Widerstand gegen Windpark in zwei Landkreisen

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Solchermaßen gefährdet sieht die Bürgerinitiativ "Jurawindpark" die Zukunft der Hausbesitzer zwischen Würgau und Fesselsdorf. Grafik: BI
Solchermaßen gefährdet sieht die  Bürgerinitiativ  "Jurawindpark" die Zukunft der Hausbesitzer zwischen Würgau und Fesselsdorf.   Grafik: BI

Die BI "Jurawindpark" ist zwischen Würgau und Azendorf aktiv. Unterschriften gegen die geplanten Vorranggebiete werden gesammelt, der Sinn von Rotoren im Schwachwindgebiet Nordbayern in Frage gestellt. Eine Alternative zu Kraftwerken sieht man bei der landkreisübergreifenden Gegenbewegung nicht.

Deshalb will die Bürgerinitiative "Jurawindpark" vor allem den Widerstand gegen den ausufernden Bau von Windrädern, aber auch Solarparks zusammenführen. "Das Hauptproblem ist, dass der Bau von Windrädern an der Peripherie von vier Landkreisen stattfinden soll: von Bayreuth, Kulmbach, Lichtenfels und Bamberg", sagt der Initiator Edwin Bergmann aus Fesselsdorf (Stadt Weismain). "Dadurch splittert sich auch der Protest auf in mehrere kleinere Bereiche."

Das aber nehme der Gegenbewegung auf dem ganzen Jura, der als Region betroffen sei, viel von ihrer Wucht. Und das soll nicht sein. Auf dem gesamten Jura in den Gebieten der Städte Scheßlitz, Hollfeld und Weismain, der Verwaltungsgemeinschaft Steinfeld und der Gemeinde Thurnau und sogar darüber hinaus würden deshalb Unterschriften gesammelt. "Mehr als 3300 haben wir schon beisammen, die Aktion läuft weiter", sagt Bergmann.

Beeindruckt zu haben scheint man damit vor einigen Tagen den Lichtenfelser Landrat Christian Meißner. Der mahnte angesichts von 75 laut Planung möglichen Windrädern zwischen Wattendorf und Azendorf einen "Planungsvergleich" mit anderen Regionen, aber auch zwischen den betroffenen Landkreisen an. Es könne ja wohl nicht sein, so Bergmann, dass die Windprognosen so weit auseinander gingen. Als Hauptverantwortlichen für die Windpark-Pläne sieht Bergmann den oberfränkischen Bezirkstagspräsidenten und Bamberger Landrat Günther Denzler. "Alles liegt an Denzler", ist seine Überzeugung und vielleicht auch die der Bürgerinitiative mit derzeit etwa 100 Aktivisten und vielen ideellen Unterstützern.

Gegenströmung setzt sich durch


Bei den Städten und Gemeinden setze sich dagegen inzwischen die Gegenströmung durch. "Der Weismainer Stadtrat hat fünf von sechs geplanten Vorranggebieten abgelehnt", so der BI-Sprecher. Der Gemeinderat Stadelohofen hat die Windrad-Projekte abgelehnt, im Scheßlitzer Stadtrat steht es pari. Mehr und mehr gelange man zu der Überzeugung, dass Nordbayern ein "Schwachwindgebiet" sei, in dem sich die Nutzung der Windkraft nicht lohne. "Ein Windrad leistet hier bei uns nur etwa zehn Prozent seiner Volllaststunden. Das sind zwischen 700 und 1000 bei 8600 Stunden in Windregionen."

Dabei sei nicht entscheidend, in welcher Höhe die Rotoren aufgestellt würden: "Jeder Hügel und jedes Waldstück bremst die Luftströmungen." Hätten die Landwirte zunächst einen guten Pachtertrag gesehen, stünden sie diesbezüglichen Verträgen inzwischen wesentlich kritischer gegenüber. Denn nach Ablauf einer solchen Vereinbarung stehe für den Rückbau der bis zu 200 Meter hohen Rotoren der Grundstücksbesitzer in der Pflicht, wenn der Betreiber dazu nicht in der Lage sei. Aber schon vorher bestätigten zahlreiche Insolvenzen die Unwirtschaftlichkeit von Windkraftanlagen in Schwachwindgebieten wie auf dem Jura.

Die erhofften Pachten blieben aus, Gewerbesteuereinnahmen gebe es nicht und die erzeugte Energie könne in keiner Weise die konventionellen Kraftwerke ersetzen. "Der Zweck ist doch schon erfüllt, wenn der Kaufpreis für ein Windrad geflossen ist", zeigt Bergmann auf die monetäre Seite der Angelegenheit. "Viel Schaden, wenig Nutzen", heißt es dazu auf dem Flyer der Bürgerinitiative (Auflage 5000 Stück), und weiter: "Über 100 Hektar Freiflächen-Photovoltaik, zwölf Biogas-Anlagen und sieben Windräder sind genug erneuerbare Energien für den Jura. Der größte Solarpark Süddeutschlands soll am 5. Oktober zwischen Schirradorf und Stadelhofen eingeweiht werden."

Windparks statt Tourismus


Hingewiesen wird aber auch auf die erheblichen wirtschaftlichen Auswirkungen. Immobilien- und Grundstückswerte sänken um bis zu 50 Prozent, in manchen Fällen sogar bis zur Unverkäuflichkeit. Damit gerate manche Altersversorgung ebenso in Gefahr wie Kredite für Bauvorhaben, junge Leute ließen sich woanders nieder. "Die gleichen Leute, die früher an Tourismuskonzepten gearbeitet haben, planen jetzt Windparks", wundert sich Edwin Bergmann.