Weihnachtsmann, Christkind oder eine Hexe - Wer bringt die Geschenke?

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Wer bringt denn nun eigentlich die Geschenke an Heiligabend? Von Region zu Region spalten sich die Meinungen. Foto: Rainer Jensen/dpa
Wer bringt denn nun eigentlich die Geschenke an Heiligabend? Von Region zu Region spalten sich die Meinungen. Foto: Rainer Jensen/dpa

Zu Weihnachten werden auch 2017 tonnenweise Geschenke unter den Bäumen liegen. Doch wer bringt sie? Weihnachtsmann, Christkind oder jemand ganz anderes?

Hauptsache Geschenke, wird sich so mancher in der Weihnachtszeit sagen. Am 24. Dezember 2017 werden wieder viele Pakete unter den Weihnachtsbäumen liegen. Doch wer bringt sie eigentlich? Nikolaus, Weihnachtsmann, Christkind oder gar eine Hexe?


Wer ist der Weihnachtsmann?

Der Weihnachtsmann fährt Heiligabend mit seinen Geschenken auf einem Schlitten von Haus zu Haus. Ebenso wie das Christkind entstand der Weihnachtsmann im Zuge der Reformation, um den Brauch des Schenkens vom Nikolaustag auf das Weihnachtsfest zu übertragen. Die Figur hat keinen biblischen Hintergrund, sondern ist ein reines Kunstprodukt. Nach landläufiger Meinung wohnt der amerikanische Weihnachtsmann am Nordpol. Auch der europäische Weihnachtsmann soll im Hohen Norden zuhause sein.


Weihnachtsmann und Christkind öffnen ihre Postfilialien


Wie sieht der Weihnachtsmann aus?

Mit dem weißem Bart und dem rotem Gewand, wie wir ihn heute kennen, geht das Aussehen des Weihnachtsmanns auf zwei amerikanische Gedichte aus den 1820er Jahren zurück. An diesen orientierte sich der deutsch-amerikanische Karikaturist Thomas Nast, als er 1863 den Weihnachtsmann für das Magazin Harper's Weekly zeichnete. Als er seine Figur später kolorieren sollte, wählte er die Farben rot und weiß.

Getränke-Riese Coca Cola hat den Weihnachtsmann also weder erfunden, noch eingekleidet - was immer mal wieder fälschlicherweise behauptet wird. Doch seit 1931 zeichnete der Grafiker und Cartoonist Haddon Sundblom den Weihnachtsmann jährlich für die Werbung des Getränkeherstellers in den Unternehmensfarben rot und weiß. So sorgte Coca Cola für die Prägung und weltweite Verbreitung des heutigen Bildes des Weihnachtsmanns.


Wer ist das Christkind?

Auch das Christkind ist eine Kunstfigur. Ursprünglich stand es für den "Heiligen Christ", denn während der Reformation sollte die Aufmerksamkeit vom katholischen Heiligen Nikolaus auf Jesus Christus gelenkt werden. Angeblich war es der Reformator Martin Luther selbst, der als Gegner der Heiligenverehrung den Nikolaus durch das Christkind ersetzt hat. In der Adventszeit überprüfte es das religiöse Wissen von Kindern.

Über die Jahre entwickelte sich die Bezeichnung "Christkind", welche aber nicht das neugeborene Jesuskind meinte. Es verbreitete sich die Vorstellung der engelsgleichen Erscheinung des Christkindes. Meist wird es als blondgelocktes Kind mit Flügeln und Heiligenschein dargestellt. Die Verbindung zu Jesus Christus rückte immer mehr in den Hintergrund.

Heute schreiben die Kinder in katholischen Regionen eher Wunschzettel ans Christkind, in evangelischen Gegenden meist an den Weihnachtsmann.


Wer ist das bekannteste Christkind?

Eine verbreitete Tradition ist, dass ein personifiziertes Christkind, meist eine junge Frau mit goldenen Locken in weißem Gewand, Weihnachtsmärkte eröffnet. Das bekannteste Christkind ist das Nürnberger Christkind. Seit 1970 wird alle zwei Jahre ein mindestens 16 Jahre altes Mädchen aus der Stadt zum Christkind gewählt.

Zu ihren wichtigsten Aufgaben gehört die Eröffnung des Nürnberger Christkindlesmarktesvon der Empore der Frauenkirche herab mit dem berühmten Prolog, regelmäßige Auftritte auf dem Christkindlesmarkt und Besuche von Kindergärten und caritativen Einrichtungen.


Christkind oder Weihnachtsmann - Wer bringt die Geschenke?

Christkind und Weihnachtsmann sind Symbolfiguren des Schenkens zu Weihnachten - wie auch der Nikolaus, auf den sie zurückgehen. Sie sind aber nicht mit dem Heiligen gleichzusetzen, denn nur dieser hat wirklich gelebt. Ursprünglich war der 6. Dezember, der Namenstag des Heiligen Nikolaus, Tag der Bescherung. Während der Reformation wurde die Bescherung, vermutlich von Martin Luther, auf den 25. Dezember verlegt, da die Protestanten die Heiligenverehrung ablehnten.

