Wie geht es weiter mit dem Einzelhandel in Bamberg?

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Tausende Besucher zieht es bei den verkaufsoffenen Sonntagen (Archivbild aus dem letzten Oktober) in die Innenstadt - ausnahmsweise florieren da die Geschäfte Einzelhändler, die im Alltag unter unter Umsatzeinbußen leiden. Foto: RiegerPress
Tausende Besucher zieht es bei den verkaufsoffenen Sonntagen (Archivbild aus dem letzten Oktober) in die Innenstadt - ausnahmsweise florieren da die Geschäfte Einzelhändler, die im Alltag unter unter Umsatzeinbußen leiden. Foto: RiegerPress

Bleibt die Altstadt ein lebendiger, attraktiver Treffpunkt, wo jeder den Aufenthalt genießen und auch shoppen kann? Oder gehen dort nach und nach die Lichter aus, Läden schließen und Bamberg verliert allmählich an Anziehungskraft? Wie groß ist die Konkurrenz zu Online-Shops?

Die Händler in den Geschäften leiden unter dramatischen Umsatzeinbußen. So auch in Bamberg. Doch wie sollen die Verantwortlichen von Handel, Stadt und Citymarketing damit umgehen? Kann dieser Trend gestoppt werden? Auf Einladung von IHK-Präsident Heribert Trunk trafen sich nun 115 Händler und Gewerbetreibende, diskutierten in der Sparkasse, wo genau die Schwachstellen Bambergs liegen und wie sie beseitigt werden können.

Kein fester Ansprechpartner
Ein großes Manko: ein Wirrwarr in der Stadtverwaltung. Ansprechpartner sind nicht klar eindeutig und haben anscheinend keine klaren Kompetenzen, wie Bürgermeister Christian Lange (CSU), der Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) vertrat, bisweilen einräumen musste. Vor allem rund um den Grünen Markt - und die Stände dort - gibt es oft Ärger und das Ordnungsamt kann noch nichts dagegen tun. "Wir werden uns am Mittwoch genau mit dieser Thematik im Stadtrat beschäftigen und zu einem konkreten Ergebnis kommen", versprach Lange.

Welterbe als Totschlagargument?
Doch das kann nur ein Schritt sein, um den Handel in Bamberg (rund 850 Geschäfte mit über 250 000 Quadratmetern Fläche) zukunftsfähig zu machen. Marketing-Experte Stefan Leuninger berät die Stadt bei der Erstellung eines neuen Einkaufskonzeptes und hatte einige gute Tipps: "Derartige Lösungen klappen nur im Miteinander und müssen nachhaltig wirken." Die Innenstadt müsse sich weiter wandeln und ein Ort sein, in dem sich unterschiedlichste Gruppen wohl fühlen können. Leuninger forderte: "Wir müssen magische Momente im Einkauf schaffen." Auch mit vergänglichen Installationen auf Wegen oder Bühnen für Kunst oder Musik auf öffentlichen Plätzen. "Hier gibt es tolle Vorbilder. Bamberg darf aber das Welterbe nicht immer wie eine Monstranz vor sich her tragen, um solche Diskussionen im Kein zu ersticken", fügte Leuninger an. Mit seinen Ideen stieß er bei den Unternehmern auf offene Ohren.

Das leidige Parkplatzproblem
IHK-Präsident Trunk fasste die Kritik schonungslos zusammen und legte seine Finger in die Wunde Einkaufsstadt Bamberg: "Wenn wir den Hintern nicht hoch bekommen, geht die Welt an uns vorbei." Ein Problem ist für ihn vor allem die leidige Sache mit den Parkplätzen: "Besucher finden sie einfach nicht." Schuld daran: die katastrophale Beschilderung. Weiteres Manko: die Attraktivität. Trunk zitierte eine Händlerin, die ihn angesichts der Situation in der Langen Straße fragte: "Geht das auch in schön?" Bürgermeister Lange nickte zu diesen Worten und forderte dazu auf: "Wir müssen brennen für die Innenstadt."

Citymanager Klaus Stieringer vernahm solche Gedanken mit sichtlicher Freude: "Wir müssen und werden zusammen arbeiten. Wir brauchen einfach eine Lobby für den Handel im Stadtrat!" Claus Hofmann vom Zigarrenhaus Weinig hofft auf Bewegung in der Politik: "Die Stadt lebt von dem einzigartigen Flair. Wir müssen die Vielfalt erhalten und dürfen Themen wie Sauberkeit, Gastronomie und Parkplätze nicht außer Acht lassen." Zu lange habe die Stadt dieses enorm wichtige Thema stiefmüttlerlich behandelt. Ein Händler urteilte nicht ohne Verbitterung: "Die Politik interessierte sich lange nicht für Autos und Parkplätze!"

Bürgermeister deutet Umdenken an
Genau in diesem Punkt aber deutete Lange ein Umdenken bei der Stadt an. Als es nämlich um das neue Quartier an der Stadtmauer ging. Dort nämlich sollten Parkflächen nur für Anlieger geschaffen werden. Lange: "Über diesen Punkt müssen wir reden und vielleicht andere Lösungen bei der Stadt finden."

Heimlich still und leise haben die Verantwortlichen bei der Stadt auch schon reagiert, wie der Bürgermeister erklärte: "Wir haben in der Innenstadt nun mehr Mülleimer installiert, die auch schon öfters geleert werden." Ein Anfang? Zumindest wohl ein kleiner. Fakt ist: Bis Herbst analysieren die Experten um Stefan Leuninger den Handel Bambergs und geben den Stadträten dann Tipps für ein neues Einkaufskonzept. "Urbane Zentren haben Perspektive", machte Leuninger den Zuhörern klar. Und dazu gehört vor allem auch Bamberg mit seiner Vielfalt an Geschäften, auf die andere Städte mit Neid schauen.

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