Telekom-Tochter T-Systems will massiv Stellen und Standorte abbauen. Stark gefährdet ist auch der Bamberger Standort mit 160 Mitarbeitern.
Passend zur aktuellen Situation bei T-Systems, hängen am Freitagvormittag dunkle Wolken über der Bamberger Zweigstelle der Telekom-Tochter in der Gutenbergstraße. Der Dienstleister im Bereich der IT-Sicherheit und der Cloud-Speicherung mit weltweit 37 000 Beschäftigten hat am Donnerstag angekündigt, 10 000 Stellen streichen zu wollen, davon allein 6000 in Deutschland. Dazu sollen von 230 Standorten in der Bundesrepublik nicht mehr als 20 erhalten bleiben. Was wird aus
Bamberg? Was wird aus den rund 160 Mitarbeitern vor Ort? Was wird aus den rund 200 fränkischen Kollegen in Nürnberg und Würzburg?
"Die Stimmung ist natürlich schlecht", berichtet ein Mitarbeiter in der Gutenbergstraße. Per Video-Liveschalte hatte Unternehmensboss Adel Al-Saleh, seit rund sechs Monaten am Ruder der Telekom-Tochter, die Pläne der Belegschaft mitgeteilt. "In Bonn hat er dafür sogar Applaus bekommen", erzählt ein Mitarbeiter. In Bamberg nicht. Hier fürchten nun viele um ihren Job. "Ich denke aber nicht, dass alles so heiß gegessen wird, wie es jetzt gekocht wird", sagt ein Kollege. In der Bamberger Niederlassung sind auch die interne IT-Abteilung der Telekom sowie mehrere kleinere IT-Töchter untergebracht. Das magentafarbene T dürfte also auch weiterhin in der Gutenbergstraße leuchten. Die IT-Spezialisten von T-Systems hoffen, dass diese Nachbarschaft als Vorteil für die Zweigstelle gewertet wird.
"Ich kann die aktuellen Pläne nicht auf einzelne Standorte runterbrechen", sagt Unternehmenssprecher Harald Lindlar auf Nachfrage unserer Zeitung. Welche Filialen konkret geschlossen werden sollen, sei noch nicht entschieden. "Plan ist es, nicht mehr als 20 zu erhalten." Lindar weist darauf hin, dass 90 Prozent aller deutschen Beschäftigten in den 22 größten Zweigstellen arbeiten. Kleine Niederlassungen seien nicht mehr rentabel. Bamberg liegt in einer Art mittelgroßen Grauzone. "Aber Größe allein ist nicht entscheidend. Es ist ein Mix aus Größe, Kundennähe und Serviceangebot, das in die Bewertung mit einfließt", so der Firmensprecher.
Für Ver.di stehen die Chancen für Bamberg und Nürnberg nicht gut. "Wenn von 230 Standorten nur die acht oder 20 größten übrigbleiben sollen, kann man sich das ausrechnen", sagt der Bamberger Sprecher der Gewerkschaft, Helmut Doser. Laut Ver.di sollen 3000 Stellen nach Indien, weitere 3000 nach Ungarn und in die Slowakei verlegt werden. Die Gewerkschaft hat bereits angekündigt, Widerstand gegen die Sparpläne zu leisten. Bei den Tarifverhandlungen vor zwei Jahren wurde ein Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis 31. Dezember dieses Jahres ausgehandelt. Dieser gelte noch. Bis dahin seien der Gewerkschaft und der Firma die Hände gebunden. Man sei gerade dabei, sich abzustimmen, welche Taktik Ver.di danach verfolgen wolle. "Bei den Beschäftigten in Bamberg herrscht natürlich eine große Betroffenheit und Unsicherheit", berichtet Doser. Das bestätigen die Arbeitnehmer in der Gutenbergstraße. Sie sehen allerdings auch ein, dass es Veränderungen geben muss. Denn schon seit Jahren war T-Systems ein Sorgenkind in der Telekom-Familie.
"Das Geschäftsmodell, wie es war, ist so nicht weiterzuführen", sagt Unternehmenssprecher Lindlar. Der klassische Betrieb des IT-Helpdesks sei nicht mehr gewinnbringend. Neue Geschäftsfelder wie die Cloud-Sicherheit seien dagegen zukunftsträchtig. T-Systems wolle sich nun in diese Richtung entwickeln. "Als IT-Spezialist findet man auf dem aktuellen Arbeitsmarkt schon andere Stellen, aber eine adäquate Bezahlung ist schwer zu finden", sagt ein Mitarbeiter in der Gutenbergstraße.