Was wird aus der Bamberger Arena?

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Symbolfoto: Michael Gründel
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Foto: RiegerPress
RiegerPress (RiegerPress)
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Die Zukunft der "Frankenhölle" stand am Mittwochabend im Mittelpunkt einer Gesprächsrunde in der Oddset-Lounge in Bamberg. Redakteur Adrian Grodel berichtete live von der Veranstaltung.

Endes September 2013 läuft der Vertrag mit dem bisherigen Namensgeber der Stechert-Arena, Franz Stegner, aus. Wie wird die Halle dann heißen? Wird es eine Aufwertung der Mehrzweckhalle geben? Und welche Folgen haben die Entscheidungen im Rathaus für die Zukunft der Brose Baskets?

Unter anderem um diese Frage geht es bei der Podiumsdiskussion heute Abend um 20 Uhr in der Oddset-Lounge der Stechert-Arena.

Veranstalter des Abends sind die Mediengruppe Oberfranken und der Zeitungstitel "Fränkischer Tag".

Am Podium sitzen als Diskutanten der Vorsitzende der Gesellschafterversammlung der Firma Brose Fahrzeugteile, Michael Stoschek, der Bamberger Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD), und der Brose-Baskets Manager Wolfgang Heyder. Moderiert wird die Veranstaltung vom Chefredakteur der Mediengruppe Oberfranken, Frank Förtsch.

Redakteur Adrian Grodel wird an dieser Stelle live aus der Halle berichten und Sie, liebe Leser, aktuell über den Diskussionsverlauf informieren.

So, liebes Publikum, ich melde mich hier zum ersten Mal live aus der Arena, die noch Stechert-Arena heißt, und aller Voraussicht nach bald Brose-Arena. Oder doch nicht? Na, wir werden sehen. Entschieden wird heute Abend noch nichts, das macht dann voraussichtlich in Kürze der Stadtrat. Aber interessant dürfte es bei diesem hochkarätigen Podium allemal werden. In zehn Minuten geht's los...

Ganz viele Stadträte aus allen Fraktionen und Persönlichkeiten aus der Politik sind hier im Publikum. Kein Wunder, denn schließlich sind Sie es, die am Ende entscheiden müssen, ob sie der Offerte von Michael Stoschek alias Brose zustimmen werden oder nicht. Noch klaffen allerdings große Lücken in der Oddset-Lounge...

Der Beginn der Veranstaltung verzögert sich um einige Minuten. Gerade ist auch Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) mit Lebensgefährtin Helen Galal eingetroffen.

So, jetzt geht es gleich los. Vor dem Startschuss wird noch ein Scheck über 7500 Euro an das Rote Kreuz übergeben, das die Gelder an Flutopfer in Deutschland weitergeben wird.

FT-Chefredakteur Frank Förtsch eröffnet mit der Frage: Welche Rolle spielen die Halle, die Namensrechte, die Sponsoren für den Basketball? Wie eng hängt das alles zusammen? Die Frage geht an Brose-Manager Wolfgang Heyder. Heyder nennt die Halle als zentralen Faktor für die Mannschaft. Die Nähe des Publikums und die Stimmung gehen auf die Leistung der Mannschaft über. Der Basketball sei andererseits nur möglich, wenn die finanziellen Ressourcen vorhanden sind. Das Niveau zu halten ist laut Heyder nur möglich, wenn "wir an Sponsoren zulegen". Gerade im Hinblick auf das Aufrüsten von Bayern München.
Heyder stellt das Engagement von Brose in den vergangenen Jahren heraus.

Bamberg ohne Basketball, ist das vorstellbar, so die Frage an OB Starke? Starke betont, dass die drittgrößte Halle Bayerns nicht nur eine Einrichtung für den Basketball sei. Der Basketball mache nur 38 Prozent aus.

Michael Stoschek weist darauf hin, dass 600 000 Zuschauer im vergangenen Jahr in die Halle gekommen seien. Auch er stellt heraus, dass die Halle nicht nur für den Sport gedacht sei. Aber sie sei eben nicht mehr wettbewerbsfähig. "Das ist die Halle mit dem größten Nachholbedarf!" Jetzt sei der Zeitpunkt aufzurüsten!
Stoschek kritisiert den Sitzkomfort und die Akustik. Bei Konzerten sei der Nachhall viel zu extrem. "Nur wenn wir wettbewerbsfähig sind, bekommen wir Veranstaltungen in die Halle!"

