Welterbe feiert ohne Manager

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Das Schaubild zeigt die Lage des möglichen Besucherzentrums zwischen Altem Rathaus und Tourismuszentrum
Das Schaubild zeigt die Lage des möglichen Besucherzentrums zwischen Altem Rathaus und Tourismuszentrum

Ausgerechnet im Jahr 20 nach der Ernennung der Altstadt als Unesco-Welterbe ist die Leitungs-Stelle im Zentrum Welterbe Bamberg vakant. Ist die Position womöglich entbehrlich? Die Stadt sagt nein und schreibt sie in Kürze neu aus.

Wenn Bamberg am ersten Juni-Wochenende seine Ernennung zum Weltkulturerbe vor 20 Jahren feiert, bleibt ein Stuhl leer: der des Leiters bzw. der Leiterin des 2005 gegründeten Zentrums Welterbe Bamberg (ZWB). Seit dem Weggang von Ulrike Laible Ende Januar 2013 ist die Position verwaist.

Die Stadt Bamberg macht sich zwar in diesen Tagen auf die Suche nach einem Nachfolger bzw. einer Nachfolgerin. Aber in den wenigen verbleibenden Wochen wird definitiv keine Personalentscheidung fallen. Es dürfte sogar bis in den Herbst dauern, ehe die Stelle wieder besetzt ist. Erstens, weil die bayernweite Ausschreibung der Stelle - sie ist nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TvöD), Stufe 13, mit einem Einstiegsgehalt knapp über 3200 Euro dotiert - zwar beschlossen, aber noch nicht erfolgt ist. Und zweitens, weil man im Rathaus mit einer Vielzahl von Bewerbungen und einem entsprechend langwierigen Auswahlverfahren rechnet.
Laut Pressesprecherin Ulrike Siebenhaar haben sich auf vergleichbare Positionen in anderen Städten zuletzt jeweils hunderte Frauen und Männer beworben.

Identifikationsfigur fehlt

Natürlich fehle mit der ZWB-Leitung ausgerechnet im Jubiläumsjahr eine wichtige Identifikationsfigur in der Welterbestadt, räumt die Rathaussprecherin ein. Dennoch seien die Vorbereitungen zum Jubiläum so gut wie abgeschlossen, stehe ein umfangreiches Programm. Interimsweise arbeite Oliver Will aus dem Kulturamt im Zentrum Welterbe mit, der bereits das E.T.A.-Hoffmann-Jahr organisiert hat. Man könne in Bamberg zum Glück auf viel Sach- und Fachverstand zurückgreifen, sagt Siebenhaar. Auch mit Hilfe von Universität und Volkshochschule sei es möglich, die Vakanz zu überbrücken.

Doch wenn es im Jubiläumsjahr "ohne" geht - kann sich Bamberg die Leitungs-Stelle dann nicht gleich sparen? Die Pressesprecherin der Stadt verneint diese Frage natürlich. Gestellt hat sie sich auch den Bamberger Grünen, die nicht zuletzt deshalb gerne eine genaue Arbeitsplatzbeschreibung und Angaben zum Budget für die zu besetzende Stelle gehabt hätten. Beides ist nicht der Fall. Fraktionsvorsitzende Ursula Sowa, die den Antrag gestellt hatte, bedauert dies. Da komme jemand und solle ganz viel machen für die ganze Stadt, aber weder die Kompetenzen noch Mittel seien klar. Beispiel Tourismus: "Was macht der TKS, was das Welterbezentrum?" fragt die GAL-Stadträtin.

Die Mehrheit im nichtöffentlichen Personalsenat befürwortete eine relativ unkonkrete Ausschreibung, was die Aufgaben angeht. Aus GAL-Sicht wird damit der zweite vor dem ersten Schritt gemacht. Anders sieht man es im Rathaus. Der oder die Neue soll einen gewissen Gestaltungsspielraum haben. Dass von ihr bzw. ihm Erfahrungen im Management vorausgesetzt werden, wertet Sowa positiv.

Gesucht wird laut Ausschreibung "eine überdurchschnittlich qualifizierte Persönlichkeit mit mehrjährigen Erfahrungen in verschiedenen Bereichen des Welterbe-Managements, der Denkmalpflege und der Kulturarbeit". Ein einschlägiges abgeschlossenes Studium wird vorausgesetzt. In vier Tageszeitungen und dem Bayerischen Staatsanzeiger soll die Stellenanzeige Anfang Mai veröffentlicht werden, außerdem im Internet.

Das Welterbe Bamberg brauche eine Persönlichkeit, die es verkörpert, auch und gerade gegenüber der Bevölkerung. Wichtig sei eine Frau oder ein Mann, die das öffentliche Bewusstsein für das Welterbe schärft und durch Initiativen und Aktivitäten das große Bürger-Interesse an allen historischen Themen weiter fördert, betont Siebenhaar. Wenn das im vergangenen Jahr eher weniger der Fall war, dann sei dies Mammutaufgaben wie der Landesgartenschau und dem Projekt Urbaner Gartenbau geschuldet gewesen. Ulrike Laible sei auch stärker in die ICE-Problematik eingebunden gewesen, als es die Bevölkerung wohl wahrgenommen habe.