Was der einsame Grill verrät

3 Min

Ein kleines Biotop an einem Regnitzarm in Strullendorf dient der Renaturierung wertvoller Auenbereiche. Nicht alle halten sich an entsprechende Verbote.

Christa Lehmann ist eine engagierte Streiterin für Recht und Gerechtigkeit, aber auch für die Umwelt und den Naturschutz. Als Mitarbeiterin der Firma Kommunale Verkehrsüberwachung Mühldorf/Inn ist sie auch in einigen Kommunen in der Region für die Verkehrsüberwachung zuständig. Sie ist es gewöhnt, mit Verkehrsteilnehmern umzugehen, die vermeintlich glauben, im Recht zu sein, doch "nur kurz im Geschäft waren", "das Schild noch nie gesehen haben" und wie alle anderen Ausreden auch lauten mögen.

Ehrenamtlich überwacht sie zwischen März und September ein kleines Biotop an einem Regnitzarm in Strullendorf. Hier wurden in enger Zusammenarbeit mit dem Wasserwirtschaftsamt Kronach, dem Amt für ländliche Entwicklung und der Gemeinde Strullendorf wertvolle Auenbereiche renaturiert.

Erst informieren, dann ahnden

Bei ihren Rundgängen spricht Christa Lehmann die dortigen Besucher immer wieder an, erinnert an die Straßenverkehrsordnung und gibt Hinweise, wo man regelkonform parken kann. Ihr ist es wichtig, zu erst einmal zu informieren und dann erst den entsprechenden Fahrzeughalter zu ahnden. Ihre Anzeige geht dann an die Gemeinde Strullendorf und wird von dort aus an die Polizei weitergeleitet.

Viele Besucher, so Christa Lehmann, zeigen sich einsichtig und geloben Besserung. Doch der Ton werde schon manchmal auch ziemlich unangemessen und lasse eine gewisse Kinderstube vermissen. Trotzdem lässt sie sich nicht abhalten von ihrem Einsatz für die Natur, mit einer vielfältigen Pflanzen- und Tierwelt.

"Ich möchte, dass sich auch die nächsten Generationen an diesem Biotop erfreuen können", sagt Christa Lehmann. Dafür bedarf es entsprechender Aufklärung und wünschenswert wäre für sie eine gewisse Vorbildfunktion der Erwachsenen. Ihre Bemühungen zum Sauberhalten der Natur wird mittlerweile durch eine Whats-AppGruppe engagierter Hundehalter unterstützt.

Gerne hätte sie eine deutlichere Präsenz der Polizei vor Ort. Sie weiß aber auch um die Arbeitsbelastung der Beamten und die oft nicht ausreichende Personalstärke, insbesondere an den Wochenenden.

Was sie besonders ärgert ist der zurückgelassene Unrat. Viele Flaschen, Dosen, volle Windeln, aber auch eine Spritze, Bierbänke, ein Kühlschrank und ein Sonnenschirm mussten von dort schon entsorgt werden. Meistens hat Christa Lehmann einen Müllsack dabei und packt einen großen Teil des Mülls gleich ein. Alles andere muss der Strullendorfer Bauhof einsammeln und dann entsorgen. Diesen lobt sie sehr und dankbar ist sie auch für die Unterstützung durch Bernd Oppelt vom Ordnungsamt der Gemeinde Strullendorf.

Situation ist eskaliert

Doch unlängst eskalierte die Situation. Christa Lehmann kam dazu, wie im Biotop ein größerer Kindergeburtstag gefeiert werden sollte. Nach entsprechendem Hinweis an die Erwachsenen wurde man ihr gegenüber sehr schnell aggressiv und wütend und beschimpfte sie in Anwesenheit der Kinder mit Ausdrücken, die derart niveaulos waren und die sie eigentlich nicht wiederholen möchte. Schließlich wurde sie mit einer Wasserpistole im Gesicht getroffen und ihre Brille ging dabei kaputt. Christa Lehmann hat daraufhin die Polizei angerufen und Anzeige erstattet. Die Anzeige wegen Beleidung wurde noch vor Ort von der Polizei aufgenommen. Dazu kommt noch eine Anzeige wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung.

Im Strullendorfer Rathaus treffen immer wieder Beschwerden von engagierten Bürger ein. Nicht nur der zurückgelassene Unrat ärgert viele, sondern auch der Lärm von so mancher Party in lauen Sommernächten. Landwirte beklagen die abgestellten Fahrzeuge, die das Rangieren mit den großen Maschinen erschwert. Bei einem "runden Tisch" im Rathaus mit der dort stationierten Wasserwacht, Feuerwehr, den Landwirten und der Polizei hat man das Thema bereits ausgiebig besprochen und mögliche Lösungsstrategien diskutiert.

Appell des Bürgermeisters

Strullendorfs Bürgermeister Wolfgang Desel (CSU) appellierte an die Vernunft der Bevölkerung und auf gegenseitige Rücksichtnahme. Man will eigentlich niemand vertreiben, aber jeder sollte sich an die Regeln halten und "besonders seinen Müll wieder mit nach Hause nehmen".

Kommentar vonm Andrea Spörlein

Und ein bisschen mehr Rücksicht ... Bei einem Termin vor Ort verwunderte es schon sehr, wie wenig sich der ein oder andere Verkehrsteilnehmer mit den Verkehrszeichen der Straßenverkehrsordnung auskennt. Auch das Lesen scheint manchen schwer zu fallen.

Die großen Schilder teilen deutlich mit, dass es sich hier um ein Biotop nach Art. 13 des BayNatSchuG handelt. Baden, Zelten, Grillen und Befahren der Fläche ist daher verboten.

Spricht man die Beteiligten darauf an, dann wird der Ton sehr schnell pampig und aggressiv. Doch nicht umsonst gibt es unter anderem das Bayerische Naturschutzgesetz zum Schutz wichtiger Naturräume.

Es braucht noch viele, die sich wie Christa Lehmann für die Belange der Natur einsetzen. Ihnen sollte eigentlich unser aller Respekt und unsere Anerkennung gelten.

Ein bisschen mehr Rücksicht auf die einheimische Tier- und Pflanzenwelt und das Bedürfnis viele Menschen nach Ruhe und Stille in der Natur wäre bereits der Anfang einer guten Lösung für das Biotop an der Regnitz.