Will Stoschek über die Halle hinaus auch noch stärker in den Basketball investieren? "Die Bamberger Bevölkerung ist gewohnt, Deutscher Meister zu werden." Das wird aber durch das Aufrüsten von Bayern München schwieriger. Stoscheck sagt, Brose sei unter diesen neuen Verhältnissen am Limit. Er fordert, dass jeder Bamberger, die Wirtschaft, ja auch die Stadt tiefer in die Tasche greifen müssen. Die Brose Baskets haben für die kommende Saison einen Etat von 6,2 Mio. Euro, Bayern von 16 Mio.

So, jetzt sind wir schon voll in der sportlichen Debatte, die Halle tritt erst mal in den Hintergrund. Aber vielleicht interessiert das die Fans hier ja auch mehr als ein Immobilienobjekt.

Heyder glaubt, dass Bamberg auch im nächsten Jahr um die Meisterschaft mitspielen wird. Er kündigt an, dass die Eintrittspreise wohl angehoben werden, weil einfach nicht mehr Fans in die Halle passen. Man sei auch hier am Limit.

Frage an den OB: Was ist die Stadt bereit, in den Basketball zu investieren? "Die Kommune kann nicht in den Spitzensport investieren". Aber sie könne die Rahmenbedingungen verbesseren, und das wolle man tun. 2012 hat die Arena einen dritten Platz bei allen Veranstaltungen in Deutschland belegt. Auch dies müsse man mal anerkennen. Dennoch müsse man dafür sorgen, dass wir dieses Niveau stabil halten. Was wiederum für die Stadt bedeutet: investieren. "Wir reden von einem Paket von 2,4 Millionen Euro", so Starke. Eine Lagerhalle werde u.a. errichtet, ebenso wie ein Aufzug zu den Vip-Räumen.

Auffällig: Starke betont immer wieder, dass es ihm nicht nur um den Basketball geht!

Jetzt kommt der Stadtrat ins Spiel! Starke: Ich hoffe, dass meine Kollegen dort das Paket so akzeptieren.

Michael Stoschek spricht von einem "betriebswirtschaftlichen und ausgewogenen Paket". Auch Starke wirbt noch mal dafür.

Gute Frage des FT-Chefredakteurs: Besteht durch die künftige Sponsoren-Übermacht von Brose die Gefahr, dass man langjährige kleinere Sponsoren verprellt?

Stoscheck: Wir brauchen neben den vielen Kleinsponsoren unbedingt noch zwei, drei große neben uns. Nur mit den Kleinsponsoren könne man die Ansprüche nicht mehr halten. Und diese großen Sponsoren müssten sich in der Halle gut präsentieren können - "und nicht als 155." auf einem Flickenteppich. Maximal sechs Sponsoren können sich künftig noch in der Halle präsentieren; die anderen müssen sich offenbar mit einem LED-Band im Foyer zufrieden geben.

Heyder: Wir müssen als Marktführer im Basketball es schaffen, endlich auch an einem kleinen Standort wie Bamberg bundesweite Sponsoren zu gewinnen. Heyder sieht gute Chancen, dass dies mit der erneuerten Halle funktionieren kann.

Gab es alternative Partner für die Stadt Bamberg in Sachen Hallensponsoring? Der OB nennt den Namen Franken Maxit. Sehr schnell habe sich aber herausgestellt, dass das Gesamtpaket bei Brose besser gewesen sei.

Gibt es Pflicht und Kür für Michael Stoschek bei den Investitionen? Also übersetzt: Was will er unbedingt, was nicht? Stoschek sagt, dass es schwierig sei, dies wie beim Sport mit Pflicht und Kür zu beantworten. Er lässt durchblicken, dass er eigentlich keine Kompromisse will.

Jetzt schwenkt Stoschek nochmal zu Bayern München ab. "Für den Basketball insgesamt ist der Einstieg von Bayern ein Gewinn. Was ich aber nicht dulde, ist die Tatsache, dass man den Gegner bewusst schwächt!" Das sei unglaublich, und es reichen schon die Verhältnisse im Fußball. Dies führe zu einer Polarisierung: Die einen lieben Bayern, die anderen hassen Bayern. Dies werde im Basketball auch so kommen.

Interessant: Stoschek sagt, Bamberg wolle künftig die Rolle von Borussia Dortmund annehmen. "Mit Herzblut, Leidenschaft und jungen Spielern ankämpfen gegen das große Geld. Wir sind die Guten und Sympathischen." Er unterstreicht nochmals, dass alle - Fans und Sponsoren in Bamberg - umdenken müssen!

Eine Million lieber in Spieler oder in die Halle investieren, das ist die nächste Frage. Heyder: Wir müssen beides tun. Und in diesem Zusammenhang: Anton Gavel bleibe in Bamberg. Stoschek sagt, es könne nicht sein, dass wir einerseits eine tolle Halle hätten, aber dafür kein Geld mehr für Spieler. Insofern sei beides wichtig. Sein Unternehmen investiere seit Jahren wesentlich mehr in die Brose-Spieler, verglichen damit, was für die Halle nötig wäre.

Jetzt die Frage an Wolfgang Heyder, ob es Neues vom Spielermarkt gibt. Namen nennt er nicht, aber die Verhandlungen liefen sehr intensiv. Insgesamt sei noch nichts spruchreif.

Werden andere Projekte in der Stadt leiden, wenn die Stadt über zwei Millionen in die Halle investieren wird? Der OB verneint und verspricht, die anderen Bereiche kämen nicht zu kurz. Jetzt bringt er einen interessanten Aspekt in die Diskussion: Durch die Basketballer habe die Stadt einen Bekanntheitsgrad erreicht, den man sonst wohl so nie bekommen hätte. Außerdem seien die Sportler ein wichtiger Integrationsfaktor für die Jugend in die Stadt, was sich auch im Projekt Baskidball widerspiegle.

OB Starke glaubt nicht, dass im Stadtrat zwischen der Finanzierbarkeit von sozialen Projekten und den Investitionen in die Halle verglichen werde. Weil das eine nichts mit dem anderen zu tun habe - und weil die Lösung mit Brose wirtschaftlich vernünftig sei.

So, im Moment gibt es eine kleine Tickerpause. Der Grund: Michael Stoschek präsentiert seinen bundesweiten Streifzug durch alle möglichen Hallen auf der Leinwand. Immer im Vergleich zur Bamberger Halle. Und schließlich auch noch seine Vision, wie die Brose-Arena künftig aussehen soll.

Jetzt eine Art Schlussplädoyer von Michael Stoschek: Mit der neuen Halle werden wir attraktiver für Besucher, attraktiver für Sponsoren, und bekommen eine attraktivere Stätte für alle Nicht-Basketball-Veranstaltungen.

Der parteilose Stadtrat Norbert Tscherner fragt Stoschek: Können Sie sich vorstellen, wenn noch zwei andere große Sponsoren mitmachen, dass die Halle dann Brose-xy-Halle heißen könnte? Ein klares Nein des Unternehmers!

Jetzt wird es wirtschaftlich. Es geht um die Ansiedlung des Brose-Kompetenzzentrums in Bamberg. Starke nennt das "einen Glücksfall für Bamberg". Der Flugplatz spiele hier eine zentrale Rolle, das sei aus Unternehmersicht nun einmal so.

Sehr interessant: Ein Mitarbeiter von Motor Nützel stellt fest, dass er als Kleinsponsor künftig nicht mehr in der Halle präsent sein werde. Heyder weist dies zurück: Es gehe nur um die Werbung über dem Spielfeld, die künftig für sechs Sponsoren reserviert sei.