Eine klare Grenze, wo nun der Weihnachtsmann und wo das Christkind tätig ist, lässt sich nicht ziehen. Regionale Aussagen lassen sich aber treffen. In West-, Südwest- und Süddeutschland kommt das Christkind, während der Weihnachtsmann in Mittel-, Nord- und Ostdeutschland unterwegs ist.


Christkind und Weihnachtsmann: Wie kommen die Geschenke unter den Baum?

Man sagt, der Weihnachtsmann reist mit seinem von Rentieren gezogenen fliegenden Schlitten, steigt durch die Kamine in die Häuser und hinterlässt Päckchen. Dieser Mythos begründet sich auf zwei amerikanischen Gedichte aus den 1820er Jahren. Das Christkind kommt der Überlieferung nach an Heiligabend und bringt, ohne gesehen zu werden, die Geschenke.


Wo landen die Briefe an Weihnachtsmann und Christkind?

Für die Beantwortung der Weihnachtspost werden jedes Jahr Weihnachtspostfilialen eingerichtet. In Deutschland wurden dafür Orte ausgewählt, deren Namen einen Bezug zu Weihnachten haben, wie Engelskirchen, Himmelpfort und der Hildesheimer Stadtteil Himmelsthür. Dort beantworten viele ehrenamtliche Helfer tausende von Briefen an Weihnachtsmann, Christkind und auch den Nikolaus. Wer bis Mitte Dezember seinen Brief abschickt bekommt rechtzeitig vor dem Weihnachtsfest eine Antwort.

Weitere Weihnachtsfiguren:



Wer ist Sankt Nikolaus?

Die Figur geht vor allem auf Nikolaus von Myra zurück. Er war Bischof in Kleinasien, starb angeblich am 6. Dezember 343 und galt als überaus großherzig. Der Legende nach steckte der Wohltäter armen Mädchen Geld für die Aussteuer zu. Das heimliche Bringen von Nikolausgaben bei Nacht ist seit dem 15. Jahrhundert bekannt. Seit dem 17. Jahrhundert tritt die Figur persönlich auf.Auch heute feiern wir am 6. Dezember den Nikolaustag.



Wer ist Sinterklaas?

In den Niederlanden und Teilen Belgiens legt diese Variante des heiligen Nikolaus jedes Jahr per Schiff in einem anderen Hafen an und reitet dann von Dach zu Dach. Dort klettert Sinterklaas durch die Schornsteine, um schon knapp drei Wochen vor Weihnachten Geschenke zu bringen.



Wer ist Nisse?

Der Name des Wichtels aus Skandinavien stammt vermutlich vom dänischen Namen Niels (Nikolaus). Die norwegische Variante des Weihnachtsmanns hat eine rote Zipfelmütze und einen langen weißen Bart - trägt aber auch einen Norwegerpullover und handgestrickte Kniestrümpfe. Wer auf Geschenke hofft, sollte nicht vergessen, dem "Julenisse" einen Teller Weihnachtsgrütze vor die Tür zu stellen.



Wer sind die Heiligen Drei Könige?

In Spanien und Teilen Lateinamerikas gibt es die Geschenke erst am 6. Januar - wenn die Heiligen Drei Könige Caspar, Melchior und Balthasar durchs Land ziehen. Der Brauch geht darauf zurück, dass die Könige dem Jesuskind mit Weihrauch und Myrrhe huldigten. Am Vorabend des Dreikönigsfestes stellen Kinder mit Heu gefüllte Schuhe vor die Tür.



Wer ist Hexe Befana?

In Italien kommt der Weihnachtsmann erst seit wenigen Jahren. Früher war die Hexe Befana für die Auslieferung der Geschenke verantwortlich: In der Nacht zum 6. Januar fliegt sie mit dem Besen von Haus zu Haus. Am Vorabend des Dreikönigstags hängen die Kinder Strümpfe an den Kamin oder stellen Schuhe hin, damit die Hexe sie mit Gaben füllen kann - sofern sie brav waren. Der Name Befana geht auf das Fest Epiphanias zurück.



Wer ist Väterchen Frost?

Er ist die osteuropäische Variante des Weihnachtsmanns und kommt seit dem 19. Jahrhundert in russischen Märchen vor - eigentlich als bloße Winterfigur. In der Sowjetunion wurde er dann zum sozialistischen Ersatz für den westlichen Gabenbringer. Um Bezüge zum Weihnachtsmann zu vermeiden, musste Väterchen Frost eigens einen blauen Mantel tragen. Nach dem Ende des Kommunismus und der Wiedereinführung des orthodoxen Weihnachtsfestes spielt Väterchen Frost seine Rolle heute aber weiter. Das russisch-orthodoxe Weihnachtsfest wird nach dem Julianischen Kalender 13 Tage später als die deutsche Weihnacht gefeiert.