens. Er ist zwar klein, hat aber allerschwerste Gifte." Hut, Stiel, Fleisch und Lebensraum der beiden Pilze ähneln sich so stark, dass nur die Sporenanalyse eine sichere Unterscheidung ermöglicht. Kein Pilz für unerfahrene Sammler.

"Oberste Regel ist, dass ich nur sammle, was ich zuverlässig erkenne." Bei Anfängern sind das meist Röhrenpilze wie Steinpilze, Maronen und Birkenpilze, denn unter den Arten ohne Lamellen auf der Unterseite sind zumindest keine tödlich-giftigen bekannt. "Wenn einer seinen Speisezettel erweitern möchte, muss er zuerst die schwer giftigen Pilze kennen", sagt Krautblatter. Dann könne der Sammler beginnen, auch Lamellenpilze ins Körbchen zu legen.

Pilzjahre: 1983, 2003, 2012


"Mit drei einfachen Regeln lassen sich Täublinge identifizieren, von denen es viele gute, essbare gibt." Zuerst werden Fleisch und Stiel untersucht: Normalerweise sind sie bei Lamellenpilzen faserig. Täublinge haben allerdings ein trockenes, brüchiges Fleisch, das wegsplittert. Erfüllt ein Pilz diese Kriterien, kommt der Geruchstest: "Wenn er angenehm riecht, ist er ungefährlich." Das bedeutet nicht, das er auch schmeckt. "Manche Täublinge sind unangenehm scharf." Da hilft nur Regel Nummer drei: probieren, ein Stück Lamelle kauen. "Schmeckt der Pilz mild, kann er bedenkenlos als Speisepilz verwendet werden. Wer bisher drei Pilzarten sammelt, kann er mit diesen Regeln seinen Speisezettel auf 33 Pilze erweitern." Mit fast den gleichen Regeln lassen sich auch leckere Reizker identifizieren - einziger Unterschied: Bei ihnen ist das brüchige Fleisch nicht trocken, sondern ein milchiger Saft tritt an der Schnittstelle aus. Krautblatter rät aber, nur Reizker mit roter Milch zu sammeln. "Die mit weißer Milch sind oft sehr scharf, zum Beispiel der Pfefferreizker."

Heuer gibt es ohnehin genügend andere Pilze: "Es ist ein sehr ungewöhnliches Jahr", sagt Krautblatter. "Franken war 2012 niederschlagsmäßig unvorstellbar benachteiligt. Ich vergleich's mit 2003, wo so ein trockenes Jahr war. Vorher 1983. Trocken, heiß, die Böden fast Staub." Mitte September kam der Regen. Ein bis zwei Wochen brauchte das Myzel der Pilze im Boden, um sich zu erholen. Dann schossen die Fruchtkörper heraus. Zwar gebe es regional kleine Unterschiede, insgesamt sei die Situation aber in ganz Franken ähnlich. "Wegen der Trockenheit sind Schnecken heuer kein Problem. Und die Böden sind wärmer als sonst." Pilze brauchen eine Mindesttemperatur von zehn bis 15 Grad im Boden. Im Wald kühlt die Temperatur nicht so schnell ab wie auf freien Flächen. "Der Frost kommt nicht so schnell durch", sagt Krautblatter. "Und wenn es keinen Frost gibt, können wir heuer bis in den Winter Pilze sammeln!"

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