Die nächste parteilose Stadträtin meldet sich zu Worte, Daniela Reinfelder. Sie stellt fest, dass das Risiko, dass wir sportlich nicht mehr so erfolgreich sein können, steigt. Aber dann könnte es sein, dass eben nicht mehr so viele Zuschauer kommen. Aber der Zuschauerzuspruch sei derzeit das Pfund, dass die Betriebskosten für die Stadt erträglich blieben. Stoschek antwortet: Es gebe keine Halle in Deutschland, die eine schwarze Null schreibt. Umso wichtiger sei, stets wettbewerbsfähig zu sein, um möglichst viele Veranstaltungen in die Halle zu bekommen!

Jetzt kommt nochmal Borussia Dortmund ins Spiel. Stoschek: Wir schön kann es sein, Zweiter zu sein und den Bayern den Kampf anzusagen! "Wir haben gemeinsam in dieser Region in den vergangenen Jahren viel erreicht. Darauf können wir stolz sein."

Die Frage von den Fans: Bekommen wir in der neuen Saison eine reine Stehplatztribüne? Heyder: Eine jährlich wiederkehrende Diskussion. Der Wunsch ist an uns herangetragen worden, und wir werden uns diesem Fanvotum auch beugen. Also: Die Stehplätze bleiben...


So, jetzt vermutlich die letzte Frage aus dem Publikum. Und die ist gut: Warum ist es in der Bierstadt Bamberg nicht möglich, in der Halle Bamberger Bier auszuschenken. Heyders Antwort ist klar: Er muss wirtschaftlich denken. Und die Großbrauereien zahlen einfach so viel Geld, was Bambergs Brauer nie leisten könnten.

Abschlussfrage von Frank Förtsch: Wir realistisch ist die Zustimmung des Stadtrats am kommenden Mittwoch? Heyder: Das ist wie im Sport. Wenn man sich vorher gestritten hat, kommt etwas Gutes dabei raus. Starke: Dass heute Sponsoren, Wirtschaft und Stadtspitze hier zusammensitzen, ist ein positives Signal. Ähnlich sieht es auch Michael Stoschek - also Optimismus pur!

Zum Abschluss noch meine ganz persönliche Prognose, wie die Abstimmung im Stadtrat ausgehen wird:

SPD: Zustimmung. OB Starke und Klaus Stieringer werden die richtigen Worte finden, dass die Fraktion den Deal absegnet!

CSU: Zustimmung. Selbst wenn es Bedenken bei einigen Stadträten geben sollte, wird keiner den Mut haben, gegen Stoschek zu stimmen. Die krisengeschüttelte Partei um den Vorsitzenden Christian Lange wird einen Teufel tun, ein weiteres Fass aufzumachen. Niemand will in der CSU als Totengräber des Basketballs dastehen.

Grüne: Ablehnung. Die Grünen beäugen die überbordenden Investitionen in Großprojekte seit jeher kritisch. Sie werden den Versprechungen, dass die neuerlichen Millionen für die Arena nicht zulasten anderer für sie wichtigerer Themen gehen, nicht bedingungslos glauben.

FW-BR: Zustimmung. Fraktionschef Dieter Weinsheimer dürfte die Stadttöchter Stadtwerke und Stadtbau in Gefahr sehen, wenn aus ihrem Topf die Hallensanierung gezahlt werden soll. Andererseits wird Ober-Basketballfan Herbert Lauer in der Fraktion wohl kräftig Stimmung für eine Kostenübernahme machen.

Fraktionslose: Vereinzelt Ablehnung. Norbert Tscherner wird sich als einzig wahrer Hüter und Retter der Bamberger Finanzen im Stadtrat präsentieren und gegen den Antrag stimmen. Es könnte auch gut sein, dass die frühere CSU-Stadträtin Daniela Reinfelder ihren eigenen Weg geht.

Ergebnis: Grünes Licht für die Brose-Arena. Michael Stoschek wird - schon mangels Alternativen - bekommen, was er will und kann seinen Einfluss innerhalb der Stadt Bamberg kräftig ausbauen.

So, das war's dann hier aus der Arena. Adrian Grodel sagt Danke fürs Mitlesen. Einen schönen Abend noch - wo immer Sie auch gerade sind!


Videos von der Veranstaltung und vieles mehr rund um die Brose Baskets finden Sie auf brosebaskets.tv!