Wo die Ruine der Sterzersmühle in Bamberg lag, steht jetzt ein Neubau mit imposantem Ausblick. Das Restaurant im Erdgeschoss soll schon bald öffnen.
Sieben Meter unter der Terrasse des neuen Gebäudes arbeitet seit Juli 2018 mitten in der Regnitz zuverlässig und unbemerkt die Turbine des Wasserkraftwerks. Sie erzeugt Strom für gut 300 Haushalte. Wenn in diesen Tagen das "HENRII" eröffnet, zieht nach Jahrzehnten endlich auch wieder über der Regnitz Leben in die Unteren Mühlen ein. Der Innenausbau des neuen Gebäudes ist abgeschlossen - die Weinflaschen stehen im Regal, das Restaurant im Erdgeschoss ist fertig, der Blick aus den großen Fenstern zum Alten Rathaus bestechend.
Für die jungen Geschäftsführer Maximilian Beughold (24) und Raffaele Colonna (25) sind die Unteren Mühlen ein Glücksfall: "Wir sind happy, an der Stelle ein Restaurant eröffnen zu können", sagt Beughold. Seit zwölf Jahren sind die beiden befreundet, vier Jahre lang haben sie nach einer passenden Location für ihren ersten eigenen gastronomischen Betrieb gesucht - bis ihnen SPD-Stadträtin Annerose Ackermann den entscheidenden Kontakt zu Investor und Vermieter Johannes Kraus herstellte - das Konzept überzeugte den Mann aus München.
"Lässig und zwanglos"
"Tagesbar, Restaurant, Vinothek", so lautet die speziell auf die Location zugeschnittene Idee der jungen Gastronomen. Sie wollen ein ganztägiges Angebot in dem 85 Sitzplätze fassenden Restaurant mit Bar präsentieren. Mittags soll es viel Pasta zu bezahlbaren Preisen sowie Kaffee und Kuchen geben, abends dann etwas schicker und raffinierter werden: "Hier gehört ein Restaurant mit einem etwas gehobeneren Anspruch rein", sagt Beughold. Es werde für jeden was dabei sein, versprechen die Macher. Gäste sollen mediterrane und moderne Gerichte im Restaurant und an der Bar Cocktails genießen können. "Lässig und zwanglos" beschreiben die beiden Geschäftsführer ihr Konzept, angelehnt an den italienischen Lebensstil.
Maximilian Beughold und Raffaele Colonna sind Bamberger durch und durch - mit mehrjähriger Erfahrung in der Gastronomie. Colonna ist seit vier Jahren Weinsommelier, Beughold Marketingexperte mit kleiner Werbeagentur. Küchenchef Andreas Pickel (29) aus Frensdorf hat schon in verschiedenen Ländern gearbeitet. Das Team setzt auf internationale wie auf regionale Produkte.
In deren Genuss könnten später auch Gäste des Welterbe-Besucherzentrums der Stadt kommen. Die dafür vorgesehenen Räume im Ober- und Dachgeschoss warten darauf, eingerichtet zu werden. Am 29. April soll das Zentrum seine Pforten öffnen. Den besten Blick wird künftig Welterbemanagerin Patricia Alberth haben: Vom Dachgeschoss lässt sich das Alte Rathaus in voller Pracht bestaunen.
Terrasse noch nicht fertig
Eine ähnliche Postkartenansicht können später auch die Restaurantgäste von der Terrasse über der Regnitz genießen. Noch fehlen dort die richtigen Holzplanken. Laut Architekt Heinz Rosenberg sei es witterungsbedingt nicht möglich gewesen, die Terrasse fertigzustellen. Das soll aber in den kommenden Wochen geschehen. Dann sollen die Arbeiten an dem Millionen-Bau, die seit 2016 laufen, abgeschlossen sein.
Die Bedingungen waren zum Teil schwierig: mitten im Wasser und mit wenig Platz zu bauen. Das sei eine Herausforderung gewesen, so Rosenberg - wie das gesamte Projekt: Jahrzehnte lag die Kriegsruine der Sterzersmühle brach, politisch war jahrelang um die richtige bauliche Lösung gestritten worden.
Ich werde das Lokal boykottieren, denn das gesamte Gebäude beleidigt mein ästhetisches Empfinden. Wenn dem 21. Jahrhundert nichts Kreativeres einfällt als vergleichbar unharmonische Betonhöhlen, dann sollte es die Finger vom Bauen lassen.
Die Investoren können sich satt und zufrieden zurücklehnen: Mit dem Wasserkraftwerk durften sie eine Gelddruckmaschine errichten, mit deren Hilfe sich das Gebäude von selbst finanziert. Dann hat man außerdem einen garantierten Langzeitmieter, der für satten Gewinn sorgen wird. Die Gastronomie ist nur noch Beiwerk.
Ein Welterbezentrum in einem derartigen Archistrozzum ist eine Schande für unsere immer noch schöne Stadt. Das direkte Umfeld des Alten Rathauses hat die Hälfte seiner Attraktivität verloren; die Ruine war tausendmal schöner! Wenn ihr schon etwas Neues bauen wollt, dann nehmt ordentlich Geld in die Hand und sucht Architekten, die etwas können. Wenn dann ein moderner Hingucker herauskommt, dann verträgt sich das mit Bamberg, andernfalls nicht. Das gilt auch für den Glaskasten der Uni in der Stangstraße, für die sog. Theatergassen und das jüngst eröffnete "Quartier an der Stadtmauer": überall dritt- bis viertwertige Bauweisen! Ich schäme mich mittlerweile schon, wenn ich Gäste an diesen Errungenschaften des 20. und 21. Jahrhunderts vorbeiführen muss.
Bild 8 - der Herr Architekt Rosenberg und sein schöner Ausblick aufs alte Rathaus. Jaja, der Blick von drinnen nach draußen ist wunderschön und hätte sich in der Architektur widerspiegeln müssen. Note für den Architekten und die Jasager, die dies genehmigt haben: 6!