Noch vor Weihnachten soll ein Impfstoff gegen Covid-19 zugelassen werden. Erstes Impfzentrum für Stadt und Landkreis wird das Foyer der Brose-Arena. Wir haben Antworten auf einige Fragen zum Impfen zusammengetragen, die derzeit viele umtreiben.
Viele warten auf den Corona-Impfstoff und doch gibt es dazu noch reichlich Unsicherheit in der Bevölkerung. Die einen fürchten, dass hier ein unausgegorenes Produkt auf den Markt geworfen wird und die Nebenwirkungen nicht ausreichend erforscht sind. Andere haben Angst, bei der Verteilung erst mal leer auszugehen.
Wir haben im Landratsamt Bamberg (Gesundheitsamt) und bei Impfkoordinator Dr. Sören Maaß, dem Ärztlichen Direktor der Gemeinnützigen Krankenhausgesellschaft des Landkreises, nachgefragt, was bislang in Sachen Corona-Impfungen bekannt ist. Wird es außer dem ersten gemeinsamen Impfzentrum für Stadt und Landkreis Bamberg in der Brose Arena noch weitere geben?
"Landkreis und Stadt haben aus mehreren möglichen Immobilien die Brose Arena (bis Ende März 2021) und den Sportpark an der Breitenau (ab April 2021) ausgewählt, weil diese die bestmöglichen Rahmenbedingungen bieten", teilt dazu Frank Förtsch, der Pressesprecher des Landratsamtes, mit. Weitere Impfzentren seien nicht geplant. Kann es tatsächlich schon vor Weihnachten die ersten Corona-Impfungen geben?
Das hängt vor allem von der Zulassung und der Verfügbarkeit von Impfstoffen ab. "Die Voraussetzungen/Rahmenbedingungen dafür - so unsere Erwartung - werden geschaffen sein", sagt Förtsch. Alle für das Gesundheitswesen in der Region Bamberg Verantwortlichen würden mit ganzer Kraft auf dieses Ziel hinarbeiten. "Wir bringen die Impfzentren auf den Weg, während der Impfstoff zur Zulassungsreife gelangt", sagt Dr. Maaß. Noch in dieser Woche wird ein Betreiber ausgewählt, es soll mehrere Bewerber geben.
Woher kommt denn der Impfstoff?
Der Impfstoff wird zentral durch die Staatsregierung beschafft und dann auf acht Logistikzentren in Bayern verteilt. Eines davon entsteht gerade am Klinikum der Sozialstiftung Bamberg. Von dort werden dann alle Impfzentren in Oberfranken beliefert.
Um welchen Impfstoff geht es überhaupt?
Laut Chefarzt Dr. Maaß stehen drei unterschiedliche Impfstoffe kurz vor der Zulassung. Der von Biontech/Pfizer habe den Nachteil, dass man ihn bei minus 70 Grad lagern und vor Gebrauch auftauen muss. Daneben gibt es zwei weitere heiße Kandidaten aus Schweden und den USA: Astra Zeneca und Moderna. Dr. Maaß hätte nichts dagegen, wenn einer der Letztgenannten wegen der einfacheren Handhabung für die mobilen Impfteams zur Verfügung stünde. Geimpft wird dann jeder zweimal, im Abstand von drei Wochen. In welchen Mengen wird der Impfstoff nach Bamberg geliefert?
Die Staatsregierung beabsichtige, den jeweils verfügbaren Impfstoff nach Bevölkerungszahlen auf die Regierungsbezirke zu verteilen, teilt dazu das Landratsamt mit.
Und wer wird zuerst geimpft?
Die ständige Impfkommission (Stiko) hat eine Empfehlung gegeben, welche Gruppen sich zuerst impfen lassen können:
- Besonders anfällige Gruppen wie Menschen hohen Alters, Menschen mit chronischen Erkrankungen, Bewohner von Alten- und Pflegeheimen sowie Betreute und Bewohner in stationären und teilstationären Einrichtungen für Menschen mit Behinderung - Menschen mit einem erhöhten Infektionsrisiko etwa aufgrund ihres Berufs (beispielsweise medizinisches und pflegerisches Personal, Angehörige der Polizei und der Feuerwehr) - Menschen mit einem erhöhten Infektionsrisiko aufgrund äußerer Umstände (zum Beispiel aufgrund beengter Wohnverhältnisse)
Dazu seien "detaillierte überregionale Richtlinien" in Arbeit.
Ein Leser, der schwer lungenkrank ist, möchte sich gern schnell impfen lassen. Kann er sich als Zugehöriger einer Risikogruppe für eine Impfung vormerken lassen oder regelt das sein Arzt?
Darüber liegen dem Landratsamt noch keine Informationen vor, Antwort sollen die derzeit zu erarbeitenden Richtlinien geben. "Wichtig ist, dass unbürokratische und damit effiziente Abläufe geschaffen werden", sagt Förtsch.
Viele haben Bedenken, einen noch unausgereiften Impfstoff gespritzt zu bekommen. Sind denn überhaupt die Nebenwirkungen hinreichend bekannt?
"Ich kann solche Bedenken absolut verstehen", sagt Dr. Sören Maaß. "Es liegen bislang zwar wissenschaftliche Daten vor, aber wenige allgemeinverständliche Informationen zu den Nebenwirkungen." Die seien wohl so ähnlich wie bei einer Grippeimpfung, zum Beispiel Muskelschmerzen oder grippeähnliche Symptome. Unklar sei auch noch, wie lange der Impfstoff wirkt und wie die Impfdosen für welche Altersgruppen auszusehen hätten.
Aber im Falle einer Zulassung würden solche und weitere Informationen so aufbereitet, dass jeder für sich eine fundierte Entscheidung treffen könne. Eine Aufklärung erfolge dann durch das Robert-Koch-Institut und zusätzlich durch einen Arzt.
Die Unsicherheit in der Bevölkerung nimmt Dr. Maaß ernst, ist jedoch überzeugt: "Wenn man in Deutschland einen Impfstoff nach Studienlage zulässt, wird er sicher sein. Und uns geht es darum, die Impfung sorgfältig und gut aufgeklärt zu machen." Wird der Impfstoff mittelfristig auch anderweitig, etwa in Krankenhäusern oder Hausarztpraxen, zur Verfügung stehen?
Die Verteilung ist in mehreren Stufen geplant. Mittelfristig ist dabei auch eine Versorgung über die Vertragsärzte (Haus- und Fachärzte) geplant.
Als wichtiges Glied der Impfstrategie werden die mobilen Teams genannt, die auf Wunsch Menschen impfen können, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind und die zu den genannten Risikogruppen zählen (etwa Bewohner von Pflegeheimen). Mobile Teams könnten zum Beispiel auch von Hausärzten gebildet werden.
"Die Impfzentren sollen nicht den Hausarzt ersetzen, ganz im Gegenteil", sagt Dr. Maaß. Bis freilich alle Risiko- und systemrelevanten Gruppen geimpft sind, dürfte einige Zeit ins Land gehen.
Gelten für Geimpfte weiterhin alle Corona-Maßnahmen oder gibt es zum Beispiel Lockerungen bei Besuchsrechten?
Dazu gibt es bislang noch kaum belastbare Aussagen von Bund und Ländern, die die Maßnahmen verabschiedet haben. "Ich denke, das wird im Frühjahr entschieden werden", sagt Dr. Maaß.
Vorher stünden größtmögliche Sicherheit und Aufklärung der Bürger, die sich impfen lassen wollen, im Vordergrund. "Die bislang zu den Impfstoffen publizierten Ergebnisse machen mich jedenfalls sehr hoffnungsfroh."
Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube...